Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
bei den Aktiva die Banknoten als Bargeldbestand hinzugekommen. Auch hier sehen Sie wieder, dass das, was für die Zentralbank eine Schuld ist – die 10.000 Euro Banknotenumlauf –, für den Besitzer einen Vermögenswert darstellt. Umgekehrt ist jetzt die neue Kreditforderung der Zentralbank bei Ihrer Bank rechts bei den Schulden zu finden.
Nun hat Ihre Bank alle Vorbereitungen dafür getroffen, dass Sie Ihre Kontoeinlage in Geldscheine umtauschen können. Sie gehen zum Schalter und lassen sich die 10.000 Euro auszahlen. In der Bilanz Ihrer Bank passiert dabei Folgendes: Aus der linken Schale verschwindet das Bargeld (das haben nun Sie und nicht mehr die Bank), dafür verschwindet aber auch rechts Ihre Kontoeinlage, denn wenn Sie die 10.000 Euro in bar haben, haben sie logischerweise kein Kontoguthaben mehr.
Aktiva
Passiva
Forderung an Sie 10.000
Ihre Kontoeinlage 0
Bargeldbestand 0
Schulden bei der Zentralbank 10.000
Beide Waagschalen sind damit auch wieder leichter geworden. Das Endergebnis ist im Übrigen dasselbe wie nach Ihrer Überweisung: Bei Ihrer Bank bleibt die Kreditforderung an Sie, der Schulden bei der Zentralbank gegenüberstehen.
Für Sie ist es nun ein Leichtes, mit 20 druckfrischen 500er-Scheinen in der Tasche Ihren Fiat 500 zu bezahlen. Sie sollten aber nicht vergessen, sich vom Händler eine Quittung geben zu lassen.
Fassen wir noch einmal zusammen: Sie haben miterlebt, wie Geld entsteht, sowohl bei einer Geschäftsbank als auch bei einer Zentralbank. Sie haben gesehen, dass Buchgeld (das sind die Kontoeinlagen) und Bargeld auf die gleiche Art und Weise zur Welt kommen, und zwar meistens per Kredit.
Außerdem haben Sie miterlebt, wie mit Geld, das aus dem Nichts geschaffen wurde, sofort reale Waren bezahlt werden können. Dies gilt nicht nur für Verbraucher wie in unserem Beispiel, sondern es gilt genauso für Unternehmen, die ebenfalls Bankkredite aufnehmen, um mit dem so geschaffenen Geld ihre Produktion zu finanzieren. Die häufigste Zahlungsart ist inzwischen die per Überweisung.
Wichtig ist auch die Konsequenz, die sich aus all dem ergibt: Jede Bank gibt im Endeffekt ihr eigenes Geld heraus, für das nur sie geradesteht. Bank A haftet also nur für das von ihr produzierte Geld, Bank B tut das Gleiche nur für ihres und auch die Zentralbank steht nur für jenes Geld gerade, welches sie selbst herausgegeben hat. In diesem Punkt unterscheidet sich das Geld also, obwohl es nach außen hin so erscheint, als ob Geld gleich Geld wäre.
In der Praxis führt dies dazu, dass bei jeder Überweisung von Bank zu Bank ein Umtausch vom Geld der einen in Geld der anderen Bank stattfindet. Und bei jeder Bargeldabhebung tauscht man das Geld der betreffenden Bank in Geld der Zentralbank ein.
Normalerweise spielen diese Unterschiede zwar keine Rolle, sie werden aber plötzlich wichtig, sobald eine Bank in Schwierigkeiten gerät. Dann weiß man es nämlich sehr zu schätzen, wenn man deren Geld nicht sein Eigen nennt.
MYTHOS UND WAHRHEIT
„WOHER STAMMT NUR DER ABERGLAUBE, DASS DIE WAHRHEIT SICH SELBER BAHN BRECHE?“
–
Ernst Bloch, deutscher Philosoph
Teile des Buches haben die Form eines Gespräches zwischen uns beiden Autoren. Wir meinen, dass dies der Vermittlung der Inhalte an den betreffenden Stellen förderlich ist. An dieser Stelle beginnen wir damit
.
„Manche Leser, Raimund, mögen es vermutlich immer noch nicht glauben, dass eine Bank, die Geld ‚verleiht‘, dieses Geld im Moment der Kreditvergabe erst macht, also ‚schöpft‘. Im Alltagsbewusstsein nimmt man doch an, man könne nur etwas verleihen, das man auch hat.“
„Beim Geld muss man das Alltagsbewusstsein eben über Bord werfen. Wir haben ja Schritt für Schritt gezeigt, was beim Geldmachen in einer Bankbilanz passiert.“
„Das Problem ist nur, dass man einer Bank beim Geldschöpfen in der Praxis nie so über die Schulter schauen und in die Bilanz gucken kann, wie wir es dargestellt haben. All die Dinge passieren schließlich im Verborgenen.“
„Deshalb haben wir sie ja ans Licht geholt.“
„Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass es noch Zweifler gibt, zumal man tatsächlich oft genug die Version hört, Banken verliehen nur das Geld weiter, das sie von anderen Kunden anvertraut bekommen. Dann würden sie also nur etwas Bestehendes weiterreichen und nichts selbst machen.“
„Diese Version kenne ich. Aber wer – bitteschön – macht das Geld dann? Und wie wird es gemacht?“
„Keine Ahnung! Dazu
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