Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
viel im Ausland. Fast die Hälfte liegt demnach in New York. Außerdem versprachen sie, bis zum Jahr 2020 die Hälfte des gesamten Goldschatzes nach Deutschland zu holen – ein Vorhaben, das sie noch kurz zuvor als unpraktikabel abgelehnt hatten.
Gleichwohl mussten sich auch die Rechnungsprüfer mit einigen recht grotesken Antworten zufriedengeben. Auf die Frage etwa, warum die Bundesbanker nicht in der Lage seien, das Auslandsgold regelmäßig zu inspizieren, entschuldigten sich die Goldhüter mit einer schon entwaffnenden Hilflosigkeit: In New York zum Beispiel seien nicht einmal Stichproben möglich, gestanden sie ein, weil in den dortigen Kellern die Barren nicht in Regalen lägen, sondern in großen Blöcken aufeinandergestapelt seien. Aus diesen Stapeln ließen sich einzelne Barren aber „ohne unangemessenen Aufwand“ nicht herausziehen, um ihre Kennnummern zu prüfen.
Kurioser geht es wirklich nicht: Da bunkert die US-Notenbank in New York für ihren deutschen Kunden Gold im Wert von mehr als 60 Milliarden Euro (!) und speist ihn offenbar mit dem lapidaren Hinweis ab, „ohne unangemessenen Aufwand“ könne er das Gold nicht begutachten. Welcher Aufwand um alles in der Welt ist denn unangemessen im Verhältnis zu den 60 Milliarden Euro, um die es geht? Ist es etwa der Lohn für ein paar kräftige Burschen, die gebraucht werden, um im Keller einige Barren umzustapeln? Wäre dieser Aufwand nicht eher angemessen? Zumal sie bei dieser Gelegenheit gleich aufräumen und ein paar Regale anbringen könnten, damit endlich Ordnung in dem Chaosladen Einzug hält.
Angesichts dieser Zustände wünschen wir der Initiative „Holt unser Gold heim!“ ( www.gold-action.de ) viel Erfolg.
Dass es auch anders geht, zeigt übrigens die englische Notenbank, die Ende 2012 ihre Keller für die Queen öffnete, wo sie vor laufenden Kameras den britischen Staatsschatz inspizieren durfte. Die Königin strich dabei sogar mit der Hand über einzelne Goldbarren und konnte sich davon überzeugen, wie gut sortiert das – selbstverständlich mit Regalen bestückte – Londoner Goldlager ist. Über Zustände wie in New York wäre Her Majesty vermutlich auch „not amused“ gewesen.
Doch zurück zum deutschen Goldschatz: Wir müssen noch erwähnen, dass uns die Bundesbanker offenbar nicht die Wahrheit gesagt hatten, als sie uns schrieben (siehe Anhang 4 ): „Die Goldbestände werden im Rahmen der regulären Revisionstätigkeit überprüft. Bestandskontrollen werden entsprechend vor Ort durchgeführt.“ Denn schließlich mussten sie dem Rechnungshof inzwischen beichten, dass die Bundesbank in New York nicht einmal Stichproben gemacht hat. Wir nehmen dies als Beleg dafür, wie in offiziellen Statements oft gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Ein gesundes Misstrauen gegenüber solchen Statements halten wir also stets für angebracht.
1 Zumal es nicht einmal zwingend notwendig ist, dass eine Notenbank überhaupt eine Bilanz aufstellt. Sie könnte – wenn sie als Staatsanstalt ausgelegt würde – auch ohne auskommen, so wie Behörden in der Regel ja auch nicht bilanzieren. In diesem Falle müsste sie auch nicht für bilanziellen Ausgleich sorgen, wenn ihr einmal Vermögenswerte abhanden kommen sollten
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2 Siehe den Abschnitt „Über Alchemisten, Münchhausen und den Schweizer Käse“
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3 Dieser Instrumentenkasten würde es einer Zentralbank sogar erlauben, eine Zeit lang ohne Kapitalzufuhr weiterzuarbeiten. Ihre Bilanz könnte sie nämlich auch dadurch zum Ausgleich bringen, dass sie dort fehlendes Vermögen einfach mit dem Posten „negatives Eigenkapital“ ersetzt
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4 Dies mussten zum Beispiel die Notenbanken der südeuropäischen Länder in der Krise extensiv tun
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DIE
LEICHTIGKEIT
DER GELDHERSTELLUNG
UND IHRE
FOLGEN
Wir sind jetzt so weit, um ein erstes Fazit aus den bisherigen Erkenntnissen zu ziehen: Weil es so leicht ist, Geld aus dem Nichts zu produzieren, wird auf lange Sicht stets viel mehr davon in Umlauf gebracht, als nötig wäre, um die Wirtschaftstätigkeit in Gang zu halten. Motor der Geldproduktion sind im Konjunkturaufschwung vor allem die Geschäftsbanken. In dieser Zeit vergeben sie nämlich sehr freizügig Kredite, weil sie weniger Angst davor haben müssen, dass ihre Schuldner pleitegehen. Im Abschwung werden sie dann jedoch knauseriger. Dafür geben die Notenbanken ordentlich Gas, denn sie wollen in dieser Phase verhindern, dass das Geld- und Kreditgebäude zusammenbricht, was durchaus passieren
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