Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
der Welt – selbst jetzt noch, wo sie ihre geldpolitische Macht an die Europäische Zentralbank abgegeben hat. Deshalb leuchtet es ein, dass sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, ihren Goldschatz zu verkaufen, obwohl Politiker dies immer wieder von ihr fordern.
Umso unverständlicher ist es auf der anderen Seite, wie nachlässig sie mit diesem Schatz umzugehen scheint: Nicht nur, dass sie den größten Teil davon gar nicht in ihren eigenen Kellern hat, sondern weit weg bei anderen Notenbanken in New York, London und Paris – sie prüft offenbar nicht einmal gewissenhaft, ob die Barren dort auch tatsächlich liegen. Stattdessen vertraut sie blind auf Listen mit Seriennummern, die ihr von den anderen Notenbanken zugeschickt werden. Eine richtige Inventur, die jeder ordentliche Kaufmann einmal im Jahr macht, ja sogar machen muss, hält sie anscheinend für unnötig. Es geht ja auch nur um läppische 150 Milliarden Euro – wer wird denn da so pingelig sein?
Wir wollen zwar weder pingelig sein noch den Partner-Zentralbankern in Paris, London und New York Böses unterstellen, aber die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, sich von Zeit zu Zeit dessen zu vergewissern, was man zu haben glaubt. Wer garantiert zum Beispiel, dass die Partner das Gold nicht nach dem berühmten Bruchteil-Banking-Prinzip verwalten? Da normalerweise sowieso niemals sämtliches Gold gleichzeitig abgeholt wird, braucht man ja auch nicht alles im Keller zu haben, was man vorgibt, für Kunden zu bunkern. Zumal die Barren in der Regel ohnehin jahrzehntelang unberührt herumliegen.
Und selbst wenn ein Kunde sein Gold einmal verkaufen sollte, bedeutet das noch lange nicht, dass die Verwalter es herausrücken müssten. Denn schließlich liegen solche Barren nirgendwo sicherer als in den gut bewachten Notenbank-Tresoren. Weshalb sollte ein Käufer sie also von dort wegschaffen wollen? Um sie sich zu Hause unters Kopfkissen zu legen? Das ist viel zu unsicher – und zu hart. Mit anderen Worten: Die Aufpasser können mit einer hohen Wahrscheinlich damit rechnen, dass sie selbst bei einem Verkauf der Barren nur ein Stück Papier unterschreiben müssten, auf dem sie eine Umbuchung vermerken – von einem Eigentümer zum anderen. Ein Schelm ist, wer Böses dahinter vermutet.
Uns war es jedenfalls schon längere Zeit ein Dorn im Auge, dass die Bundesbank um ihre Goldreserven jahrzehntelang eine regelrechte Geheimniskrämerei betrieb. Sie sagte weder, wo das Gold genau liegt, noch, ob sie es regelmäßig kontrolliert. Dabei ist dieser Schatz der Notgroschen von uns allen, sodass wir alle auch ein Recht darauf haben sollten, zu wissen, welcher Teil im eigenen Land lagert und welcher nicht. Und vor allem: ob er überhaupt vorhanden ist.
Angesichts dieser Heimlichtuerei wunderte es uns nicht, dass bereits wilde Gerüchte ins Kraut schossen: Die US-Notenbank habe der Bundesbank verweigert, das Gold in Augenschein zu nehmen, lautete eines davon. Das Gold sei verliehen, wollte ein anderes wissen. Und ein drittes Gerücht unterstellte, ein Teil des Goldes sei schlichtweg nicht vorhanden.
Wir nahmen diese Spekulationen zum Anlass, um bereits im Sommer 2009 bei der Bundesbank vorzufühlen. Es geschah jedoch, was zu erwarten war: Auf einen detaillierten Fragenkatalog bekamen wir nur eine lapidare Standardantwort. Und trotz hartnäckigen Nachfragens weigerten sich die Bundesbanker, konkrete Informationen herauszurücken. Wie sie sich dabei wanden, liest sich teilweise sogar amüsant, und deshalb haben wir den kompletten E-Mail-Austausch in Anhang 4 für Sie dokumentiert.
Nach uns begannen dann immer mehr misstrauische Zeitgenossen, sich für das Thema zu interessieren: angefangen vom bayerischen Steuerzahlerbund im Jahr 2011 über die
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-Zeitung im Frühjahr 2012 („Der unglaubliche Gold-Skandal!“) bis hin zu einigen Bundestagsabgeordneten und schließlich zum Bundesrechnungshof. Erst mit Letzterem fing die Mauer des Schweigens in der Frankfurter Bundesbankzentrale an zu bröckeln. Auf den offiziellen Druck der Rechnungsprüfer hin musste man sich schließlich notgedrungen etwas auskunftsfreudiger geben.
Plötzlich gaben die Bundesbanker Informationen preis, die sie uns gegenüber noch unbedingt für sich behalten wollten – „mit Blick auf den vertraulichen Charakter” und aus „übergeordneten Sicherheitserwägungen”, wie es damals vernebelnd hieß. Zum Beispiel gaben sie nun im Detail bekannt, wie viel Gold sie zu Hause lagern und wie
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