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Die Waldschmerzklinik 2

Die Waldschmerzklinik 2

Titel: Die Waldschmerzklinik 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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schon?“
    „Dann tu etwas. Bemüh dich um den Mann, den du haben willst.“
    „Sinnlos.“
    „Wieso das?“
    „Er will mich nicht.“
    „Woher weißt du das?“
    „Das weiß man eben.“ Ich brumme unwillig und schiebe den halbgegessenen Salat von mir.
    „Dickschädel“, murmelt Viktor.
    „Lass mich in Ruhe“, sage ich, schiebe meinen Stuhl zurück und springe auf.
    Auf Viktor runterschauend balle ich die Hände zu Fäusten. „Du machst es nicht besser.“
    „Wenn du meinst“, murmelt er und isst seelenruhig weiter.
    Für den Nachmittag sind keine Termine angesetzt, ich habe also Wochenende und verabschiede mich mürrisch von meinem Chef. Die zwei kommenden Tage liegen wie eine unendliche Wüste vor mir. Viktor hat mich zwar zum Golfen eingeladen, aber ich bin nicht wirklich begeistert. Außerdem geht mir seine gute Laune auf den Sack, ehrlich gesagt.
     
    Meine Wohnung hat eine unvergleichlich gute Lage, mitten im Stadtkern. Ich kann vom Wohnzimmer aus auf den Hafen gucken, und wenn ich aus der Haustür trete, habe ich das beste Angebot an Restaurants und Geschäften in Gehnähe. Gegen Abend treibt es mich raus, ich halte es in meinen vier Wänden einfach nicht aus.
    Langsam gehe ich am Hafenbecken entlang und schaue mir die anderen Menschen an, die nur noch Paarweise aufzutreten scheinen. Heute fällt mir das besonders auf, und mein Herz krampft sich vor Sehnsucht zusammen. Ein Mann mit braunen Haaren, größer als ich, geht auf der anderen Seite des Beckens. Auf die Entfernung könnte ich ihn für Miroslav halten, aber das ist natürlich unmöglich.
    Ich erreiche den Scheitelpunkt des Hafens, wo ich geplant hatte, in ein Fischrestaurant einzukehren. Der Wirt fischt noch selbst, was garantiert, wirklich frische Ware auf den Teller zu bekommen. Gerade, als ich die Straße überqueren will, packt mich jemand am Arm. Es ist der Braunhaarige und niemand anderes als Miroslav. Mein Körper geht sofort in Ausnahmezustand und alle roten Lampen blinken, die vor drohender Gefahr warnen sollen, doch ich ignoriere sie.
    „Hallo Waine.“
    Miro lächelt, und ich bewundere die Fältchen, die sich dabei in seinen Augenwinkeln bilden. Seine grünen Augen zeigen Verlegenheit und bitten gleichzeitig um Verzeihung. Kann es sein, dass er sich für den One-Night-Stand entschuldigen will? Ich muss schlucken, um den Frosch aus meinem Hals zu bekommen.
    „Hey Miro“, flüstere ich und spüre, wie seine Finger an meinem Arm heruntergleiten, bis sie meine Hand erreicht haben und diese fest umschließen.
    „Ich würde meine Einladung zu einem Essen gern erneuern“, sagt er leise.
    „Das – passt. Ich wollte gerade da drüben eine Kleinigkeit essen.“
    Ich weise mit dem Kinn zu dem Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Miro lächelt breiter, er scheint erleichtert.
    „Dann folge ich dir, möchte aber zahlen.“
    „Hm, ich weiß nicht.“ Ich schaue ihn unschuldig an. „Du hast sicher unlautere Absichten, wenn du die Rechnung übernimmst. Der Kaffee danach – du weißt schon.“
    Miros Miene verdunkelt sich, er zieht mich näher zu sich heran und guckt mir tief in die Augen.
    „Waine, was dich angeht, habe ich viele Absichten, aber keine ist unlauter. Ich muss mich entschuldigen für den Mist, den ich letzte Woche gebaut habe. Es tut mir leid.“
    „Es gehören zwei dazu“, flüstere ich, wobei ich gegen den Kloß in meiner Kehle ankämpfe. „Ich habe ‚ja‘ gesagt.“
    „Betrachten wir es als Unfall, okay?“
    So würde ich es nun auch nicht bezeichnen wollen, lass es aber stehen und gehe mit Miroslav an der Hand über die Straße. 

Von Liebe und Dummheit
    Wir unterhalten uns über alles Mögliche, nur nicht über uns. Ich erfahre eine Menge aus Waines Berufsalltag. Er weiß die Erlebnisse bildhaft zu schildern, so dass ich manchmal drohe, vor Lachen an meinem Essen zu ersticken. Mein eher langweiliges Leben als Besitzer einer Agentur, die Fonds betreut, bietet da wenig Gesprächsstoff. Waine scheint das nicht zu stören, er unterhält uns beide. Nachdem wir mit einem Mokka das Mahl beendet haben, verlassen wir das Restaurant und stehen vor dem Eingang herum.
    „Ich gehe dann mal nach Hause“, sagt Waine schließlich.
    „Ich hatte gehofft, wir machen noch einen Spaziergang. Es ist noch früh und mein Hotelzimmer nicht sehr gemütlich“, sage ich hoffnungsvoll.
    „Okay, gerne“, antwortet er und geht einfach los.
    Ich schnappe nach seiner Hand, bremse ihn etwas und schlendere mit ihm an

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