Die Waldschmerzklinik 2
Schlafes.
Das lästige Läuten des Telefons reißt mich irgendwann am nächsten Tag aus dem Schlummer. Ich komme vom Sofa hoch, auf dem ich anscheinend eingeschlafen bin und suche nach dem Mobilteil. Viktors widerlich ausgeschlafene Stimme dröhnt in mein Ohr.
„Was ist mit golfen?“
„Nix. Vergiss es. Ich gehe wieder schlafen“, knurre ich und werfe das Telefon auf den Tisch.
Ich rolle mich wieder auf der Couch zusammen und bin gerade eingeschlafen, als das Ding erneut klingelt. Kurzentschlossen ziehe den Stecker. Zutiefst befriedigt über die folgende Stille falle ich zurück aufs Sofa und sinke in einen traumlosen Schlaf.
Nur Minuten später – nein, es müssen doch Stunden vergangen sein, stelle ich nach einem Blick auf die Uhr fest – klingelt es an der Tür. Ich raffe mich auf und trotte hin, öffne einem aufgeregten Viktor, der sich grußlos an mir vorbeidrängelt und die Tür ins Schloss wirft. Er stemmt die Hände in die Hüften und mustert mich schweigend.
„Was soll das darstellen?“, fragt er schließlich drohend.
„Keine Ahnung.“
Ich latsche zurück ins Wohnzimmer und plumpse auf die Couch. Mit beiden Händen fahre ich mir durch die Haare und schaue mich um. Die leeren Flaschen stehen noch auf dem Tisch und zeugen von meinem nächtlichen Tun. Viktor lächelt grimmig und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Dir ist wirklich nicht zu helfen.“
„Nö. Will ich auch nicht. Verschwinde“, knurre ich mit schmerzender Kehle.
„Wie blöde bist du eigentlich?“
„He!“ Ich fahre hoch, stocke aber sofort und falle zurück.
Mein Schädel schmerzt und mir ist übel.
„Muss ich dich wirklich an die Hand nehmen und zu Miroslav bringen, damit ihr beiden Idioten endlich glücklich werdet?“
„Ne, lass mal. Hat keinen Sinn.“
„Waine Hahn, du stehst jetzt sofort auf, gehst unter die Dusche und dann – kümmere ich mich um die Sache“, donnert Viktor so laut, dass ich automatisch aufspringe und stramm stehe.
Ein Erbe aus meiner Zeit bei der Bundeswehr, anders kann ich es mir nicht erklären. Er packt mich am Arm und bugsiert mich ins Bad. Die Tür fällt zu, ein Schlüssel dreht sich.
„WASCH dich gründlich. Ich lass dich erst wieder raus, wenn du duftest wie eine ganze Blumenwiese“, kommt es lautstark durch das Holz.
„Bitte nicht, Viktor. Lass mich wieder ins Bett“, winsele ich, aber ich höre ihn nur lachen.
„Mieses Schwein“, schimpfe ich leise vor mich hin, während ich meine zerknitterten Klamotten ausziehe und mich vorsichtig in die Duschkabine stelle.
Wie lange ich brauche, um seinen Anforderungen gerecht zu werden, weiß ich nicht. Ewig wahrscheinlich. Ich habe keine Uhr im Bad und trödele absichtlich, um Viktor zu ärgern. Außerdem brauche ich die Zeit, um zu mir zu kommen. Als ich frisch rasiert und duftend an die Tür klopfe, passiert erst mal nichts.
„Viktor, bitte, mach auf. Ich brauche einen Kaffee“, rufe ich schließlich verärgert.
„Ich lasse dich erst raus, wenn du mir sagst, dass du mich liebst“, höre ich eine ganz andere Stimme als die von Viktor.
„Miro“, flüstere ich schwach.
„Ja, ich. Also: willst du da drin bleiben oder…?“
Was für eine vertrackte Situation. Ich checke die Fluchtmöglichkeiten. Das Fenster ist zu klein und ich habe auch nichts, um die Tür aufbrechen zu können.
„Miroslav. Bitte. Ich brauche einen Kaffee, vorher kann ich gar nicht richtig denken“, sage ich gegen das Holz.
„Denk nicht, sag es einfach. Oder sag mir, dass du mich nicht liebst“, kommt es von der anderen Seite.
„Ich liebe dich“, flüstere ich heiser.
„Hä? Hast du etwas gesagt?“
Verdammter Mistkerl. Ich hole tief Luft.
„ICH LIEBE DICH“, brülle ich so laut, dass auch alle Nachbarn – nein, ganz Husum – es weiß.
Der Schlüssel dreht sich und Miroslav stürzt sich auf mich. Er umarmt mich und knutscht mein ganzes Gesicht ab, bis er endlich meine Lippen findet. Es ist ein inniger Kuss, liebevoll und sanft. Ich schmelze dahin und umklammere seinen Nacken.
„Ich habe mich schon in dein Foto verliebt“, raunt Miro an meiner Wange. „Ich dachte, ich kann dein Herz nie gewinnen.“
Was für ein Idiot. Es war doch offensichtlich, dass ich ihm verfallen bin. Ich muss grinsen.
„Du bist blind“, erkläre ich frech.
„Ich werde gleich blind, wenn du hier weiter nackt in meinen Armen liegst“, sagt Miro und packt meine Arschbacken.
Mit einem ‚Huch‘ schubse ich ihn weg und greife nach meinem
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