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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Sturm den Baum umwarf, unter dem wir Schutz suchen wollten?« Alois’ Stimme klang drängend, und er rückte näher an seinen Bruder heran.
    Martin schüttelte es. »Oh ja! Daran erinnere ich mich nur zu gut.«
    »Dann erinnerst du dich auch noch an den darauf folgenden Morgen und den goldenen Glanz zwischen den ausgerissenen Wurzeln des Baumes«, antwortete Alois erregt.
    »Daran will ich lieber nicht denken«, flüsterte sein Bruder mit einer abwehrenden Handbewegung.
    »Damals hast du mir geholfen, das Gold zu bergen, und du hattest auch nichts dagegen, es mit mir zu teilen. Jeder hat einen Beutel gefüllt, und die waren schließlich größer als ein Kinderkopf! Das Gold war so schwer, dass wir es kaum tragen konnten.« Alois’ Augen leuchteten bei der Erinnerung auf, und er legte einen Arm um die Schultern des Bruders.
    Martin entzog sich ihm und bekreuzigte sich dreimal. »Es war ein Schatz des Teufels! Wir hätten ihn niemals anrühren dürfen.«
    »Gold ist Gold, und es gehört weder dem Teufel noch Gott!«, antwortete Alois harsch. »Auf jeden Fall hat es damals uns gehört.«
    »Wir hätten es niemals anrühren dürfen«, wiederholte Martin schaudernd. »Das Gold war verflucht! Das hast du doch selbst erlebt. Dein braves Weib kam nur wenige Tage, nachdem wir zu Hause angekommen waren, mit einem toten Kind nieder und starb kurz darauf. Im Winter hast du dir ein Bein gebrochen und konntest das Jahr darauf nicht losziehen …«
    »Jetzt mach mal halblang!«, unterbrach Alois seinen Bruder. »Mein Weib wäre auch so gestorben, und ich hätte mir das Bein ebenso gebrochen. Nur das Gold hat mich davor bewahrt, betteln gehen zu müssen. Mich ärgert heute noch, dass mich der Lombarde, dem ich es verkauft habe, viel zu billig abgespeist hat. Doch das wird mir kein zweites Mal passieren.«
    Martin lachte hart auf. »Es wird kein zweites Mal geben, Bruder! Oder glaubst du etwa, wir würden erneut auf solch einen Schatz stoßen? Vielleicht sogar unter den Wurzeln dieser Eiche hier?«
    Sein Bruder mahlte mit dem Kiefer, bis die Zähne knirschten, und hob den Stock auf, den er in die Erde gesteckt hatte, um die Hände frei zu haben. Das Fleisch daran war an einer Seite angebrannt.
    »Verdammt!«, schimpfte er.
    »Du hättest weniger an jenen verfluchten Schatz denken sollen als an dein Essen«, wies Martin ihn zurecht.
    Er knabberte vorsichtig an seinem Brot, schnupperte aber ein paarmal genießerisch, weil ihm der Duft des gebratenen Pökelfleisches in die Nase stieg.
    Alois entging das nicht, und er grinste spöttisch. »Das riecht freilich besser als dein Stockbrot. Lass dir gesagt sein, es schmeckt auch besser. Warum sollen wir uns kasteien, nur damit der Herr Laborant noch reicher wird?«
    »Sag nichts gegen Herrn Just! Er ist ein braver Mann. Außerdem stehen die Preise fest, zu denen er uns all die Salben, Essenzen und Öle überlässt. Es liegt an uns, wie viel wir daran verdienen. Geben wir unterwegs mehr Geld aus, bringen wir weniger mit nach Hause. Auch wenn Fleisch noch so gut schmeckt, muss man es nicht jeden Tag essen, und das Wasser aus einer Quelle stillt den Durst besser als schlechtes Bier«, belehrte Martin seinen Bruder, der in seinen Augen zu verschwenderisch lebte.
    Alois verzog das Gesicht. »Auch wenn du von der Strecke einen Taler oder zwei mehr nach Hause bringst, wirst du davon nicht reich.«
    »Wozu brauche ich Reichtum? Gott hat mich genug gesegnet«, antwortete Martin. »Ich habe ein braves, strammes Weib, das wie keine Zweite ihre Kräuter ziehen kann, vier wohlgeratene Kinder und ein gutes Auskommen – und das ohne diesen verfluchten Schatz!«
    »Jaja! Red du nur!«, knurrte Alois.
    Es schien ihm unfassbar, wie dem Bruder alles zu gelingen schien, was dieser anfasste, und er zerfraß sich beinahe vor Neid. Er selbst hatte eine Frau zu Hause, die es in der Zeit, in der er durch die Lande zog, um Arzneien zu verkaufen, nicht schaffte, ihre kleine Landwirtschaft zu führen. Sein einziges Kind war eine Tochter im gleichen Alter wie Martins Klara, aber während diese ihrer Mutter half, wo es nur ging, liebte seine Reglind ebenso wie sein Weib den Müßiggang. Mit einer Bewegung, die seinen Ärger verriet, schüttelte er diesen Gedanken ab.
    »Du wirst deine Meinung ändern, wenn du deine vier Kinder versorgen musst!«, fuhr er fort. »Dein Gerold wird auch nur die Tochter eines anderen Wanderapothekers freien können und Klara einen solchen zum Mann erhalten – wenn sie Glück hat! Sonst

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