Die Wanderapothekerin 1-6
Leibesmitte sich rundet.«
Da Reglind sich im Gegensatz zu Klara öfter in Königsee aufhielt, war sie Tobias bereits aufgefallen. Er hatte sogar ein paarmal mit ihr gesprochen und gespürt, dass es ihn nur wenig Anstrengung kosten würde, sie für sich zu gewinnen. Diese Nachgiebigkeit war aber mit Berechnung gepaart und ihm daher suspekt. Da Reglind bei ihm nichts hatte erreichen können, war sie auf das Werben eines anderen Laborantensohns eingegangen. Bei dem Gedanken begann Tobias zu grinsen.
»Keine Sorge, Vater! Ich bin keiner, der wegen einer blonden Schönheit den Kopf verliert.«
Außerdem gefällt mir brünettes Haar besser, setzte er insgeheim hinzu. Klara Schneidt war jedoch leider ebenso wenig geeignet wie ihre Base, sie dem Vater als mögliche Schwiegertochter vorzustellen. Wahrscheinlich würde dieser irgendeinen Trampel von Mädchen anschleppen und ihn damit verheiraten. Es war keine Aussicht, die Tobias gefiel, und so überlegte er, wie er seine Freiheit noch eine Weile bewahren konnte. Wenn sein Vater weiterhin über junge Mädchen sprach, fiel diesem womöglich noch eine ein, mit der er ihn verkuppeln konnte.
Daher schnitt er ein anderes Thema an. »Martin Schneidt sagte mir einmal, um ein guter Laborant zu werden, muss man ein oder zwei Jahre als Wanderapotheker gegangen sein.«
»So? Martin Schneidt hat das gesagt? Nun, vor zwanzig Jahren mag das noch so gewesen sein. Da habe ich den Winter über die Salben und Öle gemischt und sie dann im Sommer ausgetragen. Doch mittlerweile beschäftige ich zwei Destillateure und arbeite mit sieben Wanderapothekern zusammen. Außerdem verkaufe ich etliches an Arzneien an die Apotheken in Rudolstadt, Ilmenau, Saalfeld und sogar in Jena. Dorthin solltest du reisen, um meine Geschäftspartner kennenzulernen«, riet Rumold Just seinem Sohn.
Tobias winkte ab. »Bei den ersten drei Apothekern war ich schon, und nach Jena werde ich auch noch kommen. Trotzdem erscheint mir Martin Schneidts Rat nicht schlecht. Es wäre für uns sogar von Vorteil, denn ich könnte im nächsten Jahr seine Strecke abgehen. Wenn seine Frau und seine Tochter mir erzählen, was sie darüber wissen, müsste ich es schaffen.«
Insgeheim dachte er, dass er bei der Gelegenheit Klara sehen und prüfen konnte, ob sie tatsächlich so hübsch aussah, wie er es an diesem Tag empfunden hatte.
»Du willst Martin Schneidts Strecke übernehmen? Sonst noch was? Es ist die Ergiebigste! Da braucht es einen Mann, der sie nicht nur so zum Spaß bewältigen will. Außerdem müsste ich mir für das Jahr darauf doch einen neuen Wanderapotheker suchen.«
Auch wenn Rumold Just keinen Hehl daraus machte, wie wenig er von dem Vorschlag seines Sohnes hielt, gedachte dieser nicht, so einfach aufzugeben. »Ich könnte es ja ein paar Jahre übernehmen, bis ich Schneidts Sohn anlernen kann, damit er die Strecke übernimmt«, schlug Tobias vor.
Sein Vater musterte ihn missbilligend. »Schlag dir diesen Unsinn aus dem Kopf! Du wirst brav hier lernen, die Salben, Öle und Essenzen zu bereiten, die unsere Männer in die Welt hinaustragen. Doch du hast mich auf etwas gebracht! Das Privileg für einen neuen Wanderapotheker zu erwerben, kostet viel Geld. Weitaus billiger ist es, dieses Privileg auf einen Sohn oder Schwiegersohn übertragen zu lassen. Mein Vetter Jonas aus Schmalkalden hat mehr Söhne, als er versorgen kann. Einer davon könnte Martin Schneidts älteste Tochter heiraten und seine Strecke übernehmen.«
»Aber Klara ist doch noch viel zu jung zum Heiraten!«, wandte Tobias ein.
»Wir haben doch gerade festgestellt, dass sie siebzehn ist oder es bald wird. Für ein Mädel ist das ein gutes Alter zum Heiraten, und es wäre uns allen geholfen. In ein paar Jahren könnte Schneidts jüngerer Sohn ihren Mann zwei, drei Jahre auf seiner Strecke begleiten und lernen, ein tüchtiger Wanderapotheker zu werden. Danach kann der Junge die Tochter eines anderen Wanderapothekers heiraten und dessen Strecke übernehmen.«
Rumold Just ließ keinen Zweifel daran, dass es zu geschehen hatte, wie er es wollte. Daher wagte Tobias keinen Widerspruch mehr. Es passte ihm jedoch überhaupt nicht, dass einer seiner entfernten Vettern aus Schmalkalden Klara heiraten sollte. Er hielt diese allesamt für arge Tröpfe, von denen keiner in der Lage sein würde, Martin Schneidt als Wanderapotheker zu ersetzen, geschweige denn der richtige Mann für Klara zu sein.
Unterdessen gingen die Überlegungen seines Vaters weiter. »Wir
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