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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mutter«, sagte Klara. »Er wird sich schon wieder beruhigen und einsehen, dass er falsch gehandelt hat.«
    Johanna Schneidt sandte ihrem Sohn einen drohenden Blick nach. »Ich werde ihn prügeln, bis er schreit!«
    »Damit erreichst du gar nichts, Mutter, sondern bringst ihn nur dazu, dass er streunt und in schlechte Gesellschaft gerät. Ich sehe zu, ob ich noch ein paar Steinpilze finde. Die können wir dann heute Abend braten.«
    »Du willst den Räudel auch noch belohnen?«
    »Er soll spüren, dass wir ihn lieben. Er hat sehr an Gerold gehangen und ist nicht weniger verzweifelt als wir, weil sein Bruder nicht von seiner Strecke zurückgekehrt ist«, erklärte Klara ihrer Mutter.
    Johanna Schneidt schnaubte jedoch und schimpfte, dass ihnen Alberts Hände nun bei der Arbeit fehlen würden. Damit erreichte sie nur, dass die kleine Liebgard zu weinen begann und Klara umso emsiger sammelte. Trotzdem fand diese noch Zeit, zu einer Stelle im Wald zu eilen, von der sie wusste, dass dort Pilze wuchsen. Prompt wurde sie durch den Fund einiger prächtiger Steinpilze belohnt.
    Als sie sie der Mutter zeigte, brummte diese nur und legte diese Pilze ebenfalls in ihren Korb. »Auch die werden getrocknet und verkauft. Die paar kleinen in Alberts Korb reichen für uns.«
    Klara wagte nicht zu widersprechen, obwohl für jeden von ihnen nur ein einziger Pilz blieb. Stattdessen schulterte sie ihren Korb, nahm den ihres Bruders in die Rechte und schlug den Weg nach Hause ein. Die Mutter schritt mit düsterer Miene neben ihr her, während Liebgard immer wieder in Tränen ausbrach, es aber nicht wagte, ihren übervollen Korb abzusetzen, wie ihr Bruder es getan hatte.
    Auf dem Weg nach Hause kamen sie erneut am Anwesen des Onkels vorbei. Der Schweinekoben war sauber, und die Sau darin grunzte zufrieden, während sie sonst immer wütend gequiekt hatte. Fiene Schneidt und ihre Tochter saßen auf der Bank neben der Tür, so als wäre bereits Feierabend, und sahen der Gruppe neugierig entgegen.
    »Ihr seid heute ja schwer beladen«, meinte Reglind mit einem gewissen Spott.
    »Wir müssen arbeiten, um die Schulden beim Laboranten Just zu begleichen«, antwortete Klaras Mutter mit gepresster Stimme.
    »Mein Mann ist heute zu ihm nach Königsee gegangen, aber bis jetzt noch nicht zurückgekommen«, warf Fiene Schneidt ein. »Bin ja gespannt, was er zu erzählen weiß. Rumold Just ist keiner, der gerne Geld verliert. Mein Alois sagte schon letztes Jahr, dass es nicht guttut, einem Jungen wie Gerold die Strecke seines Vaters zu überlassen. Er hatte keine Erfahrung und kannte weder den Weg noch die Leute, die bei seinem Vater gerne gekauft haben.«
    »Das ist nicht wahr!«, rief Johanna Schneidt empört. »Mein Mann hat ihm immer erzählt, welche Orte er aufsucht und an wen er verkauft. In den letzten zwei Jahren hat er ihn jedes Mal ein paar Tage lang mitgenommen, damit er lernt, ein guter Wanderapotheker zu sein. Gewiss ist meinem Gerold etwas Schlimmes zugestoßen.«
    »Wenn du meinst!« Fiene Schneidt nahm den Krug, der neben ihr auf der Bank stand und nach Klaras Meinung gewiss nicht mit Wasser gefüllt war, und trank einen Schluck.
    »Nun, mein Mann wird schon mit Just zurechtkommen«, meinte sie und sah dann die Steinpilze, die ihre Schwägerin in ihrem Korb mit sich trug. »Die sehen gut aus! Mein Mann würde sich freuen, welche essen zu können.«
    Angesichts dieser unverhohlenen Aufforderung, ihr etwas abzugeben, dachte Johanna Schneidt kurz nach und sagte sich dann, dass sie ihren Schwager nicht verärgern durfte. Sie reichte dessen Frau die drei größten Pilze.
    »Es könnten ruhig ein paar mehr sein, denn Reglind und ich würden auch gerne welche essen«, sagte Fiene Schneidt mit lauerndem Blick.
    »Wir haben nur die gefunden, und die restlichen stellen unser Abendessen dar«, antwortete Klara, die nicht wollte, dass ihre Tante alle Pilze einheimste. Wenigstens die, die Albert gefunden hatte, sollten geschnitten und getrocknet werden, damit sie Geld brachten.
    »Zwei sollten es aber doch noch sein!« Mit diesen Worten nahm Fiene Schneidt sich sämtliche Pilze aus dem Korb der Mutter, so dass ihren Verwandten nur noch die blieben, die sich zum Trocknen nicht lohnten.
    Dem Mädchen lagen einige harsche Worte auf der Zunge, doch sie schluckte sie mühsam. Während die Mutter, ihre Geschwister und sie den ganzen Tag im Wald gesammelt hatten, hatten Fiene Schneidt und Reglind sich einen faulen Lenz gemacht und bekamen trotzdem die

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