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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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leckeren Pilze.
    Da die Mutter ahnte, wie es in Klara wühlte, drängte sie darauf, weiterzugehen. »Einen guten Abend, Schwägerin! Es würde mich freuen, wenn dein Mann uns Bescheid gibt, sobald er zurückkommt. Wir sind doch in Sorge, was Herr Just sagen wird«, sagte sie noch und schritt weiter.
    »An eurer Stelle wäre ich auch in Sorge!«, rief Fiene Schneidt ihr nach und trug ihre Beute ins Haus.

7.
    K laras Mutter hatte erwartet, ihr Sohn wäre nach Hause gelaufen. Umso größer war ihr Schreck, als Albert nirgends zu sehen war. »Wo mag er nur sein?«, fragte sie besorgt, nachdem Klara berichtete, sie hätte den Bruder weder in dem kleinen Stall noch auf dem Heuboden entdeckt.
    »Es wird ihm doch nichts passiert sein, wie seinem Vater und seinem Bruder?«, fuhr sie fort. »Nicht, dass dieses Untier ihn fängt und tötet, wie es das bei den fremden Wanderern getan hat!«
    »Albert ist ein aufgeweckter Junge und wird gewiss nicht bis zur Teufelsschlucht laufen«, sagte Klara, um die Mutter zu beruhigen. Doch je weiter der Abend fortschritt, umso ängstlicher wurde diese und jammerte zuletzt in einer Weise, dass Klara es kaum noch aushielt.
    Da es draußen mittlerweile dunkel geworden war, zündete sie die Unschlittkerze in der Laterne an und wollte das Haus verlassen.
    Die Mutter aber krallte ihr die Finger in den Arm. »Nein, bleib, Kind! Nicht, dass ich dich auch noch verliere.«
    »Mutter, ich laufe nur einmal ums Haus herum. Weit kann Albert gewiss nicht sein«, antwortete Klara und riss sich los.
    In der Dunkelheit, die ihre Laterne nur wenige Schritte weit erhellen konnte, schwand ihr Mut rasch. Das Ungeheuer oder der Unhold, der nur wenige Meilen entfernt sein Unwesen treiben sollte, kam ihr in den Sinn, und sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht gleich wieder in die Sicherheit ihres Elternhauses zu flüchten.
    »Albert, hörst du mich?«, rief sie. »Antworte doch!«
    Sie vernahm aber nur das Rauschen des Windes in den Bäumen und in der Ferne einen Laut, der wie das Heulen eines Wolfes klang.
    »Wo mag er nur sein?«, fragte sie sich verzweifelt, während sie den Hang hinaufstieg und dabei immer wieder nach ihrem Bruder rief.
    Nun kam der Waldrand in Sicht. In der Dunkelheit wirkte er auf Klara wie eine schwarze Mauer, die alles verschlang. Ihre Schritte stockten, und ihr wurde klar, dass sie nicht weitergehen durfte. Genauso wenig aber wollte sie ohne ihren Bruder nach Hause kommen. Wo mochte sich dieser bloß versteckt haben?
    »Seine Hütte am Bach! Warum ist mir das nicht eher eingefallen?« Klara machte kehrt und eilte den Weg so rasch abwärts, dass sie fehltrat und stürzte. Noch während sie fiel, betete sie, dass die Laterne nicht ausging, und reckte diese hoch. Sie bezahlte diese Bewegung mit einem harten Aufprall der Schulter. Die Laterne blieb jedoch heil, und das war ihr den Schmerz wert, der ihr durch Arm und Rücken raste.
    Sie raffte sich auf und ging vorsichtig weiter. Kurz vor dem Dorf bog sie nach links ab zu dem kleineren Bach, der Katze genannt wurde. Ihr Bruder hatte zusammen mit anderen Jungen mitten in einem Gebüsch eine Hütte aus Zweigen gebaut, die sie stolz als Räuberhöhle ausgaben. Als sie das Gebüsch erreichte und der Schein ihrer Lampe in das windschiefe Ding fiel, sah sie Albert darin am Boden sitzen. Der Junge hatte die Arme um die Knie geschlungen und seinem Gesicht nach allen Mut verloren.
    »Gott sei Dank! Endlich finde ich dich«, stieß Klara erleichtert aus.
    »Ist Mama immer noch böse auf mich?«, fragte der Junge bang.
    »Sie macht sich große Sorgen wegen dieses Ungeheuers«, antwortete Klara.
    »Aber das frisst doch nur Mädchen«, wandte der Junge ein.
    »Es hat die Männer getötet und könnte auch dich umbringen. Komm jetzt, sonst wird die Mutter wirklich böse!« Damit der Junge ihr nicht mehr entkam, fasste Klara seinen Arm und zog ihn hoch.
    »Tu so etwas nie wieder!«, warnte sie ihn. »Sonst prügelt Mama dich wirklich noch windelweich.«
    Albert nickte und war froh, dass er die paar hundert Schritte nach Hause nicht alleine gehen musste.

8.
    T obias Just kam an diesem Tag ebenfalls spät nach Hause. Nachdem er das Pferd wieder bei seinem Besitzer abgegeben und sich Gesicht und Hände gewaschen hatte, trat er in die Küche, in der die Magd bereits seit Stunden das Abendessen für ihn warm hielt.
    »Hast du das Ungeheuer gesehen, Tobias?«, fragte sie neugierig.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben rein gar nichts gesehen,

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