Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
vorgewagt hatte.
Als Graf Benno es sah, lachte er höhnisch. »Das wird dem Bengel eine Lehre sein, meinen Hunden den Vortritt zu lassen.«
Der Mann wurde Tobias immer unsympathischer, und er überlegte schon, ob er nicht umkehren und um das Dorf herumreiten sollte. Doch da er die Wege nicht kannte, befürchtete er, sich zu verirren. Er wartete daher, bis der Graf mit seinen Männern aufgebrochen war, und ritt in genügend großem Abstand hinter dem Trupp her. Graf Benno schlug ein hohes Tempo ein, so dass er bald in der Ferne verschwand. Darüber war nicht nur Tobias froh, sondern auch der junge Mann, der ihn begleitete, denn die Nähe solcher Despoten barg auch für harmlose Reisende Gefahr.
Tobias beschäftigte sich noch eine Weile mit dem, was er erfahren hatte, und machte sich Sorgen um Klara, die ihm nur wenige Meilen voraus sein konnte. In der Stimmung, in der sich der Graf befand, würde er das Mädchen einfach niederreiten, wenn es ihm nicht rasch genug den Weg freigab.
Ich hätte sie nicht allein loslaufen lassen dürfen!, dachte Tobias und überhäufte sich mit Selbstvorwürfen. Dabei ließ er seinen Gaul unwillkürlich schneller traben. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass sein Begleiter locker mit ihm Schritt hielt.
»Was hältst du von dieser Sache?«, fragte Tobias ihn.
»Das hier sind alles Hinterwäldler, die noch an Geister und Hexen glauben«, antwortete der junge Bursche mit einer wegwerfenden Geste. »Dabei weiß doch jeder, dass es so etwas nicht gibt.«
»Anscheinend nicht jeder, sonst würde dieser Graf nicht auf Hexenjagd gehen«, meinte Tobias.
Der Sohn des Pferdeverleihers lachte grimmig. »Das ist Graf Benno von Güssberg! Der ist so strohdumm, dass es ihm eigentlich weh tun müsste. Zudem presst er seine Bauern aus, bis sie sich nicht mehr rühren können. Wenn in seinem Ländchen mal eine Viehseuche ausbricht oder die Ernte verdirbt, muss er in die Stadt zu den Herren Bankiers – und von seinen Leibeigenen wird die Hälfte verhungern!«
»Ist der Graf wirklich so schlimm?«, fragte Tobias verwundert.
»Ihr werdet im Umkreis von zehn Meilen niemanden finden, der ihn für einen guten Menschen hält«, antwortete der Bursche verächtlich. »Aber schaut mal! Wie es aussieht, gibt es bei seiner Hexenjagd Probleme.«
Tobias’ Begleiter deutete nach vorne, und nun entdeckte auch dieser den Trupp des Grafen, der schon wieder die Straße versperrte. Graf Benno saß auf einem anderen Pferd, während einer seiner Männer sein altes Reittier am Zügel hielt. Ein anderer Reiter war ebenfalls abgestiegen und überprüfte die Hufe seines Gauls.
»Der lahmt auch!«, sagte der Mann, als er wieder zu seinem Herrn aufblickte.
»Das ist der Fluch der Hexe! Sie will verhindern, dass wir ihr folgen können. Doch mit Gottes Hilfe werden wir sie einholen und fangen.« Noch während er es sagte, entdeckte Graf Benno Tobias und dessen Begleiter.
»Die beiden Kerle kommen uns gerade recht. Los, nehmt ihre Gäule! Dann reiten wir weiter.«
Die beiden Männer ließen ihre Pferde los und traten auf Tobias und den Sohn des Pferdebesitzers zu. »Los, runter von den Gäulen! Wir brauchen sie«, rief einer von ihnen.
»He, so haben wir nicht gewettet!«, antwortete Tobias empört. »Ich habe das Pferd gemietet, um nach Bamberg zu kommen, und kann es nicht einfach Fremden überlassen.«
»Ich auch nicht!«, erklärte sein Begleiter. »Die Pferde gehören meinem Vater, und ich gebe sie nicht her.«
Die beiden Gefolgsleute des Grafen sahen sich kurz um. Dann winkte einer seinen Kameraden zu. »Die beiden wollen Schwierigkeiten machen!«
Sofort lenkten sechs Reiter ihre Pferde auf Tobias und dessen Weggefährten zu und richteten ihre Waffen auf sie.
»Steigt ab, oder wir stoßen euch nieder!«
»Wir sollten es tun!«, riet der junge Bursche. »Die Kerle sehen so aus, als wäre es ihnen damit ernst.«
Tobias’ Gesicht färbte sich rot vor Zorn. »Ich werde die Gäule nicht ersetzen! Dein Vater mag sie von diesem verdammten Grafen zurückfordern.«
»Beleidige meinen Herrn nicht!« Noch während Gangolf es sagte, schlug er Tobias die Faust in die Rippen. Diesen juckte es in den Fingern, zurückzuschlagen, doch angesichts der drohenden Waffen hielt er still.
Zwei Kerle packten ihn und rissen ihn vom Pferd, und seinem Begleiter erging es nicht anders. Beide erhielten noch ein paar derbe Hiebe, dann schwangen der Mann, der seinen Gaul an den Grafen hatte abgeben müssen, und der, dessen
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