Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
nimmt mich nicht wunder, da sie ja Hilfe hat«, antwortete Schneidt grollend.
»Ich trete meinem Oheim das Recht auf den hiesigen Markt ab«, bot Klara an. »Martha und ich werden morgen aufbrechen. Der Weg durch das Waldgebirge soll ja schwer sein, und da bin ich um jeden Tag froh, den ich mehr zur Verfügung habe.«
Die Schluchten des Odenwalds wären eine gute Gelegenheit gewesen, um Klara verschwinden zu lassen, durchfuhr es Schneidt. Doch dafür hätte er drei bis vier Tage Vorsprung gebraucht, um von seiner eigenen Strecke abweichen zu können. Die konnte er jedoch nicht herbeizaubern. Außerdem war das andere Weibsstück bei Klara. Wenn die ihm entkam – oder Klara selbst –, würde es schlimm für ihn enden. Daher verschob er einen möglichen Anschlag auf seine Nichte auf den letzten Teil des Weges. Nun galt es erst einmal, seine Arzneien zu verkaufen, und da kam ihm der Markt von Kitzingen gerade recht. In den letzten Jahren hatte sein Bruder ihn jedes Mal abgehängt und deswegen seine Waren hier anbieten können. Nun wurde es Zeit, dass er es selbst tat.
»Ich nehme dein Angebot an, Nichte«, sagte er mit gezwungener Freundlichkeit. »Es wird mir hoffentlich die Verluste ersetzen, die ich bis jetzt hatte. Du scheinst ja mit dem Wetter und auch allem anderen Glück gehabt zu haben.«
»Das hatte ich wirklich!« Klara sah keinen Grund, ihrem Onkel Einzelheiten ihrer Wanderung oder etwas von ihren Problemen mit dem Grafen Benno von Güssberg zu erzählen. In diesem Augenblick war sie erst einmal froh, dass es am nächsten Tag weiterging. Sie hätte es nur schwer ertragen, wenn Martha sich erneut zu Tobias geschlichen hätte.
Noch während sie dies dachte, sah Tobias ihren Onkel an. »Du wirst die Kammer und das Bett mit mir teilen müssen, Schneidt. Die beiden Mädchen schlafen nebenan.«
»Klara ist wohl doch nicht ganz so geizig wie mein Bruder. Dem reichte zum Übernachten ein Platz unter dem Vordach.«
»Er war ja auch keine Jungfer, die von betrunkenen Lüstlingen belästigt werden kann«, antwortete Tobias scharf.
Klara dachte bei sich, dass der Laborantensohn wohl selbst der größte Lüstling war. Immerhin hatte er Martha zu sich ins Bett gelockt. Jetzt, da ihr Onkel mit ihm im selben Zimmer übernachtete, würde er das nicht mehr können. Ob er es wohl sehr bedauerte?, fragte sie sich und bedachte ihn mit einem spöttischen Blick.
Anders als sie zog Martha einen Flunsch. Sie hätte sich gefreut, den Markt besuchen und all die Stände bewundern zu können. Zu Hause in Güssberg hatte es so etwas nicht gegeben. Sie begriff jedoch, dass sie Klara nicht umstimmen konnte. Daher blieb ihr nur zu hoffen, unterwegs auf einen weiteren Markt zu stoßen.
Ein wenig ärgerte sie sich auch über Schneidts Auftauchen. Klaras Onkel gefiel ihr nicht, denn er machte auf sie einen unaufrichtigen, durchtriebenen Eindruck. Obwohl er zu spät gekommen war, hatte er seiner Nichte das Anrecht, hier auf dem Markt verkaufen zu können, abgeluchst und ihr selbst damit die Gelegenheit genommen, vielleicht doch noch einmal unter Tobias’ Bettdecke schlüpfen zu können.
Personen
Teil 3 : Hexenjagd
Gangolf – Jagdgehilfe auf Güssberg
Just, Tobias – Rumold Justs Sohn
Martha – Leibeigene auf Güssberg
Schneidt, Alois – Wanderapotheker aus Katzhütte
Schneidt, Klara – die Wanderapothekerin
von Gontzau, Ernst Wilhelm – Edelmann
von Güssberg, Benno – Reichsgraf
von Teck, Karl – Hofjäger des Grafen Leinigen
Glossar
Destillateur – Helfer eines Laboranten
Laborant – Arzneimittelhersteller
Meile – ca. 7 , 4 km
Reff – Traggestell der Wanderapotheker
Waidleute – Jäger
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Über Iny Lorentz
Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman »Die Kastratin« die Leser auf Anhieb begeisterte. Mit der »Wanderhure« gelang ihnen der Durchbruch; der Roman erreichte ein Millionenpublikum. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Die Romane von Iny Lorentz wurden in zahlreiche Länder verkauft. Die Verfilmungen ihrer »Wanderhuren«-Romane haben Millionen Fernsehzuschauer begeistert.
Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren: www.inys-und-elmars-romane.de
Impressum
eBook-Ausgabe 2014
Knaur eBook
© 2014 Knaur Taschenbuch Verlag. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th.
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