Die Wanderapothekerin: Alle Teile des Serials in einem Band (German Edition)
in Ordnung – bis auf den Hauptmann, schränkte sie ein. Der zeigte deutlich, dass er sie und ihre Freundin nicht mochte. Was die Soldaten betraf, machten sie zwar anzügliche Bemerkungen, doch keiner nahm sich weitere Frechheiten heraus.
De Thorné lachte erneut. »Du kannst dich nicht mehr freuen als ich mich selbst,
ma fille!
Vor ein paar Tagen sah es so aus, als würde ich die Heimat nur als Toter wiedersehen, doch jetzt hoffe ich, noch etliche Jahre zu leben.«
»Dann sollten wir dafür sorgen, dass es auch so bleibt. Ich werde jetzt Euren Verband wechseln und die Wunde auswaschen!« Klara holte eine Glasflasche und sah, wie de Thorné aufstöhnte.
»Muss das sein? Das Zeug brennt jedes Mal so, als würde meine ganze Brust in Flammen stehen.«
»Dieses Feuer, wenn wir es so nennen wollen, brennt alles Böse und Kranke weg! Meine Mutter hat mich gelehrt, es anzuwenden. Auch wenn der Schmerz einem im Augenblick die Tränen in die Augen treibt, so hilft es auf die Dauer«, erklärte Klara und löste de Thornés Verband.
Die Behandlung tat weh, und der Oberst biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen. Doch als er einen Blick auf die Wunde wagte, sah diese rosig aus, und es war nicht die geringste Spur einer Entzündung zu erkennen.
»Du bist besser als unser alter Regimentschirurg!
Mon Dieu,
wärst du ein Mann, würde ich dir seinen Posten übertragen. Aber ich bin schon froh, dass du deine Kunst mir angedeihen lässt.«
»Ich glaube nicht, dass ich als Chirurgius geeignet wäre«, sagte Klara mit einer abweisenden Geste. »Bereits der Gedanke, mit der Säge aus dem Kasten Eures Arztes ein Bein oder einen Arm abtrennen zu müssen, verursacht mir Übelkeit.«
»Du bist weitaus besser, als du denkst«, meinte de Thorné und richtete sich auf, damit Klara ihn wieder verbinden konnte.
Martha tupfte ihm anschließend den Schweiß von der Stirn und äugte dabei zu dem Tisch, auf dem Héraud eben das Mittagessen für alle drei abstellte. Zwar musste der Oberst sich noch mit leichter Kost begnügen, doch gelegentlich genehmigte Klara ihm einen Leckerbissen.
Als sie nun eine der Terrinen aufdeckte, starrte sie auf die kleinen Schenkel mit fast durchscheinendem Fleisch, das nicht von einem Vogel stammen konnte.
»Was ist das?«, fragte sie misstrauisch.
»Froschschenkel! Ein wahrer Genuss. Es muss Teiche in der Nähe geben, bei denen die Männer die Frösche gefangen haben.« De Thorné schnalzte mit der Zunge, während Martha sich schüttelte.
»Ihr esst Frösche?«, rief sie aus und vergaß dabei ganz, dass sie zu Hause den einen oder anderen Igel mit gutem Appetit verspeist hatte.
»Die Schenkel sind eine Köstlichkeit. Probiert ruhig!«, forderte de Thorné die beiden Mädchen auf.
Martha schüttelte vehement den Kopf. »Dieses Zeug rühre ich nicht an!«
Anders als sie nahm Klara sich einen Froschschenkel, fand dessen Fleisch aber arg glibberig und begnügte sich mit Brot, Schweinebraten und Wein. De Thorné hingegen ließ sich die seltsame Speise schmecken und aß fast alles auf.
»Ihr solltet auch Brot dazu essen, sonst wird Euch noch übel«, warnte Klara ihn.
»Oh non!«
,
wehrte der Franzose ab. »Mir wird gewiss nicht übel. Aber du kannst mir ruhig ein Stück Brot geben. Ich werde es mir in Wein einweichen.«
Auf die Weise hatte Klara ihn zu Beginn dazu gebracht, ein wenig Brot zu sich zu nehmen. Nun wäre es nicht mehr nötig gewesen, doch de Thorné gefiel es, sein Brot weiterhin in den Wein zu tunken.
»Wenn Ihr so weitermacht, werdet Ihr noch betrunken«, spottete Martha.
Damit brachte sie den Oberst zum Lachen. »Ich vertrage schon einiges! Außerdem mischt Jungfer Klara meinen Wein mit Wasser. Dabei könnte ich den Wein wirklich pur trinken.«
»Meine Mutter hat mich gelehrt, dass zu viel Wein die Heilung verzögert und Entzündungen fördert«, wies Klara ihn zurecht.
Der Oberst hob grinsend die Hände. »Ich ergebe mich und verspreche, nur das zu essen und zu trinken, was du mir erlaubst.«
Er wollte noch mehr sagen, doch da wurde es draußen laut, und sie vernahmen Hufschläge sowie das harte Knirschen von Wagenrädern, die auf der kiesbedeckten Straße näher kamen.
»Wer mag das sein?«, wunderte Martha sich und öffnete den Zelteingang.
Klara trat an ihre Seite und sah einen kleinen Trupp Soldaten auf das französische Lager zureiten. Diese flankierten eine Kutsche, die von vier Pferden gezogen wurde. Gerade hielt die Gruppe auf dem Platz an, auf dem die Soldaten ihre
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