Die Weisheit des Feuers
unterbrach ihn Gannel. »Geschrei kann diese Angelegenheit nicht klären. Orik, Nado, Íorûnn, bitte folgt mir.«
Unruhe begann an Eragon zu nagen, als die vier Zwerge sich entfernten, um sich einige Minuten mit den Wächtern des Rechts zu beraten.
Sie werden Vermûnd doch wohl nicht wegen einer solchen Haarspalterei ungestraft davonkommen lassen!,
dachte er.
»Die Wächter des Rechts«, sagte Íorûnn, nachdem die Zwerge an den Tisch zurückgekehrt waren, »sind sich einig. Obgleich Eragon ein vereidigtes Mitglied des Dûrgrimst Ingietum ist, ist er auch außerhalb unseres Reiches eine Persönlichkeit von höchstem Rang: Er ist Drachenreiter, er ist offizieller Gesandter der Varden, der von Nasuada hierher entsandt wurde, um der Krönung unseres nächsten Herrschers beizuwohnen, und er genießt als enger Freund von Königin Islanzadi großen Einfluss beim Elfenvolk. Aus diesen Gründen haben wir ihm dieselbe Gastfreundschaft entgegenzubringen wie jedem Botschafter, Prinzen, Monarchen oder anderem hohen Besuch.« Die Zwergenfrau sah zu Eragon hinüber und ließ den Blick ihrer dunklen, blitzenden Augen ungeniert über seinen Körper wandern. »Kurz gesagt, er ist unser Ehrengast und wir sollten ihn auch so behandeln... was jedem Knurla, der keinen Höhlenkoller hat, klar sein sollte.«
»Ja, er ist unser Gast«, presste Nado zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und zog dabei die Wangen ein, als hätte er gerade in einen unreifen Apfel gebissen.
»Was sagst du jetzt, Vermûnd?«, wollte Gannel wissen.
Der verschleierte Zwerg erhob sich und sah die Clan-Oberhäupter der Reihe nach an. »Ich sage Folgendes und hört mir gut zu, Grimstborithn: Wenn irgendein Clan es wagen sollte, wegen dieser verleumderischen Behauptungen seine Äxte gegen den Dûrgrimst Az Sweldn rak Anhûin zu erheben, werden wir das als einen kriegerischen Akt betrachten und entsprechend reagieren. Wenn ihr mich gefangen setzt, werden wir auch das als einen kriegerischen Akt betrachten und entsprechend reagieren.« Vermûnds Schleier zuckte, und Eragon vermutete, dass der Zwerg lächelte. »Wenn ihr uns in irgendeiner Weise angreift, ob mit Stahl oder Worten, ganz gleich wie sanft eure Rüge auch sein mag, betrachten wir das als einen kriegerischen Akt und reagieren entsprechend. Wenn ihr nicht wollt, dass unser Land in tausend blutige Fetzen zerrissen wird, schlage ich vor, ihr lasst die Worte des heutigen Morgens vom Wind verwehen und denkt stattdessen darüber nach, wer als Nächstes auf dem Granitthron sitzen und herrschen soll.«
Die Clan-Oberhäupter saßen lange schweigend da.
Eragon biss sich auf die Zunge, um sich davon abzuhalten, auf den Tisch zu springen und so lange über Vermûnd zu schimpfen, bis die Zwerge ihn endlich für seine Verbrechen aufknüpften. Er rief sich sein Versprechen gegenüber Orik ins Gedächtnis, bei der Clan-Versammlung seinem Beispiel zu folgen.
Orik ist mein Clan-Oberhaupt, und ich muss ihn so antworten lassen, wie er es für angemessen hält.
Freowin löste die Hände von seinem mächtigen Bauch und schlug mit der fleischigen Pranke auf die Steinplatte. Sein heiserer Bariton schallte durch den ganzen Raum, obwohl er nur zu flüstern schien: »Du hast unser Volk entehrt, Vermûnd. Wir werden unsere Ehre als Knurlan verlieren, wenn wir deine Verbrechen dulden.«
Die ältliche Zwergin Hadfala schob ihre runenbekritzelten Seiten zusammen. »Was außer unserem Untergang wolltest du durch den Mord an Eragon erreichen? Selbst wenn die Varden Galbatorix ohne seine Hilfe besiegen könnten, was würde wohl der Drache Saphira aus Trauer über den Tod seines Reiters tun? Er würde über uns herfallen und Farthen Dûr in ein Meer aus Blut verwandeln.«
Vermûnd blieb stumm.
Gelächter platzte in die Stille. Weil es so unerwartet kam, erkannte Eragon zunächst nicht, dass es Orik war. Als er sich wieder beruhigt hatte, sagte der Grimstborith: »Wenn wir etwas gegen dich oder den Dûrgrimst Az Sweldn rak Anhûin unternehmen, betrachtest du das also als kriegerischen Akt, Vermûnd? Also gut, wir werden nichts gegen dich unternehmen. Gar nichts!«
Vermûnd zog die Brauen zusammen. »Und weshalb amüsiert dich das so?«
Orik lachte wieder. »Weil ich über etwas nachgedacht habe, was du übersehen hast, Vermûnd. Du willst, dass wir dich und deinen Clan in Ruhe lassen? Gut. Ich schlage der Clan-Versammlung hiermit vor, Vermûnds Wunsch nachzukommen. Hätte er aus eigenem Antrieb und nicht als Grimstborith
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