Die Weisheit des Feuers
und den Gehorsam erwiesen, der mir als Grimstborith zusteht, und ich bin stolz darauf, ihn meinen Stiefbruder zu nennen.«
Eragon blickte verlegen zu Boden. Seine Wangen und die Spitzen seiner Ohren brannten. Er wünschte sich, Orik wäre nicht so freigiebig mit seinem Lob. Das würde es ihm in Zukunft nur schwerer machen, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen.
Orik breitete die Arme aus. »Alles, was wir uns von einem Drachenreiter nur wünschen konnten«, rief er, »vereint Eragon! Er existiert! Er ist mächtig! Und er achtet unser Volk wie kein anderer Drachenreiter vor ihm!« Dann ließ er die Arme sinken und sprach so leise weiter, dass Eragon seine Worte nur mit Mühe verstand. »Und wie haben wir ihm seine Freundschaft vergolten? Mit Verachtung und boshaftem Gerede. Wir sind ein undankbares Volk, sage ich, und unser gutes Gedächtnis schadet uns nur... Es gibt etliche unter uns, deren gärender Hass so übermächtig geworden ist, dass sie zu Gewalt greifen, um ihren Zorn zu stillen. Vielleicht glauben sie, ihr Handeln wäre das Beste für unser Volk. Falls es so ist, ist ihr Verstand verrottet wie ein mehrere Jahre alter Käse. Denn warum sonst hätten sie versucht, Eragon zu töten?«
Die lauschenden Clan-Oberhäupter erstarrten und ihre Augen fixierten Oriks Gesicht. Sie hingen so gebannt an seinen Lippen, dass selbst der fette Grimstborith Freowin die Schnitzerei an seinem Raben unterbrach und die Hände über seinem Schmerbauch faltete. Er wirkte wie eine der Zwergenstatuen im Thronsaal.
Während die anderen ihn anstarrten, berichtete Orik der Clan-Versammlung, wie sieben schwarz gekleidete Zwerge Eragon und seine Wachen in den weitverzweigten Tunneln unter Tronjheim angegriffen hatten. Dann beschrieb er das Armband aus Rosshaar mit den eingeflochtenen Amethysten, das die Wachen bei einer der Leichen gefunden hatten.
»Glaube ja nicht, du könntest meinem Clan die Verantwortung für diesen Angriff aufgrund eines so dürftigen Beweises in die Schuhe schieben!« Vermûnd sprang auf. »Solchen Tand kann man auf fast jedem Markt in unserem Reich kaufen!«
»Ganz recht«, erwiderte Orik und nickte Vermûnd zu, der sich wieder setzte. Leidenschaftslos und zügig schilderte Orik seiner Zuhörerschaft dann, was er Eragon bereits in der vergangenen Nacht erzählt hatte. Nämlich wie seine Untertanen in Dalgon ihm bestätigt hatten, dass die seltsamen schillernden Dolche vom Schmied Kiefna stammten, und wie sie die Zwergenfrau ausfindig gemacht hatten, die die Waffen gekauft und ihren Transport von Dalgon zu einer Stadt arrangiert hatte, die von den Az Sweldn rak Anhûin kontrolliert wurde.
Vermûnd stieß einen tiefen, knurrenden Fluch aus und sprang erneut auf. »Es ist nicht erwiesen, dass diese Dolche unsere Stadt jemals erreicht haben, und selbst wenn, lässt das keinerlei Rückschlüsse zu! In den Mauern unserer Städte halten sich Knurlan aus vielen Clans auf, genauso wie in der Festung Bregan zum Beispiel. Das beweist gar nichts. Hüte deine Zunge, Grimstborith Orik, denn du hast nichts in der Hand, was eine Anklage gegen meinen Clan rechtfertigen würde!«
»Ich war derselben Meinung wie du, Grimstborith Vermûnd«, gab Orik gelassen zurück. »Aus diesem Grund haben meine Magier und ich letzte Nacht den Weg der Meuchelmörder bis zu ihrem Ausgangsort zurückverfolgt. Im zwölften Stockwerk von Tronjheim konnten wir drei Knurlan gefangen nehmen, die sich in einem unbenutzten Lagerraum versteckt hielten. Wir konnten den Geist von zweien brechen und in Erfahrung bringen, dass sie den Attentätern Verpflegung und Obdach gewährt haben. Und«, sein Tonfall wurde drohend, »wir haben außerdem die Identität ihres Herrn aufgedeckt. Grimstborith Vermûnd, ich nenne dich einen Mörder und Eidbrecher! Ich nenne dich einen Feind des Dûrgrimst Ingietum und einen Verräter an unserem Volk, denn du und dein Clan waren es, die versucht haben, Eragon zu ermorden!«
Heilloses Chaos brach aus, als bis auf Orik und Vermûnd alle Clan-Oberhäupter losschrien, wild mit den Händen herumfuchtelten oder anderweitig versuchten, sich Gehör zu verschaffen. Eragon stand auf und lockerte das geliehene Schwert in der Scheide. Er zog es einen Fingerbreit heraus, damit er es schnell zücken konnte, falls Vermûnd oder einer seiner Zwerge den Moment nutzen und angreifen würden. Vermûnd rührte sich jedoch nicht, ebenso wenig wie Orik. Sie starrten sich nur an wie zwei konkurrierende Wölfe, ohne auf den Tumult zu
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