Die Weisheit des friedvollen Kriegers
und meditieren, besondere Atemtechniken anwenden oder irgendwelche abgedrehten Yogi-Stellungen einnehmen würden, könnten wir uns diese besonderen Kräfte ebenfalls zu eigen machen. Doch selbst wenn dem so wäre: Würden uns diese besonderen Kräfte auf Dauer glücklich machen?
Außergewöhnliche Fähigkeiten haben einen gewissen Reiz, das muss ich schon zugeben. Nachdem ich als Junge zum ersten Mal Peter Pan gesehen hatte, gab es für mich nichts, was ich mir mehr gewünscht hätte, als zu fliegen und mich in die Lüfte zu erheben. Hätte ich doch bloß ein bisschen von diesem Feenstaub auftreiben, genügend glückliche Gedanken hervorbringen können – so aber musste ich mich damit begnügen, ein
Ass auf dem Trampolin zu werden und herauszufinden, dass alles, was hoch steigt, auch wieder runterkommt.
Kein Zweifel, wir können unsere Instinkte und intuitiven Fähigkeiten verfeinern und schärfen; mit gesundheitsfördernden Übungen können wir unsere Vitalität steigern und den Körper verjüngen, ihn gelenkiger und entspannter machen. Wenn wir mit dem göttlichen Geist kommunizieren, von dem unsere Welt durchdrungen ist, erleben wir mit Sicherheit auch häufiger Momente voller Durchblick, geistiger Klarheit und Frieden. Seine »Hausaufgaben« zu machen zahlt sich also tatsächlich aus. Aber nicht, weil man dabei neue Dimensionen erkundet, sondern weil es den Blick verändert.
Nachdem Socrates das Thema besondere Kräfte mit Geringschätzung abgetan hatte, wandte er sich wieder dem Glücklichsein zu. Für ihn war es ein Phänomen wie der Topf, der niemals überkocht, wenn man ihn beobachtet. Thoreau hat einmal geschrieben: »Das Glück ist wie ein Schmetterling: Je mehr du ihm nachjagst, desto mehr entzieht er sich. Doch wenn du deine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtest, kommt er angeflogen und nimmt auf deiner Schulter Platz.«
Am besten lässt sich Socs Zugang zum Glücklichsein vielleicht in den Worten George Bernard Shaws wiedergeben: »Kümmere dich nicht um Vorlieben und Abneigungen, die sind von keinerlei Konsequenz. Tu einfach, was getan werden muss. Das ist dann zwar nicht unbedingt das Glück, aber immerhin Größe.«
Auch in diesem Zitat kommt das Kernstück des Pfades des friedvollen Kriegers zum Ausdruck.
Der Weg bringt den Krieger hervor
»Ein Krieger ist nichts, was man wird. Ein Krieger ist man in jedem Moment, oder man ist es nicht. Der Weg selbst bringt den Krieger hervor.«
Der uruguayische Romancier Juan Carlos Onetti sagte einmal: »Ich bin kein Schriftsteller, es sei denn, ich schreibe.« Das gilt für alles, was wir tun. Auf dem Golfplatz ist der Arzt Golfspieler und kein Mediziner (es sei denn, er wurde als solcher gerufen). Wir sind immer genau das, was wir im Moment tun.
Man kann sich also nicht vornehmen, irgendwann einmal ein friedvoller Krieger zu werden. Es gibt keine Diplomprüfung, die man ablegen könnte. Entweder verhalten wir uns im gegenwärtigen Augenblick wie ein Krieger, oder wir tun es nicht. In meinen Handlungen spiegelt sich manchmal der Geist des Kriegers wider und manchmal nicht. Wenn wir uns überhaupt durch irgendetwas von anderen Menschen unterscheiden, dann dadurch, dass bei uns solche Momente häufiger auftreten.
Das Leben bildet heraus, was es verlangt; der Weg bringt den Krieger hervor. Das tägliche Leben ist eine Art spirituelles Gewichtheben für den Geist. Wenn die Straße also holprig wird, lasst uns die Ärmel hochkrempeln und daran denken, dass die Schwierigkeiten, denen wir begegnen, unser Training sind und dass wir – als friedvolle Krieger in der Ausbildung – beschließen können, uns ihnen zu stellen.
Das Glück – jetzt!
»Denke an die verfließenden Jahre. Eines Tages wirst du erkennen, dass der Tod nicht das ist, was du dir vorgestellt hast – aber auch das Leben nicht. Beide können wunderbar sein, voll Veränderung. Aber beide können auch, ehe du dich versiehst, eine große Enttäuschung sein.
(…)
Wach auf! Wenn du mit aller Gewissheit wüsstest, dass dir nur noch eine kurze Frist bleibt, um dein Leben zu erkennen und herauszufinden, wer du bist, dann würdest du nicht deine Zeit vertrödeln mit Trägheit oder Verzagtheit, mit Müßiggang oder Ehrgeiz. Ich sage dir, Dan, du hast eine unheilbare Krankheit. Ihr Name ist – Tod. Die kurze Frist, ob du ein paar Jahre früher oder später hinweggespült wirst, macht keinen Unterschied. Sei jetzt glücklich, grundlos glücklich – oder du wirst es niemals
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