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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte keine Augen; dort, wo sie hätten sein müssen, war nur glatte, tote weiße Haut. Sie war im Dienst des Dunklen Königs schon zuvor Myrddraal begegnet, und hatte es sogar geschafft, ihren augenlosen Blick zu erwidern, ohne sich von dem Entsetzen überwältigen zu lassen, das dieses Starren auslöste, aber dieser hier ließ sie auf dem Boden zurückkriechen, bis ihr Rücken gegen ein Tischbein stieß. Schleicher ähnelten einander wie zwei Regentropfen, sie waren hoch gewachsen und schlank und identisch, aber dieser war einen ganzen Kopf größer, und er schien Furcht auszustrahlen, die in ihre Knochen sickerte. Ohne nachzudenken griff sie nach der Quelle. Und hätte beinahe aufgeschrien. Die Quelle war weg! Sie war nicht abgeschirmt; es war einfach nichts da, wonach sie greifen konnte! Der Myrddraal sah sie an und lächelte. Schleicher lächelten niemals. Nie. Ihr Atem kam in keuchenden Stößen.
    »Sie kann nützlich sein«, knirschte der Myrddraal. »Ich möchte nicht, dass die Schwarze Ajah vernichtet wird.«
    »Wer bist du, dass du es wagst, einen der Auserwählten herauszufordern?«, verlangte Mesaana verächtlich zu wissen, machte die Wirkung dann aber zunichte, indem sie sich die Lippen befeuchtete.
    »Glaubst du, Hand des Schattens ist bloß ein Name?« Die Stimme des Myrddraal war nicht länger knirschend.
    Hohl schien sie aus unvorstellbarer Ferne aus Höhlen zu schallen. Die Kreatur wuchs, als sie sprach, bis ihr Kopf die Decke berührte, zwei Spannen hoch. »Man hat dich gerufen, und du bist nicht gekommen. Meine Hand reicht weit, Mesaana.«
    Sichtlich am ganzen Körper zitternd, öffnete die Auserwählte den Mund, vielleicht um zu bitten, und sie schrie auf, als ihre Kleidung zu Staub zerfiel. Ringe aus schwarzen Flammen banden ihr die Arme an die Seiten, wickelten sich eng um ihre Beine, und eine brodelnde Kugel aus reiner Schwärze erschien in ihrem Mund und zwang ihren Kiefer weit auf. Sie wand sich, stand nackt und hilflos da, und der Ausdruck in ihren verdrehten Augen verursachte in Alviarin das Bedürfnis, sich selbst zu beschmutzen.
    »Willst du wissen, warum eine der Auserwählten bestraft werden muss?« Die Stimme war wieder das knochenzerreibende Knirschen, der Myrddraal scheinbar nur ein zu großer Schleicher, aber Alviarin ließ sich nicht täuschen. »Willst du zusehen?«, fragte er.
    Sie hätte sich mit dem Gesicht zu Boden werfen sollen, um ihr Leben betteln, aber sie konnte sich nicht bewegen.
    »Nein, Großer Herr«, schaffte sie es hervorzustoßen, obwohl ihr Mund so trocken wie Staub war. Sie wusste es. Es konnte nicht sein, aber sie wusste es. Ihr wurde bewusst, dass ihr Tränen die Wangen hinunterströmten.
    Der Myrddraal lächelte wieder. »Viele sind aus großer Höhe gestürzt, weil sie zu viel wissen wollten.«
    Die Kreatur schwebte auf sie zu, nein, keine Kreatur, der Große Herr, gekleidet in die Haut eines Myrddraal, schwebte auf sie zu. Er ging auf Beinen, und doch konnte man seine Bewegungen nicht anders beschreiben. Die bleiche, in Schwarz gekleidete Gestalt beugte sich zu ihr herab, und sie hätte aus vollem Hals gekreischt, als er mit einem Finger ihre Stirn berührte. Sie hätte gekreischt, hätte sie einen Ton zustande gebracht. Ihre Lungen waren luftlose Säcke. Die Berührung brannte wie ein rot glühendes Eisen. Vage fragte sie sich, warum sie nicht ihr eigenes, brennendes Fleisch roch. Der Große Herr richtete sich auf, und der bohrende Schmerz nahm ab und verschwand. Ihr Entsetzen minderte sich jedoch nicht im Geringsten.
    »Du trägst jetzt mein Zeichen, dass du mir gehörst«, knirschte der Große Herr. »Mesaana wird dir jetzt nichts mehr tun. Bis ich ihr die Erlaubnis gebe. Du wirst herausfinden, wer hier meine Kreaturen bedroht und sie mir übergeben.« Er wandte sich von ihr ab, und die schwarze Rüstung fiel von seinem Körper. Alviarin zuckte zusammen, als sie mit einem stählernen Scheppern auf dem Teppich landete, statt sich einfach aufzulösen. Er war in Schwarz gekleidet, und sie hätte nicht sagen können, ob es Seide oder Leder oder etwas anderes war. Seine Dunkelheit schien das Licht aus dem Raum zu saugen. Mesaana kämpfte gegen ihre Fesseln an und wimmerte schrill wegen des Knebels in ihrem Mund. »Geh jetzt«, sagte er, »wenn du deine nächste Stunde noch erleben willst.« Der Laut, den Mesaana ausstieß, steigerte sich zu einem verzweifelten Schrei.
    Alviarin vermochte nicht zu sagen, wie sie aus ihren Gemächern herauskam - sie konnte

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