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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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sie während der langen Fahrt halten?
    Nach guten drei Stunden sehe ich von weitem eine Staubwolke und vermute, daß es Pater Giuliani ist. Kurz darauf hält er neben uns. Er schaut in den Wagen und schüttelt den Kopf. Warum ich nicht von ihm die Batterie einbauen ließ, will er wissen, nun sei sie unbrauchbar. Wieder rollen die Tränen, als ich berichte, sie sei gerade mal eine Woche alt. Er wird versuchen, sie zu reparieren, doch versprechen kann er es nicht, und in zwei Tagen reist er nach Italien ab. Dann gibt er mir eine Ersatzbatterie, und wir fahren zurück nach Barsaloi. Dort repariert er das Gehäuse mit heißem Teer. Lange wird das nicht halten. Der Abschied von Pater Giuliani löst in mir Beklemmung aus. Nun habe ich für die nächsten drei Monate wohl keinen Schutzengel mehr, da Pater Roberto eher hilflos ist.
    Wie immer kommen am Abend die Boys vorbei und liefern das Shopgeld ab. Meistens koche ich noch Chai, und wenn Lketinga nicht da ist, sogar Essen. Die Burschen richten mich jedesmal etwas auf, weil ich mich mit ihnen verständigen kann. James ist enttäuscht, daß ich keinen Laster mehr organisieren will.
    Zum ersten Mal formuliere ich vorsichtig den Vorschlag, hier wegzuziehen, da wir sonst bald kein Geld mehr haben. Es ist totenstill im Raum, und ich erkläre, daß ich kein Geld mehr besitze, um hier weiterzumachen. Der Wagen ruiniert uns. Lketinga fährt sofort dazwischen und meint, jetzt seien wir so gut gestartet mit der Wiedereröffnung des Geschäftes und er wolle so weitermachen. Dies sei seine Heimat, und er gehe nicht weg von seiner Familie. Ich frage, mit wessen Geld er denn einkaufen will. Locker meint er, ich könne ja meiner Mutter schreiben, sie solle uns wie immer Geld schicken. Er begreift nicht, daß dieses Geld mein eigenes war. Die Boys verstehen mich, aber sie können nicht viel dazu beitragen, da mein Mann ihren Vorschlägen sofort widerspricht. Mit Engelszungen rede ich und stelle Mombasa als Businessplatz so attraktiv wie möglich dar. James wäre sofort bereit, nach Mombasa zu fahren, weil er auch mal das Meer sehen möchte. Aber mein Mann will nicht, daß wir hier wegziehen.
    Für heute beenden wir das Gespräch, und wir spielen noch eine Runde Karten. Es wird viel gelacht, und Lketinga, der das Spiel nicht lernen will, verfolgt das Ganze mißmutig. Ihm gefallen die Besuche der Burschen nach wie vor nicht. Meistens sitzt er demonstrativ abseits, kaut Miraa oder ärgert die Burschen, bis sie genervt abziehen. Ohnehin sind sie die einzigen, die uns noch besuchen. Täglich schneide ich vorsichtig das Thema Mombasa an, da ohne Grundnahrungsmittel im Shop wirklich nicht mehr viel zu verdienen ist. Das beunruhigt Lketinga allmählich auch. Aber noch gibt er nicht nach.
    Wieder einmal spielen wir zu dritt Karten. Nur eine Petroleumlampe erhellt den Tisch. Lketinga tigert ständig in der Wohnung herum. Draußen ist es hell, weil bald Vollmond ist. Zwischendurch will ich mir die Beine vertreten und stehe auf, um hinauszugehen. Barfuß trete ich auf etwas Glitschiges und schreie angeekelt auf.
    Alle lachen, nur Lketinga nicht. Er holt die Lampe vom Tisch und betrachtet das komische Etwas am Boden. Es sieht aus wie ein zerquetschtes Tier, vermutlich ist es der Embryo einer Ziege. Auch die Boys sind dieser Meinung. Es ist kaum größer als zehn Zentimeter und deshalb noch undefinierbar. Lketinga schaut mich an und behauptet, dieses Etwas hätte ich verloren. Zuerst begreife ich nicht, was er damit meint.
    Aufgebracht will er nun wissen, von wem ich schwanger war. Jetzt sei ihm auch klar, warum die Boys täglich kommen. Ich hätte mit einem von ihnen ein Verhältnis. James versucht ihn zu beruhigen, da ich völlig erstarrt bin. Er schlägt seine Arme fort und will sich auf den Freund von James stürzen. Doch die beiden Burschen sind schneller und rennen aus dem Haus. Lketinga kommt auf mich zu, schüttelt mich und will endlich den Namen meines Liebhabers. Wutentbrannt reiße ich mich los und schreie ihn an: »You are completely crazy! Go out of my house, you are crazy!« Ich bin gefaßt darauf, daß er mich nun zum ersten Mal schlagen wird. Aber er sagt nur, diese Schande werde er rächen. Er werde diesen Boy finden und ihn umbringen. Mit diesen Worten verläßt er das Haus.
    Überall stehen die Menschen vor ihren Hütten und starren zu uns herüber. Als mein Mann außer Sichtweite ist, packe ich ein Bündel Geld, unsere Pässe und Napirai und renne zur Mission. Wie verrückt klopfe

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