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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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für
meinen Freund empfehlenswert ist.“
    Auch Frau Sauerlich wandte sich zur
Tür. „Gehst du allein? Oder mit Gaby und Karl?“
    „Gaby hat heute keine Zeit.
Wahrscheinlich schreibt sie Briefe an Tarzan. Karl sieht sich solche Filme
nicht an. Er hat da einen höheren Geschmack.“
    Sie traten in die Empfangsdiele der
großen Sauerlich-Villa. Während Frau Sauerlich sich in die Küche begab, um der
Köchin bei er Spinatsuppe zu assistieren (beizustehen), flitzte Klößchen
unbemerkt zurück und holte seine Schokolade unter dem Sessel hervor.

    Im Kino herrschte teuflischer Andrang.
Vermutlich, weil das Wetter so schlecht war. Seit gestern prasselte Regen auf
Stadt und Land.
    Klößchen erwischte den letzten Platz:
in Reihe 28, hinter einem Zwei-Meter-Riesen — weshalb er sich schiefbiegen
mußte und nur eine Hälfte des Films sah, nämlich die linke.
    Es genügte, um sich ein Urteil zu
bilden. Also, dachte er, wenn das der Tarzan ist, nach dem Tarzan seinen
Spitznamen hat, dann werde ich Tarzan lieber nichts davon erzählen. Sonst
zündet er das Kino an.

2. Einladung nach Rhodos
     
    Regenwetter hin, Mistwetter her. Wer
einen Hund hat, muß Gassi gehen. Und für ihren treuen Vierbeiner Oskar tut Gaby
bekanntlich alles. Also schlüpfte sie an diesem dritten Feriennachmittag in
Gummistiefel, hüllte sich in eine silbrige Regenhaut und nahm den
Cocker-Spaniel an die Leine.
    Als sie das Haus verließ, stülpte sie
die Kapuze aufs Blondhaar. Sie ging am Laden vorbei und winkte ihrer Mutter zu,
die gerade Weintrauben abwog für eine Kundin.
    Es goß wie aus Kübeln. Im Rinnstein
wälzten sich Ströme. Oskar genoß das. Er mochte jedes Wetter — vorausgesetzt,
er konnte dabei sein und im Freien toben. Freilich — bis zum Park wurde er an
der Leine geführt. Dort machte Gaby ihn los, und er schoß über den Rasen und
kreuz und quer durch die Büsche. Daß er nicht auf die Straße laufen durfte, wußte
er genau. Gaby trottete hinter ihm her.
    Der Park schien leer zu sein — jedenfalls
der Teil, den sie überblickte. Sie beobachtete Oskar. Er scheuchte Tauben auf,
stöberte an Papierkörben und verschwand mal hier und mal dort.
    Daß die Glockners in den Urlaub fuhren —
daran war dieses Jahr nicht zu denken. Gaby bedauerte das kein bißchen. Im
Gegenteil. Ihr Papi, der Kriminalkommissar, wurde im Präsidium gebraucht. Erst
im November konnte er seinen Urlaub nehmen. Das war kein Grund, die Ohren
hängen zu lassen. Auch für Daheimgebliebene können die Ferien toll sein.
    Aber nur mit den richtigen Leuten,
dachte sie. Klößchen und Karl — na gut! Aber Tarzan ist mein Freund. Ein Elend,
daß er nicht hier wohnt.
    Noch viereinhalb Wochen, mindestens,
würden sie sich nicht sehen: eine harte Prüfung für junge Liebe.
    Und wehe, dachte sie, er schreibt mir
nicht mindestens täglich!
    Kühler Wind, fast ein Herbstwind, blies
von vorn und trieb ihr den Regen ins Gesicht. An jeder Ponyfranse hängte sich
ein Tropfen. Es wurde mühsam, die wegzupusten.
    Wo war Oskar? Sie sah ihn nicht. Aber
in diesem Moment jaulte er, als hätte er die Nase in ein Wespennest gesteckt.
    „Blöder Köter!“ keifte eine
Frauenstimme. „Hau ab!“
    Die hat ihn geschlagen! dachte Gaby
entsetzt. Getreten! Meinen Hund!
    Sie rannte über den Rasen und durch
Büsche, hinter denen der asphaltierte Weg zu einem kleinen Pavillon führte. Er
war zwar nach allen Seiten offen, wie das für Pavillons typisch ist, aber sein
Dach bot Schutz vor dem Regen.
    Oskar kam ihr entgegen, mit einem
Baguette, einem französischen Weißbrot, im Maul. Es war halbmeterlang. Er
humpelte.

    Im Pavillon stand eine Frau. Sie hatte
sich abgewandt, interessierte sich nicht mehr für Oskar, sondern stierte zum
Ausgang, wo am Straßenrand Wagen parkten. Sie schien zu überlegen, ob sie durch
den Regen laufen sollte oder nicht. Sie hatte weder Schirm noch Mantel, sondern
trug einen todschicken Anzug und Pumps mit enorm hohen Absätzen.
    Blöde Gurke! dachte Gaby. Aber Oskar
darf sie nicht bestehlen.
    Gaby leinte ihn an. Widerwillig
überließ er ihr das Weißbrot. Erstaunt stellte sie fest, daß es uralt war,
jedenfalls altbacken, hart wie ein Büffelknochen und an der Kruste beschädigt.
Das bedeutete, er hatte es der Frau nicht gestohlen, sondern irgendwo — wahrscheinlich
im Pavillon — gefunden.
    Sie gab es ihm ins Maul, setzte ihre
kriegerische Miene auf und strebte zum Pavillon.
    Erst als sie die zwei Stufen hinauf
stieg, blickte sich die Frau um.
    Mitte Dreißig

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