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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mochte sie sein. Ihr
Gesicht wirkte irgendwie nackt — trotz Lidschatten und Make up. Vielleicht,
weil sie so dünn rasierte Brauen hatte und fast gar keine Wimpern. Ihr rotblondes
Haar war krausig und streichholzkurz.
    „Mein Oskar humpelt“, sagte Gaby. „Ich
hörte, wie er jaulte. Haben Sie ihn getreten?“
    „Achte gefälligst auf deinen Köter.“
Sie hatte eine unangenehme Stimme — als klirrten Scherben. „Der kennt nichts in
seiner Gefräßigkeit. Hat mich fast umgeworfen, nur um das Brot aus dem
Papierkorb zu zerren.“ Neben dem stand sie. „Seinen nassen Pelz hat er mir am
Bein abgestreift.“
    „Ach, Gott! Ach, Gott! Ihr Bein ist
wohl aus Zucker, wie? Weil Oskar sie streift, treten Sie ihn gleich in die
Rippen. Ihre Schuhe sind so spitz wie Dolche. Vielleicht haben Sie ihn
verletzt. Der Tierarzt wird’s feststellen. Und dann halte ich mich an Sie. Wie
ist, bitte, Ihr Name?“
    Schlangenaugen blickten Gaby an. Sie
wäre nicht verwundert gewesen, hätte sich zwischen den grell geschminkten
Lippen eine gespaltene Zunge gezeigt.
    „Wie ist Ihr Name?“ fragte Gaby zum
zweiten Mal.
    „Das geht dich nichts an, dumme Göre.“
    Mit diesen Abschiedsworten drängte sie
sich an Gaby vorbei, stöckelte die Stufen hinunter und strebte über den Kiesweg
zum Ausgang. Von hinten wirkte sie noch eleganter als von vorn. Aber das war
kein Ersatz für fehlende Herzlichkeit.
    „Vielen Dank!“ rief Gaby ihr nach. „Wir
sprechen uns noch. Im übrigen haben Sie einen Fleck an der Hose. Sieht aus wie
Senf.“
    An Frau Schlangenauge prallte das ab.
Sie setzte ihren Weg fort, passierte den Ausgang und blieb neben einem
spaghettifarbenen Porsche stehen. Sie schloß auf und stieg ein.
    Gaby konnte das Nummernschild lesen.
Ein hiesiges Kennzeichen. Um so besser! Sie merkte sich die Folge von
Buchstaben und Zahlen, während der Porsche aus der Parkreihe ausscherte und
wegfuhr.
    Die kann was erleben! Gaby war wütend.
Bei Tätlichkeiten gegen Tiere sieht sie rot und ist nicht zu besänftigen, weil
der Zorn bei ihr anhält — fast so lange wie Husten.
    Sie untersuchte Oskar. Er humpelte
nicht mehr, sondern knabberte am Weißbrot. Aber mit langen Zähnen — was hieß,
daß ihm ein Kalbsknochen lieber wäre.
    An der fünften Rippe tat’s weh. Wenn
sie ihn dort drückte, winselte er. Gebrochen war nichts. Trotzdem bestand kein
Grund, Gras wachsen zu lassen über die Roheit von Frau Schlangenauge.
    Wie schön, dachte Gaby, daß mein Papi
bei der Kripo ist. Ganz schnell wird er feststellen, wem der Porsche gehört.
    Sie leinte Oskar an. Zusammen
durchquerten sie die Innenstadt in Richtung Polizei-Präsidium.
    Oskar trug das Weißbrot im Maul und
erntete belustigte Blicke. Im Polizei-Präsidium meldete sich Gaby beim Pförtner
an. Denn hier spaziert man nicht rein wie in eine Bahnhofshalle.
    „Dein Vater ist in seinem Büro“, wurde
ihr freundlich mitgeteilt.
    „Hallo, Papi!“ Ohne anzuklopfen,
stürmte sie in sein Büro.
    Oskar folgte. Als er unter den
Schreibtisch seines Herrchens sauste, stieß er rechts und links mit dem
Weißbrot an.
    Kommissar Glockner ließ sich auf die
Wange küssen, tätschelte Oskar und schloß die Akte, die er gerade bearbeitete.
Gabys Miene war zu entnehmen, daß ihr was Wichtiges auf der Seele brannte.
    „Warst du beim Bäcker?“ erkundigte er
sich. „Oder wo hat er das Brot geklaut?“
    „Nicht geklaut, Papi. Gefunden. Und
damit bin ich beim Thema. Dieses Weib mit den Schlangenaugen hat ihn in die
Rippen getreten. Das darf nicht ungesühnt bleiben. Jedenfalls habe ich die
Kfz-Nummer.“
    Sie erzählte. Glockners markantes
Gesicht spannte sich, als sie die Autonummer nannte. Er ließ sich beschreiben,
wie die Frau aussah, und nickte grimmig.
    „Alles klar, Gaby. Da bist du an die
Richtige gekommen. Ich brauche nicht nachzusehen. Habe alles im Kopf. Die Frau
heißt Kathrin Uhl. Sie ist 34 Jahre alt, und am liebsten wüßte ich sie hinter
Gittern. Dort wird sie auch eines Tages landen — trotz aller Durchtriebenheit.
Aber zur Zeit türmt sich nur ein Verdacht auf den andern. Beweise fehlen
leider.“
    „Eine Tierquälerin?“ forschte Gaby.
    „Das nicht. Sie und ihr Mann Dietmar
sind Hoteldiebe von internationalem Format. Während der Hauptreisezeit im
Sommer klappern sie die Luxushotels rund ums Mittelmeer ab. Mit ungezählten
Tricks machen sie Beute. Vor einigen Wochen ist man ihnen auf die Spur
gekommen. Sie wurden überprüft, als dringender Tatverdacht bestand. Den
Nachweis

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