Die Welt der Drachen
Stunden zurück und vernichteten die Fäden, noch während sie fielen.«
»Gibt es eine Grenze für diese Sprünge?«
»Ich weiß nicht. Als ich Lessa beibrachte, Ramoth zu fliegen, kehrte sie versehentlich nach Ruatha zurück - zu einem Tag, der dreizehn Planetendrehungen in der Vergangenheit lag.
Ich selbst habe einen Sprung von zehn Planetendrehungen gewagt.
Den Drachen bereitet das nicht die geringsten Schwierigkeiten, aber für die Reiter ist es eine ungeheure Belastung. Als wir gestern von Nerat kamen, hatte ich fast nicht mehr die Kraft, nach Keroon weiterzufliegen.«
F'lar schüttelte den Kopf.
»Offensichtlich gelang es uns, Kylara, Pridith und die anderen zehn Planetendrehungen zurückzuschicken. Aber je weiter die Zeit fortschreitet, desto unglücklicher scheinen sie zu werden. Immerhin - zweiundsiebzig erwachsene Drachen sind der Lohn dafür.«
»Schicken Sie einen Reiter in die Zukunft«, schlug Robinton vor. »Damit ersparen Sie sich viele Grübeleien.«
»Das ist unmöglich, jeder Drache benötigt bestimmte Erkennungspunkte. Wie soll man ihm eine Zeit beschreiben, die noch nicht eingetreten ist?«
»Sie besitzen Fantasie!«
»Aber ich kann es mir nicht leisten, auch nur einen Drachen zu verlieren. Nein, es muss alles zu Ende geführt werden, wie es begonnen wurde. Sehen wir uns den Zeitplan an!«
Es wurde Nachmittag, bis der Meisterharfner sich von F'lar verabschiedete.
Über das weite, einsame Meer,
die kraftvollen Schwingen ausgespannt, kommen zwei Drachen vom Norden her,
erreichen das totgesagte Land.
Die ersten Barone strebten dem Weyr zu, als Ramoth und Canth mit ihren Reitern zum Sternstein aufstiegen.
F'nor und Lessa hatten beschlossen, zuerst in die Vergangenheit des Weyrs zurückzukehren und von da aus einen Punkt vor der Küste des vernachlässigten Südkontinents anzusteuern.
Der braune Reiter zeichnete seinem Drachen den Weyr, wie er vor zehn Planetendrehungen ausgesehen hatte, und Canth gab die Bezugspunkte an Ramoth weiter. Die entsetzliche Kälte des Dazwischen nahm Lessa den Atem. Einen Moment lang sah sie unter sich den Weyr, und dann trug Ramoth sie zum Südkontinent. Sie schwebten über der aufgewühlten See.
Der Himmel war bedeckt, und ein Stück vor ihnen tauchte purpurn der Uferstreifen des Südkontinents auf.
Angst stieg in Lessa hoch. Die Drachenkönigin flog mit kraftvollen Flügelschlägen auf das ferne Land zu. Canth versuchte tapfer, auf gleicher Höhe mit ihr zu bleiben.
Er ist doch nur ein Brauner, schalt Lessa Ramoth.
Wenn er mit mir fliegt, muss er die Schwingen eben ein wenig strecken, erwiderte die goldene Königin kühl.
Innerlich dachte Lessa. Ramoth war immer noch gekränkt, weil man es ihr verwehrte, Seite an Seite mit den Bronzedrachen zu kämpfen. Die Männchen würden es in nächster Zeit schwer mit ihr haben.
Und dann sah Lessa den Vogelschwarm. Sie seufzte erleichtert. Es gab also Leben am Südkontinent!
Sie konnte es vor Ungeduld kaum erwarten, bis Ramoth die schroffe Felsenküste erreicht hatte.
Stein, grau unter grauem Himmel...
Enttäuscht befahl Lessa Ramoth höherzufliegen. Alles wirkte kahl und verlassen. Aber dann brach ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke, und das Grau löste sich in Braun- und Grüntöne auf. Üppige tropische Vegetation wurde sichtbar.
Lessas triumphierender Schrei vermischte sich mit dem lauten Trompeten der Drachen. Kreischend flogen Möwen auf, erschreckt von dem ungewohnten Geräusch.
Dschungel und Grasland erstreckte sich unter ihnen. Es hatte Ähnlichkeit mit der Landschaft von Boll. Aber so eifrig sie das Gelände absuchten, sie konnten nirgends einen Felsstock finden, der sich zum Weyr eignete.
Entmutigt landeten sie auf einem Hochplateau neben einem kleinen See. Das Wetter war warm, aber nicht schwül, und während F'nor und Lessa aßen, wälzten sich die beiden Drachen im Wasser.
Lessa war rastlos und zeigte wenig Appetit. Sie merkte, dass auch F'nor immer wieder verstohlene Blicke zum Dschungelrand warf.
»Was befürchten wir eigentlich? Die Vögel sind harmlos, und Where meiden die Nähe von Drachen. Mit Fäden müssen wir auch nicht rechnen, da wir uns zehn Jahre in der Vergangenheit befinden.«
F'nor zuckte mit den Schultern und schnitt eine Grimasse, als er den Proviant wieder in die Tasche schob.
»Wahrscheinlich ist es die Leere«, meinte er. Im gleichen Augenblick erspähte er an einer Mondblütenranke eine reife Frucht. »Mhm, das sieht lecker aus! Ob man sie essen
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