Die Welt ist nicht immer Freitag
gegangen, hatte abgeschlossen und war dann auf der Schüssel eingeschlafen. Alles in allem kam ich zu dem Schluß, daß es sich hier um eine definitiv peinliche Situation handelte. Mein Gefühl sagte mir, daß das hier sicher kein One-night-stand gewesen war, mit dem man vor seinen Männerfreunden prima angeben konnte. Genaugenommen war es ja auch mehr ein One-night-sleep, wenn nicht gar ein One-night-kack gewesen. Ich ließ endlich die Spülung los, putzte den Hintern, zog die Hose hoch, wusch mir die Hände und ging aus dem Bad. Kratzspuren an der Außenseite der Toilettentür und ein benutzter Plastikeimer ließen mich vermuten, daß mein Einschlafen auf dem Klo noch für ein echtes Problem gesorgt hatte. Die Frau schlief offensichtlich noch. Ich versuchte mir einzureden, daß man ja auch nicht immer gleich in der ersten Nacht, sofort gleich…, wußte aber aus langjähriger Erfahrung, daß es auch noch tausend andere Wege gab, keinen Sex zu haben, als sich im Klo einzuschließen. Ich überlegte, ob ich es ihr erklären sollte: »Tut mir leid, Durchfall oder so«, oder aber »Weißt du, um eine Frau richtig kennenzulernen, verbringe ich immer erstmal eine Nacht in ihrem Badezimmer. Das schafft irgendwie eine ganz andere Art von Vertrautheit, weißt du…«, aber ein Zettel an der Klotür: »Laß uns einfach so tun, als wäre es nie passiert« ließ mich vermuten, daß sie sowas gar nicht hören wollte. Vielleicht sollte ich es mal leidenschaftlich versuchen. Irgendwas mußte ich doch aus meinem jahrelangen Angucken amerikanischer Fernsehserien gelernt haben. Ich klopfte an ihre Schlafzimmertür und brüllte: »Hey, ich weiß, vieles ist nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Oh nein, das ist es echt nicht, Mann. Aber vielleicht waren wir einfach zu jung, zu unerfahren. Ich glaube, nach allem, was wir zusammen erlebt haben, und auch nicht erlebt haben, verdienen wir eine zweite Chance. Laß uns einfach sofort wieder in die Kneipe gehen, nochmal von vorne betrinken und ganz neu anfangen. Ja. Ich denke, das sind wir uns schuldig!«
Sie brüllte nur: »Schreibtisch!«
Auf dem Schreibtisch lag ein weiterer Zettel: »Nein Horst, wir werden uns nicht nochmal von vorne betrinken. Siehst du den Fotoapparat neben dem Zettel? Mache damit bitte ein paar Fotos von dir, mit denen ich meine Freundinnen vor dir warnen kann!«
Oh, das klang nicht gut. Um sie ein wenig zu versöhnen, beschloß ich, uns ein leckeres Frühstück zu machen, zumindest das war ich ihr schuldig.
Im Kühlschrank lagen nur einige Flaschen Bier und die Nummer vom Pizza-Service. Na toll, soll das etwa nen Frauenkühlschrank sein? Das sieht ja genauso aus wie bei mir. Gottseidank bin ich im Bad und nicht im Kühlschrank eingeschlafen, sonst hätt ich ja nie gemerkt, daß ich nicht zu Hause bin. Naja, wenigstens war dann das Frühstückmachen nicht so schwer. Ich bestellte den Pizza-Service, machte, als er endlich kam, ein paar Fotos vom Pizza-Serviceboten und verließ die Wohnung.
Alles war nochmal gutgegangen, wenn ich nur nicht die ganze Nacht so prima bei der laufenden Spülung geschlafen hätte. Seitdem macht mich das Geräusch von laufendem Wasser einfach extrem schläfrig. »Und da es in letzter Zeit ständig regnet und Sie, Herr Birüglü, diese blöde Regenrinne vor Ihrem Laden haben, falle ich laufend in Ihre Tomaten.«
»Verstehe«, sagte Herr Birüglü mitfühlend, denn er hatte noch nie eine so traurige Geschichte gehört.
Galliumarsenid
Mittwochabend, ich sitze zu Hause und spreche mit meinem Fernseher. Es geht um unsere gemeinsame Planung für die Fußball-WM. Vor uns liegen schwere Tage, da ist es besser, wenn man vorher mal alles genau durchspricht. Mein Fernseher ist schon ziemlich alt, und ich möchte nicht, daß er während der WM, wegen der extremen Belastung einen Infarkt erlebt. Gern würd ich ihn ausschalten, damit er sich etwas schonen kann, aber das geht nicht. Er ist meine einzige Lichtquelle im Zimmer. Zwar hab ich vor drei Tagen extra eine Lampe im Zimmer angeschlossen, um auch mal abends normales Licht zu haben. Aber ich traue mich seitdem nicht, den Schalter umzulegen, aus Angst, ich könnte irgendwas verkehrt gemacht haben, und das Ganze funktioniert nicht. Das würde mich deprimieren. Da laß ich den Schalter lieber aus, denke, es wird schon alles funktionieren, und habe weiter gute Laune. Ich bin nicht blöd. Noch einmal streiche ich meinem Fernseher liebevoll über die Mattscheibe, jetzt nur noch den
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