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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Herz und mein Magen würden
zusammenprallen, als ich durchs Telefon ein stoßartiges Keuchen
hinter Erics Murmeln hörte. Ein schwaches Wimmern und
irgendwelche sabbernden Geräusche verursachten mir über und
über Gänsehaut. Ich erschauderte. Mein Kopf wurde von einem
Schütteln gepackt, als hätte ich soeben eine Ladung
hundertprozentigen Whisky in mich hineingeschüttet. Keuch-keuch,
wimmer-wimmer drang aus dem Hörer. Eric sagte etwas
Beschwichtigendes und Ruhiges im Hintergrund. O mein Gott, er hatte
einen Hund mit sich da drin. O nein!
    »Also, Jamie, hör mal zu. Jamie! Was meinst du?«
sagte ich laut und verzweifelt und fragte mich, ob mein Vater wohl
meine Gänsehaut wahrnahm. Ich befürchtete außerdem,
daß mir die Augen wahrscheinlich aus den Höhlen traten,
aber ich konnte nichts dagegen tun; ich bemühte mich
angestrengt, mir etwas einfallen zu lassen, um Eric abzulenken.
»Mir ist… mir ist gerade so durch den Kopf gegangen,
daß wir unbedingt mal wieder… unbedingt mal wieder Willy
dazu bringen müssen, daß er uns eine Spritztour mit seinem
alten Wagen machen läßt, du weißt schon, ich meine
den Mini, mit dem er manchmal über den Sand hoppelt. Das hat
doch immer unheimlich Spaß gemacht, oder nicht?« Ich
brachte inzwischen nur noch ein Krächzen heraus, mein Mund wurde
immer trockener.
    »Was? Was redest du denn da?« sagte Erics Stimme
plötzlich wieder dicht an der Sprechmuschel. Ich schluckte mit
einem erneuten Lächeln in Richtung meines Vaters, dessen Augen
sich leicht verengt zu haben schienen.
    »Vergiß nicht, Jamie, wir müssen mal wieder mit
Willys Mini fahren. Ich muß jetzt wirklich endlich mal Dad
hier dazu bringen« – ich zischte diese beiden Worte
förmlich –, »daß er mir einen alten Wagen kauft,
mit dem ich am Strand herumsausen kann.«
    »Du redest Blech. Ich bin niemals mit irgend jemandes Auto am
Strand herumgefahren. Du hast schon wieder vergessen, wer ich
bin«, beschwerte sich Eric, der mir immer noch nicht richtig
zuhörte. Ich wandte mich um und blickte nicht länger zu
meinem Vater hinunter, sondern drehte das Gesicht zur Wand,
stieß einen gewaltigen Seufzer aus und flüsterte vor mich
hin: »O Gott«, von der Sprechmuschel abgewandt.
    »Ja, ja, das stimmt, Jamie«, fuhr ich hoffnungslos fort.
»Mein Bruder ist immer noch unterwegs hierher, soweit ich
weiß. Ich und Dad hier hoffen, daß es ihm
gutgeht.«
    »Du kleiner Mistkerl! Du redest so, als ob ich überhaupt
nicht hier wäre! Herrje, ich kann es hassen, wenn die
Leute das tun! Das würdest du mir nicht antun, nicht
wahr, meine alte Flamme?« Seine Stimme entfernte sich wieder,
und ich hörte Geräusche, die von einem Hund stammen
mußten – von einem kleinen Hund, wenn ich es mir recht
überlegte –, aus dem Hörer dringen. Der Schweiß
brach mir aus.
    Ich hörte Schritte im Flur unter mir, dann wurde das Licht in
der Küche ausgeschaltet. Die Schritte näherten sich wieder,
kamen die Treppe herauf. Ich drehte mich schnell um und lächelte
meinen Vater an, der auf mich zukam.
    »Na ja, da haben wir es, Jamie«, sagte ich
leidenschaftlich, sowohl im übertragenen Sinn wie auch
wortwörtlich ausgedörrt.
    »Telefoniere nicht so lange«, ermahnte mich mein Vater,
als er an mir vorbeiging und die Treppe weiter hinaufstieg.
    »Klar, Dad!« rief ich vergnügt, während ich
allmählich irgendwo in der Blasengegend einen Schmerz empfand,
der sich manchmal einstellte, wenn die Dinge
außergewöhnlich schlecht liefen und ich keinen Ausweg
wußte.
    »Aaaaaoooo!«
    Ich riß mir den Hörer vom Ohr und starrte ihn eine
Sekunde lang an. Ich war mir nicht schlüssig, ob Eric oder der
Hund diesen Ton von sich gegeben hatte.
    »Hallo? Hallo?« flüsterte ich fieberhaft,
während ich hinaufblickte, wo ich sah, wie Vaters Schatten
soeben von der Wand des oberen Flurs verschwand.
    »Haaaoo wwwaaaaoooooww!« drang der Schrei durch
die Leitung. Ich zuckte zusammen und zitterte. Mein Gott, was stellte
er mit dem Tier an? Es klickte im Hörer, ich hörte einen
Schrei, der sich wie ein Fluchen anhörte, dann rasselte und
klapperte es wieder im Telefon. »Du kleines Mistvieh – chchrr. Kacke! Verdammte Scheiße! Komm zurück, du
kleiner…!«
    »Hallo, Eric! Ich meine, Frank! Ich meine… Hallo! Was
geht da vor?« zischte ich, während ich die Treppe nach
Schatten absuchte, mich vor dem Telefon hinkauerte und mir die freie
Hand vor den Mund hielt. »Hallo?«
    Ein Scheppern folgte, dann ›Daran bist du schuld!‹, aus
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