Die Witzekiste
Unternehmertum –doch darüber spricht man nicht. Bei Preisen zwischen 20 Euro für die Sauerampfercreme mit Quarkklösschen, 35 Euro für Carpaccio vom Reh mit Steinpilztartar und edlem Wein für 30 bis 300 Euro die Flasche kann es einem wirklich die Sprache verschlagen.
»Herr Ober« , erkundigt sich der Gast, »warum heißt dieses Gericht denn Räuberspieß?«
»Warten Sie ab, bis Sie die Rechnung bekommen, mein Herr.«
Wo so viel Geld locker sitzt wie in den feinen Restaurants der Nation, bitten böse Buben nicht nur zu Tisch, sondern gelegentlich auch zur Kasse. Wie in Berlin, wo eine genüsslich dinierende Runde wintertags plötzlich in die Mündungen von Maschinenpistolen blickte: Pelzmäntel, Schmuck, Schecks und viele tausend Mark Schwarz- & Bargeld wechselten den Besitzer. Die Maskierten hatten schwer an ihrer Beute zu tragen und die Damen an ihren Verlusten nicht minder – zumal am nächsten Tag darüber nichts in der Zeitung stand und kein Wort über den Verlust verloren werden durfte. Diskretion – versteht sich. Normalerweise geht es in den Restaurants und Gaststätten weniger kriminell zu. Ab und an fallen höchstens die Leistungen von Küche oder Kellnern nicht zur vollen Zufriedenheit der Gäste aus, wie die vielen Ober-Witze beweisen:
Gast: »Herr Ober, mein Wein ist trüb!« Kellner: »Das kann nicht sein. Wahrscheinlich ist nur das Glas schmutzig.«
Gast: »Herr Ober, hier ist eine Fliege in der Suppe.«
Kellner: »Mein Herr, es tut mir leid, dass es nur eine ist. Fliegen sind in diesem Jahr knapp.«
Gast: »Herr Ober, in meinem Bier schwimmt eine Fliege!«
Kellner: »Wünschen der Herr einen Rettungsring?«
Gast: »Herr Ober, ich würde gern dinieren!«
Kellner: »Tut mir leid, mein Herr, die Nieren sind leider aus.«
Gast: »Herr Ober, die Rechnung bitte!«
Kellner: »Wie fanden Sie Ihr Schnitzel, mein Herr?«
Gast: »Mit einer Lupe.«
Gast: »Herr Ober, in dem Kirschkuchen sind ja gar keine Kirschen!«
Kellner: »Was denken Sie – im Hundekuchen sind ja auch keine Hunde . . .«
Gast: »Herr Ober, meine Suppe ist kalt!«
Kellner: »Kein Wunder! Sie haben die ja auch bereits vor einer Stunde bestellt!«
Gast: Herr Ober, dieses Schnitzel schmeckt wie ein alter Hauslatschen, den man mit Zwiebeln eingerieben hat!«
Kellner: »Donnerwetter ! Was Sie schon alles so gegessen haben!«
Gast: »Herr Ober – in meiner Suppe schwimmt ein Hörgerät.«
Kellner: »Wie meinen?«
Gast: »Ober , bringen Sie mir bitte die Forelle Müllerin Art!«
Ruft ein zweiter Gast: »Mir auch, bitte . Aber ganz frisch!« Schreit der Ober in die Küche: »Zweimal Forelle, einmal davon frisch!«
Fragt der Ober den Gast: »Und , hat es Ihnen geschmeckt?«
Gast: »Ich habe schon besser gegessen.«
Darauf der Ober: »Aber nicht bei uns.«
Michelin sagt uns, wo die Reise hingeht, und Wolfram Siebeck, der ›Zeit‹-Schmecker, war immer auch schon da. Niemand wundert’s also, dass der sympathische Grandseigneur in der Welt der Drei-Sterne-Esser hofiert wird wie ein Sonnenkönig an Baumkuchen-Savarin.
Allerdings sei lobend erwähnt: Siebeck kann selber kochen. Wie, das beschreibt er immer wieder gern in seinen Kolumnen. Bewiesen hat er das vor Jahren meinem Freund Michael und mir bei einem Besuch in seinem Landhaus bei München. Der Gastro-Kritiker, vonMichael einst für die schreibende Zunft in einem Essener Vorort entdeckt, steht sogar den Fachmann an der Salatschleuder. Nie werde ich seinen freundlichen Hinweis vergessen, dass Salat nicht zwangsläufig wässrig schmecken muss, nur weil er gewaschen wurde.
Einer der berühmtesten Feinschmecker Frankreichs, Brillat-Savarin, schrieb im 19. Jahrhundert in seinem Buch ›Physiologie des Geschmacks‹, dass »die Entdeckung eines neuen Gerichtes die Menschheit mehr beglückt als die Entdeckung eines neuen Gestirns«.
Wer Drei-Sterne-Esser etwas besser kennt, weiß allerdings: Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass sie sich auch am Herd auskennen.
»Mathilde , wie schmeckt Dir mein Essen?«, fragt der Gatte, nachdem er einen Männerkochkurs mit Erfolg absolviert hat.
Die Gattin sieht ihn forsch an: »Suchst du schon wieder Streit?«
Ein Manager wird im Männerkochkurs vom vegetarischen Essen überzeugt und beschließt, selbst Hühner zu züchten. Er kauft bei einem Händler hundert Küken. Nach einer Woche kommt er wieder zum Händler, um abermals hundert Küken zu kaufen. Das wiederholt sich auch in der dritten Woche. Der
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