Die Witzekiste
Herr Ober, mein Gemahl kommt nämlich soeben zur Tür herein.«
Die Welt der Feinschmecker besteht aus mehr als gutem Essen. Sie ist nicht einfach die Fortsetzung der Wortkette jenes Prahlhans-Systems, das von den Sparkassen in Fernsehspots präsentiert wurde: »Mein Haus, mein Pferd, mein Auto, meine Yacht, meine Frau – mein Lieblingsrestaurant.«
Wir finden heute unter den schwarz gekleideten Werbe-Yuppies zwischen München und Berlin, Hamburg und Düsseldorf niemanden mehr ohne Lieblings-Italiener. Jungmanager der einstigen »Wachstumsmärkte« mögen nicht mehr auf eine Nase edlen Küchendufts verzichten. Und Erfolgsmanager von Eisen & Stahl bekommen beim Anblick der goldenen Löffelchen glänzende Augen. Wer Erfolg hat, liebt zumeist auch die gute Küche, möglichst mit vielen Statussymbolen der Köche verziert: Sternchen und Mützchen.
Im französischen Feinschmecker-Restaurant preist der Ober die Küche an: »Unsere Schnecken sind weltbekannt!«
Antwortet der Gast: »Schon bemerkt – die von vorhin war wirklich sehr aufmerksam.«
Der Gast hat im Restaurant eine Taube bestellt. Das Fleisch ist zäh wie Leder. Auf einmal beißt er auf etwas Hartes: eine kleine Metallkapsel. Er öffnet sie und findet darin einen Zettel: »Grei
fen im Morgengrauen an. Napoleon.«
Wer so etwas in einem feinen Restaurant erlebt, sehnt sich nach der Bürgerlichkeit eines normalen Lokals. Der Witz behandelt allerdings auch die dortigen Fehltritte:
Ein Lastwagenfahrer sitzt in einem Restaurant und isst einen
Teller Spaghetti, als sechs Rocker das Restaurant betreten. Die Rocker setzen sich an den Tisch des Lastwagenfahrers und versuchen ihn zu provozieren. Aber der Fahrer, der keinen Ärger mit den Rockern will, reagiert nicht. Da nimmt einer der Rocker das Bier des Fahrers und schüttet es ihm über die Hose. Der Fahrer isst seine Spaghetti, als ob nichts geschehen sei. Ein anderer Rocker nimmt den Teller und drückt die Spaghetti ins Gesicht des Fahrers. Da der Teller nun leer ist, verlangt der Fahrer die Rechnung, bezahlt und verlässt das Restaurant. Die Kellnerin kommt und fragt, was sie den Rockern bringen könne.
»War das ein Blödmann« , sagt einer der Rocker, »wir machen mit ihm, was wir wollen, und der wehrt sich nicht mal. So einen Idioten haben wir schon lange nicht mehr getroffen.«
»Da habt ihr recht« , sagt die Kellnerin, »und Lastwagen fahren kann er auch nicht. Er hat da draußen gerade sechs Motorräder zu Schrott gefahren.«
Ein Deutscher macht eine Rundreise durch die USA, verfügt aber nur über mangelhafte Sprachkenntnisse. Am ersten Morgen geht er in ein Restaurant, um zu frühstücken.
»Ober , was ist dort im Hof?«
»Ein Hahn.«
»Und wie heißt seine Frau?«
»Henne.«
»Wie nennt man die Kinder von Hahn und Henne?«
»Küken.«
»Und wie nennt man die Küken vorher?«
»Eier.«
Der Deutsche: »Bringen Sie mir zwei Stück, bitte.«
Im »Restaurant Dieter Müllers im Schloßhotel Lerbach« in Bergisch-Gladbach, im »Tantris« in München oder in der »Traube« inGrevenbroich paart sich Kochkunst mit Karriere-Bewusstsein. Über Sterne-Köche wie Wodarz & Witzigmann spricht man allerorten. Wenn Michael von einer Reise heimkehrte, erzählte er mir gerne von seinen Erlebnissen rund um den Kochtopf. Er scheute keine Kraftanstrengungen, wenn sie die kulinarische Freude beförderte. Einmal wanderte er, der freiwillig keinen Meter zu Fuß ging, mit Freunden quer durch das Elsass – von einem Edelrestaurant zum nächsten. Er schätzte eben den Genuss ohne Reue – und Irritationen waren ihm ein Gräuel:
Die Gäste beim Verlassen eines In-Lokals zum Wirt: »Schade , dass wir nicht schon früher hier waren.«
»Hat es Ihnen denn so gut geschmeckt?«
»Das nicht, aber dann wäre das Fleisch vielleicht noch frisch gewesen.«
Es ist allerdings gar nicht so leicht, in den Sterne-Läden dazuzugehören. Wem die goldenen Löffelchen nicht in die Wiege gelegt wurden, der muss sich das Entrée erst einmal erarbeiten. Zwar kommt jeder rein, der ein paar hundert Euro für ein Dinner for two übrig hat. Es ist die Schere im Kopf, die Angst zu versagen, als Unwissender entlarvt zu werden, die Stress bereitet. Man oder frau braucht einen Paten, der die Türen öffnet und vor Peinlichkeiten bewahrt. Genießen will gelernt sein.
Mich hat Freund Michael in die hohe Schule des Genusses eingeführt. Der Ältere, immer gut gelaunt bei einem Schluck Sancerre, schob mich vor Jahren durch die Türen
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