Die Witzekiste
geblieben. Kinder kennen da keine Hemmungen. Auch wir müssen zugeben, dass wir uns während unserer Studentenzeit noch sehr über einen Witz amüsiert haben, der damals in deutschen Landen weitergereicht wurde und der »nicht von Pappe« war:
Bei einem privaten Fest tanzt einer der Gäste mit der Dame des Hauses. Er überrascht sie mit dem Satz: »Gnädige Frau riechen aber heute außerordentlich stark aus dem Mund …«
Die Dame ist sehr verlegen, sucht nach einer Entschuldigung.
»Wissen Sie« , sagt sie endlich, »ich war heute Morgen beim Zahnarzt und habe mir eine neue Brücke machen lassen …«
»O là , là« , reagiert ihr Tanzpartner, »da hat der gnädigen Frau wohl jemand hinter den Pfeiler geschissen!«
Noch zum Umfeld der skurrilen Witze gehört diese harmlose Geschichte aus den fünfziger Jahren:
Ein Mann sitzt im Zug und packt sorgsam Obst aus: Äpfel , Bananen, Apfelsinen . Er schält sie, dann öffnet er das Fenster und schneidet alles in kleinen Stücken nach draußen.
Ein Mitreisender fragt ihn verwundert: »Was machen Sie denn da?«
»Ich mache Obstsalat« , erwidert der Mann.
»Und warum werfen Sie das alles aus dem Fenster?«
»Ich mag keinen Obstsalat.«
Deutsche Jazz-Fans hörten bei AFN und BFN, den Soldatensendern, vor allem wegen der Musik zu: Duke Ellington, Benny Goodman, Louis Armstrong. Überall entstanden Amateurkapellen, Bands, die Dixieland spielten, amerikanische Importmusik. Sie konnte fast süchtig machen. Englische Musiker wie Chris Barber und Ken Colier bewiesen, dass man diese Improvisationen von den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten europäisieren konnte. Auch wenn die Hörer erst von »Inselmut« redeten, als sie nach Glenn Millers ›In the Mood‹ Boogie-Woogie und Jive tanzten.
Mit der Musik fand über alliierte Soldatensender auch der schwarze Humor aus England und den USA in Deutschland seine Freunde.
Im berüchtigten Zuchthaus »Singsing« findet einmal in der Woche ein Gesundheitstest statt. Die Häftlinge stehen vor ihren Zellen und werden vom vorbeigehenden Arzt kurz befragt.
»Temperatur?«
»Normal.«
»Schlaf?«
»Gut.«
»Stuhl?«
»Weich.«
Beim nächsten: »Temperatur?«
»Normal.«
»Schlaf?«
»Ich schlafe schwer ein.«
»Stuhl?«
»Hart und selten.«
Beim nächsten: »Temperatur?«
»Leicht erhöht.«
»Schlaf?«
»Unruhig.«
»Stuhl?«
»Elektrisch.«
Die Amerikaner im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben alles, können alles, wollen alles. Sie bringen Coca-Cola mit, Readers Digest und Lucky-Strike-Zigaretten, verbunden mit massiver Werbung. Dagegen wirkte der einheimische Werbespruch: »Aus gutem Grund ist Juno rund« etwas hausbacken. Der deutsche Witz muss nun auch die Amerikaner kleiner machen.
Ein Gast aus Amerika erzählt, dass er fünf Tage brauche, wenn er seine Farm einmal mit dem Auto umfahren wolle. Da sagt sein deutscher Gesprächspartner: »So einen schlechten Wagen hatte ich auch mal.«
Auf einer großen amerikanischen Hühnerfarm ärgert sich der Besitzer immer wieder, dass seine Hähne nichts taugen. Eines Tages kauft er bei einer Versteigerung einen angeblichen Superhahn für viel Geld.
»Jetzt bin ich aber mal gespannt« , sagt er, als er den Hahn im ersten Gehege loslässt. Und dann staunt er nur noch. Der Hahn besteigt in Windeseile alle Hühner, fliegt über den Zaun in das nächste Gehege, macht dort munter weiter, fliegt ins dritte Gehege und tut auch da im Handumdrehen seine Pflicht.
»Tausende von Hühnern in einem Lauf« , jubelt der Farmer. Der Hahn aber sieht sich suchend um, fliegt über den hohen Zaun und läuft stracks in die Wüste.
»Verdammt« , flucht der Farmer, »jetzt habe ich endlich mal einen wirklich tollen Hahn, und nun ist er verrückt geworden.« Er steigt auf sein Pferd und reitet hinter dem Hahn her. Nach einer Meile findet er ihn wie tot auf der Erde liegend. Missmutig will er ihn aufheben, da macht der Hahn ein Auge auf und krächzt leise: »Hau ab, du vertreibst mir die Geier!«
Die Begeisterung der Amerikaner, mit Mario Lanza endlich auch einen Tenor von Weltruf im Lande anbieten zu können, löste eine Flut von Tenorwitzen aus. Wie so oft geht der Ansatz von dem Vorurteil aus, Tenöre seien blöd. Das ist immer so bei Gruppenwitzen, ob es nun um Blondinen, Mantafahrer oder Ostfriesen geht. Aber die Tenorwitze kursierten in kleineren, meist intellektuellen Kreisen.
Ein Tenor zählt bei einer Stellprobe singend. »Eins , zwei , drei , vier,
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