Die Witzekiste
mit der Ökonomie Scherze treiben, über Wirtschaftsthemen Witze reißen? Kann Wirtschaft lustig sein? Ich will versuchen, das zu beweisen. Mit allem Unernst, zu dem ich fähig bin.
»Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben«, hat Kurt Tucholsky gesagt. Das leuchtet ein.
Ist es schon witzig, wenn ich lobend und ohne Einschränkung von einer Versicherung behaupte, sie sei ganz gewiss nicht schadenfroh? Oder der Spruch: Geld macht Armut erträglich?
In der Bewertung des Witzes und in der Beschäftigung damit haben die Psychologen, die Philosophen und die Literaten einen größeren Anteil. Aber auch Witz und Wirtschaft, Ökonomen und Spaßmacher, vertragen sich gut. Beide neigen zu Sparsamkeit.
Der kürzeste aller Witze, ich muss ihn hier wiederholen, ist wohl immer noch dieser:
Zwei Jäger treffen sich. Beide tot.
Man könnte hinzufügen: »Es waren die letzten beiden, die den Dachs noch nicht Dax schrieben.« Damit ist man in der Ökonomie gelandet. Nur wenig länger ist dieser:
Zwei Geschäftsleute sitzen in New York nebeneinander beim Friseur. Da seufzt der eine tief: »Hmm!«
Sagt der andere: »Wem erzählst du das?«
Grundlage jedes Witzes ist ein Paradoxon, das Aufeinandertreffen von zwei in sich jeweils stimmigen Bezugssystemen, die aber miteinander unvereinbar sind.
Ein Mann schreibt an das Landwirtschaftsministerium: »Ich habe gehört, dass man durch Nichtaufzucht von Schweinen Geld verdienen kann. Ich wäre bereit, mein Geschäft auf die Nichtaufzucht von tausend Schweinen auszuweiten.«
Die Arbeit muss ja eine böse Erblast tragen, fast eine Erbsünde. Sie hat nie ganz ihren schlechten Ruf verloren, seit Adam und Eva sie als Strafe für den ersten Sündenfall erlebt haben. Seither mussten sie »im Schweiße ihres Angesichts« ihr Brot essen.
Allerdings haben wir dabei alle eine Mentalität entwickelt, möglichst andere für uns sorgen zu lassen. Selbst das ist jedoch so neu nicht. Schon Montaigne schrieb im 16. Jahrhundert: »Wir alle sind reicher begabt, als wir denken; doch man bringt uns das Borgen und Betteln bei und leitet uns an, uns der Kraft der anderen mehr als der unseren zu bedienen.« Manche Wahrheiten halten Jahrhunderte lang.
»Manchmal tun mir die Aktionäre leid. Wir ziehen ihnen richtig das Geld aus der Tasche.«
»Na und? Woraus sollen wir es denn sonst ziehen?«
Das Geld in der Marktwirtschaft rollt und hat auch unsere Gesellschaft ins Rollen gebracht. Die Experten irren sich ständig und werden trotzdem gesucht wie nie zuvor. Im Journalismus sind Wirtschaftsredakteure die bestbezahlten Kollegen.
Ein Mann fragt im Geschäft: »Was kosten bei Ihnen zwei halbe Heringe?«
»2 Euro 80.«
»Das ist aber teuer. Bei Ihrer Konkurrenz drüben kosten sie nur 1 Euro 90.«
»Warum kaufen Sie die Heringe dann nicht da?«
»Der hat keine mehr.«
»Wenn ich keine mehr habe, kosten sie bei mir auch nur 1 Euro 90.«
Wir haben längst vergessen, wie sensationell und bedeutend in der Menschheitsgeschichte das Geld ist. Kein anderes Lebewesen tauscht etwas gegen Symbole. Denn mehr als symbolischen Wert hat Geld ja nicht. Manche Tiere tauschen Schutzfunktionen aus oder sorgen indirekt für die Nahrung des anderen. Aber kein Hecht tauscht Grasmücken gegen einen Hering.
Der nächste Schritt der Menschen war es, nicht direkt zu tauschen, sondern einen Gutschein für den Tausch zu nehmen. Geld war ein Sprung in eine wahrhaft grandiose Dimension. Zunächst beruhigte noch der Materialwert der Münzen den Besitzer. Wer in der Inflation Goldmünzen besaß, war reich. Weniges ist aber so erstaunlich, wie es die Einführung des Papiergeldes war. Denn das setzte den festen Glauben der Benutzer voraus, dass der, der es bedruckt hatte, auch dafür bürgen werde.
Nachträglich gesehen ist es ein Wunder, dass dieses Unternehmen gut gehen konnte, dass die Menschen solche Garantiescheine ernst nahmen. Deswegen steht auch auf dem ersten erhaltenen Geldschein von 1375 – er stammt aus China –, dass jeder mit dem Tode bestraft werde, der versuche, solch einen Gutschein zu fälschen.
Wir können froh sein, dass unser Geld schon erfunden war, bevor unsere heutige Wirtschaftsgesellschaft etabliert wurde. In unserer Zeit würde wahrscheinlich kaum noch jemand glauben, dass es wirklich stimmt, was da auf dem kleinen Stück Papier gedruckt steht. Wenn wir uns nicht so daran gewöhnt hätten.
Was tun Sie, wenn Ihnen jemand 1000 Mark schenkt?
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