Die Witzekiste
–
Nachzählen.
Der Versuch mit der »Volksaktie« Telekom enttäuschte die Käufer, die der Werbung geglaubt hatten und dachten, sie würden schon dadurchreich, dass möglichst viele mitmachen. Dadurch und durch den Absturz auch anderer Aktien sind sehr viele sehr viel ärmer geworden.
Nach der letzten Steuererklärung schrieb mir das Finanzamt:
»Wir vermissen die Gewinne aus spekulativen Aktiengeschäften.«
Da habe ich zurückgeschrieben: »Ich auch!«
Ein Schweizer fragt leise in der Bank: »Kann ich hier Geld anlegen?«
»Wie viel?«, fragt der Bankbeamte.
»Zwei Millionen Franken.«
Sagt der Bankbeamte: »Sie können ruhig lauter reden, Armut ist keine Schande!«
»Vati , was ist Mammon?«
»Mammon ist das Geld anderer Leute.«
Der Witz lässt nichts aus, Heiliges nicht und Schmutziges, und kaum ein menschliches Laster. Aber er hält auch Trost bereit, das Lachen darüber gibt Entwarnung, entspannt, macht das Witzeln unangreifbar, erzeugt eine Art menschliche Verbundenheit. Ein Beispiel ungebrochener Geschäftstüchtigkeit:
Ein Schotte hat mit einer selbst gebastelten Destillier-Anlage Whisky gebraut und fragt einen Freund, ob der mal probieren will.
Der reagiert erschrocken. »Das kannst du nicht machen« , warnt er, »als Amateur kann dir da Methylalkohol reingeraten, davon wird man blind! Schütte das Zeug bloß weg!«
Als sie sich eine Woche später wieder begegnen, fragt er nach:
»Was hast du denn mit deinem Whisky gemacht?«
»Verkauft« , antwortet der andere.
»Um Gottes willen, an wen denn?«
»An einen Blinden.«
In meiner Jugend gab es einen berühmten Wetterpropheten. Gefragt, wie er so oft die richtigen Voraussagen machen konnte, gestand er im Alter: »Ich habe immer das Gegenteil dessen behauptet, was die Fachleute gesagt haben!« Mindestens für die Börse trifft das immer noch zu.
Was ist die Börse? Du kaufst dir eine Henne und einen Hahn. Die machen Eier. Aus diesen Eiern schlüpfen wieder Hennen und Hähne. Die machen alle auch Eier. Nach sechs Wochen hast du fünfzig Hennen und Hähne, nach vier Monaten vierhundert. Wenn ein Jahr vorbei ist, besitzt du über tausend Hennen und Hähne. Und immer neue Eier.
Und dann kommt eine Überschwemmung. Alle Hennen und Hähne ertrinken. – Das ist Börse. Enten hättest du nehmen sollen!
Noch etwas vom Federvieh:
Brauchen wir Werbung?
Natürlich. Sehen Sie, wenn ein Huhn ein Ei legt, gackert es lauthals. Wenn eine Gans ein Ei legt, hält sie den Schnabel. Was ist die Folge? – Alle Menschen essen Hühnereier!
Da angeblich zwanzig Prozent der Bevölkerung ausreichen, um die Wirtschaft in Gang zu halten, müssen wir unsere Hoffnung auf die achtzig Prozent setzen, die dann kaum Geld, aber dafür viel Zeit haben Witze zu erzählen, und zu lachen kostet ja nichts.
Ein Taubstummer legt am Bankschalter ein Kondom und einen Tannenzweig hin.
Der Kassierer fragt verwundert den Filialleiter: »Was will der Mann wohl?«
»Das ist doch ganz klar« , erwidert der, »einen Überziehungskredit bis Weihnachten.«
»Auch eine stillstehende Uhr hat doch täglich zweimal richtig die Zeit gezeigt und darf nach Jahren auf eine lange Reihe von Erfolgenzurückblicken«, bemerkte einst die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach.
Ein Handwerker beschwert sich, dass er so früh habe sterben müssen.
Sagt Petrus: »Aus Ihren Rechnungen ergeben sich so viele Arbeitsstunden, dass Sie mindestens achtzig Jahre alt sein müssen.«
In der Wirtschaft muss man zwar regelmäßig Bilanz ziehen, aber der Versuch, vorauszublicken, ist viel aufregender. »Nichts ist so schwierig wie Prognosen«, sagte mal ein Wirtschaftler. »Vor allem dann, wenn sie die Zukunft betreffen.«
Was steht uns bevor? Die Welt sei eine Pulverfabrik, in der das Rauchen nicht verboten ist, meinte Friedrich Dürrenmatt.
Unser Leben verändert sich radikal. Wir stecken mitten in einer technologischen Veränderung, wie es sie noch nie gegeben hat. Immer weniger Menschen müssen immer mehr tun, damit immer mehr Menschen immer weniger zu tun brauchen. Und immer mehr Mitbürger begreifen kaum noch, was sich da wandelt und entwickelt.
Die »feindliche Übernahme« der Firma Mannesmann in Düsseldorf hat viele Bürger mehr erschreckt, als die Verfechter der grenzenlosen Marktwirtschaft wahrhaben wollen. Da wurde Mannesmann einfach weggekauft und heißt seitdem »Vodafone«.
Wer kann sich danach noch sicher fühlen, morgen so zu heißen wie heute? Was würden wir
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