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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihnen widerfuhr, gaben sie weiter. Jeder durfte sich, sobald er des Schreibens mächtig war, am Gerichtstag beteiligen, durfte den Namen eines ihm mißliebigen Mitmenschen aus seiner Umgebung in die tönerne Tafel ritzen, die im Schlund des Obelisken verschwand.
    Die am häufigsten benannte Person war auserwählt. Und verdammt, zu verschwinden.
    Niemand wußte im voraus, wen es treffen würde, aber am Morgen nach der Wahl fehlte jeweils ein Bewohner in jedem der sieben Dörfer.
    Was den Männern, Frauen und Kindern widerfuhr, wußte ebenfalls niemand, zumindest nicht verläßlich. Keiner der Verschwundenen war jemals wiedergekehrt - weder tot noch lebendig. Grund genug, das Schlimmste zu befürchten.
    Und das zu Recht, dachte Rani düster, der wohl als einziger hier in Yakshamalla etwas mehr über diese Dinge wußte. Mehr, als er manchmal ertragen zu können meinte.
    Schon sein Vater war der hiesige Todesbote gewesen, und nach dessen plötzlichem Ableben hatte die Erbfolge Rani bestimmt, das hohe Amt im zarten Alter von zehn Jahren zu übernehmen.
    Damals waren die Dinge in Fluß geraten. Fremde waren in den fast unzugänglichen Regionen des Siebentausenders erschienen, an dessen Flanken sich die sieben Dörfer in schwindelerregender Höhe schmiegten.
    Unheimliche Fremde.
    Ein Mann, der Yakshamalla heimgesucht und seine Opfer ausgeblutet wie Schlachtvieh hinterlassen hatte - und eine wunderschöne Frau, die schönste, die Rani überhaupt jemals gesehen hatte .. . 1
    »Rani?«
    Er schrak leicht zusammen. Als er sich umdrehte, bemerkte er Su-griva, die sich geschickt dem Rand des Felsens näherte, wo er sich niedergelassen hatte.
    »Ich wußte, daß ich dich hier finden würde .
    « Sie hatte eine überaus verhaltene Stimme, die zu ihrer zierlichen Figur paßte. Sugriva war zwei Jahre älter als Rani, und in diesem Sommer hatten sie entdeckt, daß sie etwas füreinander empfanden.
    Sehr viel sogar.
    Es war den Todesboten nicht untersagt, Beziehungen mit Mädchen oder Frauen einzugehen. Aber es war auch nicht unproblematisch.
    Sugriva war strahlend schön wie Laxmi, die Gattin Vishnus, und wurde von vielen Männern des Dorfes begehrt.
    »Hast du schon gewählt?« fragte Rani zur Begrüßung. »Ich habe dich nicht gesehen.«
    Sugriva nahm neben ihm Platz. So nah, daß er die Wärme ihres Körpers durch sein und ihr Gewand hindurch spüren konnte.
    »Ich ging sehr früh und .«
    »Und?« Ihr Ton ließ Rani Böses ahnen.
    »Ich gab eine leere Scherbe ab.«
    Er sog den Atem ein. »Du mußt verrückt sein!«
    »Im Gegenteil. Ich war noch nie bei so klarem Verstand!«
    Er rückte ein wenig von ihr ab. »Das bezweifle ich. Sie werden erkennen, von wem die leere Tafel stammt. Und dann werden Sie dich furchtbar für deinen Frevel strafen!«
    »Wer sind >sie    »Sei still!«
    »Hast du schon daran gedacht, von hier fortzulaufen? Wir könnten gemeinsam fliehen .« »Es gibt kein Entkommen. Sie würden uns überall finden und zur Verantwortung ziehen. Du hast keine Ahnung, welche Macht Sie besitzen.«
    Sugriva zuckte die Schultern. Ihre kleinen Brüste, die Rani schon im Schatten des Auwaldes hatte liebkosen dürfen, zeichneten sich unter der weiten, festen Kleidung, die nur den Liebreiz ihres Gesichts aussparte, nicht ab.
    »Dann erzähl es mir«, forderte sie. »Ich bin neugierig. Und, wer weiß, vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit, etwas über >sie< zu erfahren, bevor .«
    Er blickte fragend, als sie mitten im Satz abbrach. »Bevor?«
    »... ich >ihnen< gegenüberstehe.«
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und Blutgeschmack füllte seinen Mund, so fest hatte er sich auf die Unterlippe gebissen. »Mit so etwas scherzt man nicht!«
    Ihr Lächeln glitt ab ins Bizarre. »Ich scherze auch nicht, Rani. Im Gegenteil.« Ihre Augen waren mit einemmal glashart - Glas, in dem sich feine Sprünge bildeten, und im nächsten Moment quollen erste Tränen daraus hervor.
    Betroffen erkannte Rani, daß sie ihm schon die ganze Zeit etwas vormachte. So stark und rebellisch, wie sie sich gab, war sie nicht annähernd. In diesem Moment kam sie ihm wie ein kleiner Vogel vor, der aus seinem Nest gefallen war - verletzt und ohne Hoffnung, je wieder in die verlorene Geborgenheit zurückkehren zu können.
    Er schlang den Arm um sie und drückte sie an sich. Aufschluchzend preßte sie das Gesicht gegen seine Wange.
    »Erzähl. Was ist passiert? Hat dich etwa jemand ...?«
    »Bei Shiva, nein - nicht, was du denkst!«
    »Dann hat es mit heute

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