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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Prolog
    New Orleans, Louisiana April 1847
    Christien Lenoir wartete am Eingang des Theatre d’Orleans. Die Daumen lässig in seinen Westentaschen und den Rücken an eine der dorischen Säulen gelehnt, war er bis aufs Äußerste angespannt. Die erhoffte Dame sollte jeden Augenblick erscheinen. Ein einziger Augenaufschlag würde ihm genügen, um zu entscheiden, ob er weitermachen oder die Angelegenheit auf sich beruhen lassen würde.
    Während er noch in der Eingangshalle stand, strömte um ihn herum die High Society des Vieux Carre aus dem Theater und verlor sich in der feuchtwarmen Nacht. In kleinen Gruppen, bestehend aus Paaren mit ihren Anstandsdamen, Familien, Witwen und ledigen Herren, bewegte sich der Menschenschwarm an ihm vorbei, zurück in die Straßen der Stadt, eingehüllt in Gesprächsfetzen und das Summen der eben gehörten Melodie aus L’elisir d’amore. Die flackernden Gaslampen an den Arkaden der Eingangshalle verbreiteten ein warmes Licht, in dem die Juwelen, die Seiden- und Satinstoffe, der Samt sowie das feine Linnen der Operngäste glänzten. Auf der Straße spiegelte sich das Licht des Theaters in den Pfützen und auf den nassen Kutschen, deren fluchende Fahrer sich bereitmachten, ihre Herrschaft wieder nach Hause zu bringen. Während der Vorstellung hatte es geregnet und die Wasserlachen, die sich auf dem unebenen Straßenpflaster gebildet hatten, kräuselten sich zu glitzernden Wellen, als die Kutschenräder und Pferdehufe durch sie hindurchpflügten.
    Christien nahm Haltung an, denn plötzlich tauchte Madame Reine Marie Cassard Pingre in Begleitung ihrer kleinen Tochter auf. Sie kamen beide näher und gingen so knapp an Christien vorbei, dass er das Rauschen der seidenen Unterröcke hören konnte und den zarten Duft von Rosenwasser und Lavendel wahrnahm. Den Blick geradeaus gerichtet, schien Madame Pingre direkt die nahe gelegene Straßenecke anzuvisieren, wo sich die Rue d’Orleans mit der Rue Royale kreuzte.
    Sie war wunderschön, so wie alle unerreichbaren Dinge besonders reizvoll und anziehend sind. Christien folgte ihr mit geschärftem Blick und fühlte ein Prickeln in seinem Nacken, dem Gefühl ähnlich, das er verspürte, wenn er einem unberechenbaren Gegner gegenüberstand.
    Mutter und Tochter sahen einander verblüffend ähnlich. Die hellbraunen Haare zeigten einen Schimmer von Gold und endeten in lockigen Strähnen, die sanft über ihre zarten Wangen strichen. Ihre raffinierten Hochsteckfrisuren, geschickt von feinen Nadeln zusammengehalten, wurden durch einen Kopfschmuck von rosa Kamelien gekrönt. Beide hatten große, neugierige Augen, eine wohlgeformte Nasen und ein Kinn, das eine gewisse Entschiedenheit erkennen ließ. Ihre schlanken Körper waren von lavendelfarbenen Seidenstoffen umhüllt. Die eleganten, modisch geschnittenen Kleider ließen dabei jedoch kaum mehr die angemessene Trauer erahnen. Ihre gegenseitige Zuneigung war auf den ersten Blick zu erkennen. Madame Pingre blickte mit Liebe auf ihre wohl erst vier oder fünf Jahre alte Tochter hinunter, deren zarte, mit einem weißen Handschuh bekleidete Hand vertrauensvoll in der ihrigen lag.
    Christiens Nerven waren bis aufs Äußerste angespannt. Die Straßenlaternen schienen heller zu leuchten als zuvor, die Nacht fühlte sich kühler an, und das Gemurmel der Opernbesucher kam ihm wie ein Tosen vor. Sein Herzschlag beschleunigte sich immer mehr, während sich in seinen Lenden ein stechender Schmerz breitmachte.
    Er wunderte sich über diese plötzliche Regung seines Herzens. Als maitre d’armes, einer der berühmtesten Waffenmeister der Stadt, waren seine Tage mit den typischen Aktivitäten, denen ein Mann nachzugehen pflegte, ausgefüllt. Dabei blieb wenig Zeit für weibliche Gesellschaft, schon gar nicht für den Umgang mit angesehenen Damen. Er hatte jeglichen Gefühlen abgeschworen und war darin geübt, ohne zarte Bande auszukommen. Derartige Anwandlungen verbannte er konsequent aus seinen Gedanken, denn er wollte einfach nicht der Sklave seiner Gefühle werden. Er glaubte, gegen den berühmten coup de foudre immun zu sein, diesem Donnerschlag der Liebe, der aus gestandenen Männern willenlose Narren machte.
    Allerdings hatte er nicht die Kraft der weiblichen Anziehung berücksichtigt, ebenso wenig wie die Tatsache, dass er bereits seit geraumer Zeit alleine war. Dies könnte sich als verhängnisvolle Nachlässigkeit herausstellen.
    Obwohl rein körperliches Verlangen nicht wirklich das Problem war, vermochte er es

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