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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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essen«, sagte er resolut zu Ninos.
    Auf dem Weg in die Kantine zeigte er auf ein Büro. »Hier sitzen die Projektleiter. Marie-Louise, die du schon kennengelernt hast, ist beispielsweise eine von ihnen. Sie ist für besondere Projekte zuständig. Ein anderer ist für das Internet verantwortlich; gerade wird eine eigene Internetsektion der Zeitung entwickelt.« Emils Gesicht hellte sich auf. Dies gehörte zu seinen Lieblingsthemen. »Das Internet ist ja eine wahnsinnig spannende Sache. Ich habe selbst jahrelang mit Datenbanken und solchen Dingen gearbeitet. Aber die Chefs glauben noch nicht richtig daran. Sie meinen, eine echte Zeitung müsse man auf Papier gedruckt lesen. Und dann verdient man ja auch nichts daran, Artikel im Netz zu veröffentlichen. Ich weiß es nicht genau. Na ja, letztendlich entscheiden sie das ja.«
     
    Die Kantine, die man mit der Schwesterzeitung, einem Boulevardblatt, teilte, war voller Gesichter, die Ninos bereits aus dem Fernsehen kannte. Emil erklärte ihm, dies hinge mit einer besonderen Einstellungspolitik zusammen, die beinhalte, dass man junge Journalisten nicht länger als elf Monate an einem Platz arbeiten ließ, um eine Festanstellung zu verhindern. Die Gewerkschaft, deren größte Sorge den älteren Vollzeitangestellten galt, protestierte nicht dagegen. Also lernten sämtliche jungen Journalisten exakt dieselben Dinge im Fernsehen, Radio und in den Printmedien, weil sie gezwungenermaßen alle hintereinander bei den verschiedenen Medien Station machen mussten. Die älteren Journalisten fanden diese Entwicklung unbegreiflich und beunruhigend, da immer Einigkeit darüber geherrscht hatte, dass ein Journalist ein Leben lang nur ein Medium beherrschen konnte.
    Ninos und Emil stellten sich in die Schlange und nahmen sich ein Tablett. Auf dem Speiseplan standen Kartoffelpuffer mit gebratenem Bauchfleisch und Preiselbeeren, geräucherte Makrele mit Stampfkartoffeln, Blumenkohl mit Schinkensauce, drei verschiedene Fertigpizzen, eine Suppe und verschiedene Salate. Ninos überlegte, welches Essen ihn jetzt am glücklichsten machen würde, und entschied sich für Kartoffelpuffer.
    Zwei Männer mittleren Alters, die aussahen, als hätten sie dringend eine Haarwäsche nötig, hatten neben ihnen ein ganz eigenes paralleles Anstellsystem entwickelt. Nur wenige Zentimeter neben Ninos’ Kopf waren sie in ein engagiertes Gespräch verwickelt.
    »Man müsste an diesen Denho Acar herankommen. Ich vermute, die besitzen ein ganzes Arsenal an Waffen, das sie auch anwenden werden. Falls nötig.«
    »Ich hab letzte Nacht einen Typ aus der Naserbande erreicht, aber der Chef fand, der Artikel wäre zu subjektiv, und weigerte sich, ihn zu drucken, bevor ich nicht auch jemanden von den ›Original Gangsters‹ interviewt habe. Also habe ich den ganzen Vormittag herumtelefoniert, um an einen von denen ranzukommen, die gerade einsitzen. Völlig unmöglich, wie es scheint.«
    Der andere Mann nickte mitleidig.
    »Entweder haben sie den Hörer gar nicht erst abgenommen oder gesagt, ich solle mich verpissen. Was glaubt der Chef eigentlich? Dass man einfach in Göteborg in die Stadt geht und die Leute fragt, ob sie Mitglied bei den OG sind oder nicht? Er sollte selbst mal losziehen, dann werden wir ja sehen, ob es ihm gelingt.«
    Je mehr sie über Kämpfe zwischen verfeindeten Banden sprachen, desto schwerer fiel es Ninos, sich nicht einzumischen. Er schielte nach dem einen der beiden Männer. Er erkannte ihn von einem kleinen Foto aus einer der Boulevardzeitungen wieder. Meistens war er es, der Artikel über Zoran und andere Freunde von Ninos schrieb. Zoran hatte mit den Jahren nur noch über seine schriftlichen Ausgeburten gelacht, die offenbar zum Ziel hatten, dass alle Mitbürger nur noch geduckt umherliefen, im Glauben, der Bandenkrieg würde bald mit geballter Kraft die Vororte erreichen. Der Analyse der Zeitung zufolge lief dann jeder Gefahr, auf offener Straße niedergeschossen zu werden. Ninos und Zoran waren sich darüber einig, dass die Aussage der Artikel offenbar der Phantasie eines versoffenen Polizeichefs ohne Durchblick, aber mit großem Geltungsbedürfnis entsprungen waren; alle kannten ihn und seine begrenzten intellektuellen Fähigkeiten.
    »Worin liegt eigentlich der Sinn, einer Bande beizutreten?«, fragte der erste Reporter. »Man wird daraus ja nicht schlau, und die Mitglieder schotten sich völlig ab.«
    »Man erhält Schutz von den anderen Mitgliedern, das ist wohl der eigentliche Sinn«,

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