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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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dem Wildland mehr gegeben. Davon musste sie sich selbst überzeugen. »Woher weißt du das, Rosella? Wie kannst du …?«
    Hester folgte ihr mit Goldie am Zügel. Als sie in den Wind trat, lösten sich Haarsträhnen aus ihrem Reiterknoten und wehten ihr über die Schultern. »Sie hat recht, Schwarz«, schnappte Hester. »Bei Kallas Zähnen, der Rat wird außer sich sein! Rosella, kannst du deine Familie in Sicherheit bringen? Ins Landesinnere?«

    Lark lief um die Hütte herum und blickte hinaus auf das Meer. Der Anblick, der sich ihr bot, machte sie fassungslos.
    In der Schule hatte sie Bücher mit Bildern der Barbaren gesehen, die in ihren Kriegsbooten über Oc hergefallen waren, aber es waren alte Bücher gewesen, die genauso alt waren wie die Geschichten, die sich die Mädchen nachts im Schlafsaal zutuschelten. Und in jedem Buch wurde behauptet, dass das Fürstentum den Überfällen für immer ein Ende gesetzt hätte. Ihr ganzes Leben hatte sie in dem Glauben verbracht, dass Kleeh Ocs einziger Feind sei, und zwar weniger ein brutaler als ein durchtriebener, der versuchte, durch Intrigen, Hinterlist und endlose diplomatische Manöver Oc Schwierigkeiten zu machen. Die Gefahr drohte also von Osten und kam nicht einfach von Norden über die Meeresenge gesegelt.
    Doch genau das tat sie. Sie nahte mit rotschwarzen Booten, fliegenden Speeren, Bogenschützen, die mit ihren Pfeilen bereitstanden, und riesigen, furchteinflößenden Hunden, die gerade den Strand hinaufliefen.
    Lark klammerte sich an Tups Mähne, das Blut brauste in ihren Ohren. Der Hengst stampfte mit den Hufen auf, schnaufte und peitschte mit dem Schweif.
    »Lark, Hester!«, stieß Rosellas Mutter hervor. »Sie müssen Onmarin sofort verlassen!«
    Hester und Lark starrten sie an. Die Frau sah auf einmal vollkommen anders aus, als wäre sie größer und hielte sich aufrechter. Ihr sommersprossiges Gesicht wirkte ernst.
    »Aber …«, stammelte Hester, die zum ersten Mal die Haltung verlor. »Aber … was ist mit Ihnen, Meisterin? Und mit Ihren Mädchen, den Kindern … Ihrem Dorf? Ihre Männer sind alle draußen auf dem Meer …«
    »Das weiß ich nicht«, kam die prompte Antwort. »Aber
wir wollen auf keinen Fall, dass diese Teufel zwei geflügelte Pferde erwischen! Also geht!«
    Als die Mädchen immer noch zögerten, zischte Rosella: »Lark, Hester! Fliegen Sie zu Baronin Beeht und berichten Sie ihr davon. Das ist alles, was Sie für uns tun können!« Ohne abzuwarten, ob sie ihr gehorchten, wandte sie sich wieder ihrer Mutter zu. »Komm schon, Mama, holen wir die Kinder. Wir müssen uns in die Dünen flüchten!«
    Vom Hafen her ertönten Schreie. Ein paar Frauen liefen mit ihren Kindern auf dem Arm wehklagend an der Hütte vorbei. Rosellas Schwestern und die kleine Gruppe von Jungen eilten in Richtung der Dünen davon, doch Rosella schrie auf einmal »Lissih!«, lief zurück zum Haus und verschwand im Inneren.
    Lark und Hester saßen rasch auf und ließen die Pferde einen Kreis gehen, um einen geeigneten Ort zum Starten zu finden. Obwohl sich alles in Lark dagegen sträubte, das Dorf zu verlassen, wusste sie, dass Rosella recht hatte. Es war ihre Pflicht, Tup zu beschützen, selbst wenn es sie ihr eigenes Leben kosten sollte.
    Lark und Hester fanden eine einigermaßen flache Stelle zwischen den Dünen, einen unebenen, ausgefahrenen Sandweg. Hester ritt mit düsterem, blassen Gesicht vorweg, Lark und Tup folgten ihr.
    Die Tiere fühlten, wie aufgewühlt ihre Reiterinnen waren, und sprangen beinahe in die Luft. Es war schwierig, weil sie gegen den heftigen Wind galoppieren mussten. Der Boden war uneben, und sie hatten nur wenig Platz, doch sie wagten mutig den Versuch. Ziemlich wackelig erhoben sie sich in die Luft, aber es gelang ihnen. Sie flogen.
    Als sie über den Dünen auftauchten, entdeckten sie die Barbaren. Sie schrien laut in einer kehligen Sprache, die
Lark nicht verstand. Eine Pfeilsalve flog aus den Gassen des Dorfes auf die beiden geflügelten Pferde zu, doch sie verfehlte das Ziel um einige Längen.
    Lark warf einen ängstlichen Blick zurück auf das Dorf. Die Schlacht am Hafen war bereits vorüber, die alten Männer lagen zusammengesackt unter ihren Fischgestellen. Auch einer der Barbaren hatte den Tod gefunden. Seine kurzen, stämmigen Beine baumelten grotesk im Wasser. Die großen schwarzen Hunde griffen derweil ebenfalls das Dorf an, und Lark vernahm einen heiseren Schrei aus einer der Hütten, der ihr das Blut in den Adern gefrieren

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