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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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waren erstarrt und spürten eine Auseinandersetzung kommen.
    »Sicher, Lord Carden«, setze Wilhelm an. Er stand langsam, beinahe träge auf und zog die bestickte Weste unter seinem Mantel straff. »Sicher werden gerade Sie einer solchen Anklage keine ernsthafte Beachtung schenken.«
    »Fürst Wilhelm, Ihr Vater hat uns oft daran erinnert, dass Ihr Ururgroßvater Frans ein kluger, weitsichtiger Mann war. Als er die Blutlinien festgeschrieb, erklärte er jegliche Verletzung dieser Linien zum Hochverrat. Er hat das zum Wohle des gesamten Fürstentums Oc getan, nicht nur für die Akademie und den Palast.«
    »Wir brauchen keine Belehrung, edler Herr«, sagte Wilhelm mit seidiger Stimme. »Außerdem nehmen wir bereits Anstoß daran, dass das Wort Hochverrat in diesem Rat überhaupt erwähnt wird.«
    »Wir sind ein kleines Fürstentum, Durchlaucht«, Lord Carden ließ nicht locker, »und leicht zu erobern. Die geflügelten Pferde sind unsere größte Kostbarkeit.«
    Wilhelm hob die Hände und warf der Kammer einen spöttischen Blick zu. Einige der Herren schüttelten missbilligend die Köpfe – einer von ihnen war Philippas Bruder
Mersin -, doch es gab andere, die mit verschränkten Armen dasaßen und den Fürsten mit scharfen Blicken musterten. Wilhelms Vater Friedrich hatte die Achtung und sogar die Bewunderung der Edlen des Rates und des Volkes genossen. Der neue Fürst erfreute sich nicht einer solchen Beliebtheit.
    Philippa zog sich zurück, als sie bemerkte, wie sich Wut auf Wilhelms Gesicht abzeichnete. Sie konnte genau sehen, wie er sich die Edlen merkte, die ihm aufsässig erschienen, und sie nahm an, dass er bereits überlegte, wie er ihnen schaden konnte. »Der Palast«, erklärte er und verzog missbilligend den Mund, »nimmt den Schutz der geflügelten Pferde sehr ernst. Wir arbeiten eng mit der Akademie zusammen. Krisp …« Wilhelm schnaubte verächtlich. »Krisp irrt sich. Wir sollten das direkt mit ihm besprechen.«
    Lord Carden ließ sich von dieser versteckten Drohung nicht abschrecken. Philippa wusste, dass er keine jungen Enkeltöchter hatte, keine Schulden oder Schwierigkeiten mit der Familie, nichts, was Wilhelm gegen ihn verwenden konnte. Mit der Sturheit, für die er bekannt war, sagte er: »Nichtsdestotrotz schlage ich eine Untersuchung vor, Durchlaucht.«
    Auf der anderen Seite der Kammer stand Baron Beeht ebenfalls auf. Die Tochter von Baron Beeht besuchte die zweite Klasse der Himmelsakademie und würde zu gegebener Zeit eine Pferdemeisterin werden. Wie Lord Carden war auch Baron Beeht gegen Wilhelms Zorn gefeit. Er war ein kleiner, stämmiger Mann, der bei allem, was er im Rat tat, von seiner Frau geleitet wurde. Laut und deutlich sagte er: »Ich unterstütze den Vorschlag von Lord Carden.«
    Im Saal breitete sich eine gespannte Stille aus. Die zwei Edlen sahen sich auf der Suche nach weiterer Unterstützung
unter ihren Kollegen um. Als diese ausblieb, begann Wilhelm zu lächeln. »Ich glaube«, sagte er mit trügerischer Heiterkeit, »dass drei Stimmen nötig sind, um eine solche Untersuchung einzuleiten, meine Herren. Die Mehrheit scheint klüger zu sein als die Herren Carden und Beeht.« Er betonte die Namen, und Philippa verstand die darin enthaltene Drohung.
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und schritt aus der Kammer, wobei die schwarze Tracht ihre Stiefel umspielte. Jemand musste Eduard warnen.
     
    Gewöhnlich wurde von Philippa nicht erwartet, dass sie den Treffen des Rates beiwohnte. Doch Margret Morghen, der Leiterin der Akademie, ging es seit einiger Zeit nicht sehr gut. An Tagen wie diesem verließ sie sich darauf, dass Philippa ihr als Augen und Ohren diente, und obwohl Philippa eigentlich vorgehabt hatte, einen Teil ihrer kurzen Ferien zu Hause bei ihrer Familie zu verbringen, hatte sie bereitwillig darauf verzichtet, um ihre alte Freundin zu unterstützen. Jetzt, wo sie zu den Stallungen am Rand der Weißen Stadt eilte, war sie froh, dass sie und nicht Margret an der Ratssitzung teilgenommen hatte. Margret war zu krank und zu müde, um sich mit den Ausflüchten Fürst Wilhelms und den Intrigen der Edlen des Rates auseinanderzusetzen. Philippa machte sich nicht viel aus Politik, doch wenn es um die geflügelten Pferde ging, spielten ihre persönlichen Vorlieben keine Rolle.
    Sie holte ihre Stute aus dem Stall und galoppierte über die lange, schmale Flugkoppel hinter den Ställen. Als Wintersonne sie in den wolkenlosen Himmel trug, blickte Philippa zurück zu den weißen

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