Die Wollnys Die ungeschminkte Wahrheit. (German Edition)
Anspruch.
Normalerweise betreue ich ja immer so acht bis zehn Fälle parallel, aber dies war mir in dieser Zeit gar nicht möglich. Es verging ja kein Tag, an dem es nicht zu neuen Anschuldigungen und Behauptungen kam, die Dieter und Jessica jedes Mal wieder den Boden unter den Füßen wegzog. Normalerweise hätte ich mich darum gekümmert, dass Dieter und Silvia wieder miteinander ins Gespräch kommen, damit vor allem der Umgang mit den Kindern geklärt werden könnte aber daran war gar nicht zu denken. An dem Tag an dem Loredana Geburtstag hatte, war ich bei Dieter und Jessica, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Dieter versuchte in meinem Beisein seine Tochter telefonisch zu erreichen, um dem Kind wenigstens zu gratulieren, aber an den Festnetzanschluss ging niemand ran und auch der Anruf auf Silvias Handy blieb zumindest telefonisch unbeantwortet. Eine Weile später schrieb Silvia eine SMS an Dieter, in der sie fragte, was er denn von ihr wolle? Er antwortete, dass er seinem Kind gerne zum Geburtstag gratulieren möchte. Silvia schrieb zurück, dass der Ton an ihrem Handy nicht funktionieren würde und außerdem hätte Loredana keine Zeit, da sie feiern würde. Dieter war am Boden zerstört. Er hatte keine Möglichkeit seiner Tochter zu zeigen, dass er an sie dachte. Ein eigenes Handy besaß sie leider noch nicht. Im Laufe der Zeit sollte ich noch viele von solchen Situationen miterleben.
Leider ist die Familie Wollny kein Einzelfall. Immer wieder werden die Kinder als Druckmittel benutzt, wenn es um eine Trennung geht, die nicht von beiden Elternteilen gewollt ist.
Im Fall der Wollnys gab es jedoch einige Besonderheiten, aufgrund der Tatsache, dass sie durch das Fernsehen eine gewisse Berühmtheit erlangt hatten. Viele Menschen nahmen ja an dieser Trennungsschlacht Anteil. Dabei wurde vornehmlich das Medium Facebook genutzt. Die älteren Kinder der Familie hatten natürlich auch eine Seite in diesem Social Network und beteiligten sich an dieser Schlacht in einem Maße, wie ich es in all den Jahren, in denen ich bisher Beratungsarbeit geleistet habe, noch nie erlebt hatte.
Da ich von Dieter und Jessica viele SMS Nachrichten und Emails zu sehen bekam, die die Kinder vor dem bekannt werden der Trennung der Eltern an ihren Vater und ihre Schwester verschickt hatten, wusste ich, dass sie vorher ein durchaus liebevolles Verhältnis zueinander hatten. Dies waren ganz normale Nachrichten, wie sie zwischen vielen Familien hin und her geschickt wurden. Es war kaum zu glauben, dass nun genau diese Kinder ihren Vater öffentlich als „Bastard“, „Schläger“ und „Versager“ titulierten. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass davon auszugehen ist, dass die Kinder über einen längeren Zeitraum dahin gehend aufgehetzt wurden.
Auch das in dieser Phase, die für die Kinder ohnehin schon belastend genug war, ständig neue Folgen für die Wollny Serie gedreht wurden, bereitete mir große Sorgen.
Auch wenn die Kinder es ja gewohnt waren vor der Kamera zu agieren, war die Situation nun eine völlig andere. Ich wusste, dass diese Dreharbeiten ohne Dieters Genehmigung stattfanden. Er und Silvia hatten das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder. Dieter hatte sowohl der Produktionsfirma wie auch dem Sender RTL2 eine Nachricht zukommen lassen, in denen er ausdrücklich darauf aufmerksam machte, dass er die Ausstrahlung weiterer Folgen der Serie nicht dulden würde, da er möchte, dass die Kinder die Trennung ohne mediale Aufmerksamkeit verarbeiten können.
Leider schien das aber weder die Produktion, noch den Sender wirklich zu interessieren und die Folgen wurden weiter ausgestrahlt.
Das an sich ist eigentlich schon ein Skandal, dass hier das wirtschaftliche Interesse des TV Senders höher gewertet wird, als die Interessen des Vaters und der Kinder.
Ich habe in den letzten Jahren selbst mehr als zwanzig TV Sendungen für die verschiedensten Sender gedreht und kann besten Gewissens behaupten, dass all das was ich getan habe, absolut authentisch war. Auch wir hatten einmal den Fall, dass wir eine Reportage mit einer Frau und ihren Kindern für einen der großen Privatsender bereits abgedreht hatten. Obwohl die Frau alle Verträge zur Ausstrahlung schon unterschrieben hatte und der Sendetermin feststand, überlegte sie es sich kurzfristig anders und widersprach der Ausstrahlung. Der verantwortliche Redakteur zögerte nicht, diesem Wunsch nachzukommen, obwohl er rechtlich dazu nicht
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