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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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die zur Kirche führt. Sie kamen auf den weißen Wegen durch die weißstämmigen Birken in schneeweißen Mänteln aus Schaffellen, weißen Pelzröcken, gelb oder schwarz- und weißgestreiften Schürzen und weißen Hauben, die das weiße Haar dicht umrahmten.
    „Liebe Mutter Akka, flieg hier ein wenig langsam, damit ich mir die alten Leute ansehen kann!“ rief der Junge.
    Das schien der alten Anführerin wohl ein natürlicher Wunsch, denn sie ließ sich so weit, wie sie es wagen konnte, herabsinken und flog dreimal über der Birkenallee hin und her. Es wäre schwer zu sagen, wie die alten Leute in der Nähe ausgesehen hätten, aber dem Jungen war es, als habe er noch niemals alte Frauen mit einem so klugen und freundlichen Ausdruck gesehen. „Diese alten Frauen sehen aus, als hätten sie Könige zu Söhnen und Königinnen zu Töchtern,“ sagte der Junge vor sich hin.
    Aber in Leksand war es auch nicht besser als in Rättvik. Überall lag tiefer Schnee, und Akka wußte sich keinen andern Rat, als weiter gen Süden nach Gagnef zu fliegen.
    In Gagnef hatte an diesem Tage vor dem Gottesdienst ein Begräbnis stattgefunden. Der Leichenzug hatte sich etwas verspätet, und dann hatte das Begräbnis auch noch länger gedauert, als man gedacht hatte. Als die Wildgänse dahergeflogen kamen, waren noch nicht alle Leute in der Kirche, mehrere Frauen gingen sogar noch auf dem Kirchhof umher und besuchten ihre Gräber. Sie trugen grüne Leibchen mit roten Ärmeln, und auf dem Kopfe hatten sie farbige Tücher mit bunten Fransen.
    „Liebe Mutter Akka, flieg hier ein wenig langsam, damit ich mir die Bauernweiber ansehen kann!“ rief der Junge.
    Dies hielt die alte Gans wohl für einen natürlichen Wunsch, denn sie flog dreimal über dem Kirchhof hin und her. Es wäre schwer zu sagen, wiesich die Leute in der Nähe ausgenommen hätten, aber als der Junge die Frauen von oben her durch die Bäume des Kirchhofs hindurch sah, erschienen sie ihm wie lauter schöne Blumen. „Sie sehen alle aus, als seien sie im Garten eines Königs gewachsen,“ dachte er.
    Aber selbst in Gagnef fand sich nirgends ein freies Feld, und so blieb den Wildgänsen nichts andres übrig, als sich noch weiter südwärts nach Floda zu wenden.
    In Floda saßen die Leute schon in der Kirche, als die Wildgänse dahergeflogen kamen; aber gleich nach dem Gottesdienst sollte eine Hochzeit stattfinden, und der ganze Hochzeitszug stand draußen auf dem Kirchenhügel. Die Braut trug eine goldene Krone auf dem aufgelösten Haar und war so über und über mit Blumen und bunten Bändern und Schmucksachen behängt, daß einem die Augen ordentlich weh taten, wenn man sie ansah. Der Bräutigam trug einen langen blauen Gehrock, Kniehosen und eine rote Mütze. Die Leibchen und Rocksäume der Brautjungfern waren mit Rosen und Tulipanen bestickt, und die Eltern und Nachbarn gingen in ihren bunten Bauerntrachten mit im Zuge.
    „Liebe Mutter Akka, flieg hier ein wenig langsam, daß ich die jungen Leute sehen kann!“ bat der Junge.
    Und die Anführerin ließ sich so weit, als sie es nur wagen konnte, hinabsinken und flog dreimal über dem Kirchenhügel hin und her. Es wäre schwer zu sagen, wie die Hochzeitsleute in der Nähe ausgesehen hätten, aber so von oben aus meinte der Junge, eine so schöne Braut und einen so stolzen Bräutigam und einen so stattlichen Hochzeitszug könne es gewiß sonst nirgends geben. „Ich möchte wissen, ob der König und die Königin schöner aussehen, wenn sie in ihrem Schlosse umhergehen?“ dachte er in seinem Herzen.
    Hier in Floda fanden die Wildgänse endlich ein vom Schnee befreites Feld und mußten also nicht noch länger nach Futter suchen.
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33
Die Überschwemmung
    1. – 4. Mai
    Mehrere Tage lang herrschte in den Gebieten nördlich vom Mälar entsetzliches Wetter. Der Himmel war dicht mit Wolken bedeckt, der Wind heulte, und es regnete in Strömen. Die Menschen und Tiere wußten wohl, daß es so sein mußte, wenn es Frühling werden sollte, trotzdem aber erschien ihnen dieses Wetter fast unerträglich.
    Nachdem es einen Tag lang geregnet hatte, fingen die Schneemassen in den Wäldern im Ernst zu schmelzen an, und die Frühlingsbäche begannen zu rauschen. Alle Wasserpfützen auf den Höfen, das stillstehende Wasser in den Gräben, das Wasser, das zwischen den Grashügeln auf den Mooren und in den Teichen hervorquoll, alles miteinander kam in Bewegung und suchte sich einen Weg nach den Bächen, um nach dem Meere mitgenommen zu

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