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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Götaälf eine Stadt gebaut haben, von der Schiffe nach allen Meeren der Erde ausziehen.‘
    Hierauf gab der Riese keine Antwort; und der Seemann, der selbst in Göteborg daheim war, beschrieb nun die reiche Handelsstadt mit ihrem großen Hafen, mit ihren Brücken und Kanälen und den prächtigen Straßen; er erzählte auch, es wohnten da sehr viele tüchtige Kaufleute und Schiffer, und es sei durchaus nicht ausgeschlossen, daß sie Göteborg noch zu der ersten Stadt des Nordens machten.
    Bei jeder neuen Antwort waren die Runzeln auf der Stirne des Riesen tiefer geworden; daß die Menschen sich so zum Herren über die Natur gemacht hatten, war ihm offenbar unangenehm.
    ‚Ja ja, es muß sich sehr viel verändert haben in Westgötland,‘ sagte er schließlich, ‚und ich würde am liebsten selbst wieder hinkommen und dies und jenes herstellen.‘
    Als der Seemann diese Worte hörte, erschrak er ein wenig; wenn der Riese nach Westgötland käme, geschähe es sicher nicht in guter Absicht. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern sagte:
    ‚Ihr dürft überzeugt sein, daß Ihr festlich empfangen würdet. Euch zu Ehren soll mit allen Kirchenglocken geläutet werden.‘
    ‚So, es gibt also noch Kirchenglocken in Westgötland?‘ fragte der Riese,als sei er etwas bedenklich geworden. ‚Sind denn die großen Glocken in Husaby, Skara und Varnhem noch nicht zu Tode geläutet?‘
    ‚O nein, sie sind alle noch da, und seit Eurer Zeit sind viele neue dazugekommen. Jetzt gibt es in ganz Westgötland nicht eine Ortschaft, wo man kein Glockengeläute hörte.‘
    ‚Nun, dann ist es wohl am besten, ich bleibe, wo ich bin,‘ sagte der Riese. ‚Denn dieser Glocken wegen bin ich ja einst dort weggezogen.‘
    Hierauf versank er in Gedanken, wendete sich aber doch bald wieder an die Seeleute. ‚Ihr könnt euch jetzt ganz ruhig am Feuer niederlegen und schlafen,‘ sagte er. ‚Morgen früh will ich dafür sorgen, daß ein Schiff hier vorüberfährt, das euch mitnimmt und in eure Heimat zurückbringt. Aber für die Gastfreundschaft, die ich euch erwiesen habe, verlange ich eine Gefälligkeit von euch. Wenn ihr heimgekehrt seid, sollt ihr zu dem besten Mann in ganz Westgötland gehen und ihm diesen Ring übergeben. Ihr sollt ihn von mir grüßen und ihm ausrichten, wenn er den Ring an seinen Finger stecke, werde er noch viel mehr werden, als er jetzt sei.‘
    Sobald die Seeleute zu Hause angekommen waren, gingen sie zu dem besten Mann in Westgötland und übergaben ihm den Ring. Aber der Mann war zu klug, ihn sofort an seinen Finger zu stecken. Statt dessen hängte er ihn an eine kleine Eiche auf seinem Hofe. In demselben Augenblick schoß die Eiche so gewaltig in die Höhe, daß man sie förmlich wachsen sah. Sie trieb Schößlinge und lange Zweige; der Stamm wurde dicker, die Rinde verhärtete sich, der Baum bekam neue Blätter und verlor sie wieder, setzte Blüten und Früchte an und wurde in kurzer Zeit eine so mächtige Eiche, wie man noch nie eine gesehen hatte. Aber kaum war sie ausgewachsen, als sie ebenso schnell zu verwelken begann: die Zweige fielen ab, der Stamm wurde hohl, der Baum siechte hin, bald war nichts mehr von ihm übrig als ein Stumpf.
    Da nahm der Mann den Ring und schleuderte ihn weit von sich. ‚Dieses Geschenk des Riesen hat die Macht, einem Manne große Kraft zu verleihen und ihn für kurze Zeit leistungsfähiger als alle andern zu machen,‘ sagte er. ‚Aber der Besitzer würde sich auch in ganz kurzer Zeit überanstrengen, und dann wäre es bald aus mit seiner Tüchtigkeit und seinem Glück. Ich will nichts damit zu tun haben, und ich hoffe nur, niemand wird den Ring finden, denn er ist uns nicht in guter Absicht geschickt worden.‘
    Aber es ist eben doch möglich, daß der Ring gefunden worden ist. So oft sich ein Mensch, in dem Bestreben, andern Gutes zu tun, über seine Kräfte anstrengt, möchte man unwillkürlich fragen, ob er am Ende den Ring gefunden habe, und ob dieser es sei, der ihn zwingt, so zu schaffen und zu wirken, daß er sich vor der Zeit abnützt und sein Werk unvollendet verlassen muß.“

Der Gesang
    Die Lehrerin war, während sie erzählte, mit raschen Schritten vorwärts gegangen, und als sie ihre Geschichte beendigt hatte, war sie mit den Kindern beinahe an ihrem Ziel angelangt. Dort tauchten schon die Wirtschaftsgebäude auf, die, wie alles andre auf dem Gute, von prächtigen Bäumen beschattet dalagen, und noch ehe sie daran vorübergekommen war, sah sie das Schloß

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