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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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Schritt ohne meine Erlaubnis tust, werde ich dich Louison zum Souper überreichen“, erwiderte Corcoran.
    Diese Drohung machte den Offizier gefügsamer und gehorsamer als ein Lamm.
    „Ach!“ rief er, „Herr Allmächtiger, dessen Namen ich nicht kenne, halten Sie den Tiger zurück, sonst bin ich ein toter Mann!“
    Tatsächlich schlich Louison, die seit langem frisches Fleisch entbehrt hatte, mit ausgehungertem Blick um den Hindu herum. Sie mochte ihn wahrscheinlich recht appetitlich finden, nicht zu jung, nicht zu alt, nicht zu dünn, nicht zu dick, sondern zart, wohlgenährt und im vollen Saft. Glücklicherweise hielt sie Corcoran zurück.
    „Welches ist dein Dienstgrad?“ fragte er.
    „Leutnant, Herr“, antwortete der Hindu.
    „Führ mich in den Palast Holkars.“
    „Mit Ihrem…, diesem…?“ fragte der Hindu zögernd und zeigte auf Louison.
    „Parbleu!“ erwiderte Corcoran ungehalten. „Glaubst du, daß ich mich meiner Freunde schäme, wenn ich bei Hofe bin?“
    O Brahma und Buddha! dachte der arme Hindu. Was für eine verrückte Idee habe ich da nur gehabt, einen Kanonenschuß auf dieses friedliche Schiff abzufeuern? Welchen Grund mag ich wohl gehabt haben, diesen harmlosen Weltenbummler nach seinem Namen zu fragen? O Rama, unsichtbarer Held, leih mir deine Kraft und deinen Mut, damit ich diesen Tiger von meiner Seite vertreibe, oder gib mir lieber deine Schnelligkeit, damit ich meine Beine unter den Arm nehmen und in meinem Haus Unterschlupf finden kann.
    „Na, wie steht’s?“ fragte Corcoran. „Bist du mit deinen Überlegungen fertig? Louison wird ungeduldig.“
    „Aber Herr“, entgegnete der Hindu, „wenn ich Sie in den Palast von Fürst Holkar führe, mit einem Tiger auf Ihren Fersen – ach, wohl eher auf meinen –, wird Ihnen der Fürst den Kopf abschlagen lassen.“
    „Glaubst du?“ meinte Corcoran.
    „Ob ich es glaube, Herr! Ob ich es glaube! Fürst Holkar begibt sich nie abends zur Ruhe, ohne nicht vorher fünf oder sechs Personen gepfählt zu haben.“
    „Sieh einer an… Dieser Holkar gefällt mir… Ich habe mich entschieden; wir werden sehen, wer von uns beiden den anderen pfählen wird.“
    „Aber Herr, er wird sicher mit mir beginnen!“
    „Ach was, keine Ausflüchte mehr! Geh voran, oder ich hetze dir Louison auf den Hals.“
    Diese Drohung ließ den Mut des Hindus wieder anwachsen. Da er sechs Schritt hinter sich die Krallen und Zähne der Tigerin fast körperlich spürte, war er nicht mehr so sicher, ob ihn Holkar pfählen würde. Im stillen sandte er noch ein letztes Gebet an Brahma, den Vater alles Seienden , und marschierte dann entschlossenen Schrittes durch das Tor des Palastes. Corcoran folgte ihm dichtauf, und Louison strich glücklich um die Beine ihres Herrn.
    Dank dieser doppelten Eskorte betrat Corcoran unangefochten den Palast. Jeder ging ihm so weit wie möglich aus dem Weg. Aber als er zu Füßen des Turmes angekommen war, in dem sich Fürst Holkar mit seiner Tochter niedergelassen hatte, weigerte sich der Hindu weiterzugehen.
    „Herr“, sagte er, „wenn ich mit Ihnen nach oben steige, ist mein Tod gewiß. Bevor ich auch nur ein einziges Wort zu meiner Rechtfertigung vorbringen könnte, hätte mich Holkar schon geköpft; und Sie selbst, Herr, falls Sie weiter auf diesem tollkühnen Vorhaben bestehen, werden ebenfalls…“
    „Schon gut!“ unterbrach ihn Corcoran. „Holkar ist nicht so bösartig, wie man ihn schildert, und ich bin sicher, er wird meine Freundin Louison nicht zurückweisen. Für dich mag das tatsächlich anders sein.“
    „Herr“, sagte der Hindu ehrerbietig, „kein Kopf sitzt so gut auf meinen Schultern wie mein eigener, und wenn es diesem großen Fürsten gefällt, ihn abzuschlagen, so kenne ich keine Salbe, die ihn wieder festmachen könnte… Mögen Brahma und Buddha mit Ihnen sein!“
    Mit diesen Worten verschwand er.
    Corcoran versuchte nicht, ihn zurückzuhalten, sondern stieg unverzüglich die zweihundertsechzig Stufen empor, die zu der Terrasse führten, von der Fürst Holkar schweigend auf das Narbadatal hinabsah.
    Louison war ihrem Herren vorausgeeilt und erschien als erste auf der Terrasse.
    Bei ihrem Anblick stieß die schöne Sita einen Schrei aus. Fürst Holkar drehte sich blitzschnell um, zog eine Pistole aus seinem Gürtel und gab einen Schuß auf das Tier ab.
    Glücklicherweise schlug die Kugel ins Mauerwerk, prallte von dort ab und streifte Corcoran, der dicht hinter seiner Freundin die Terrasse betreten hatte,

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