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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Gottes Liebe leben», wandte Johann von Schleußig ein.
    «Niemand kann das.» Eva sah ihn nicht an. Johann von Schleußig stand auf. «Dann gehe ich. Es gibt schon noch Menschen da draußen, die mich brauchen», sagte er und hoffte, Eva würde ihn zurückhalten. Die Warnung steckte noch immer unausgesprochen in seiner Kehle.
    «Kommt wieder, Johann. Kommt recht bald wieder. Und verzagt nicht. Es kommt alles etwas zu früh. Ich muss erst meinen Haushalt ordnen, mir selbst darüber klar werden, wie es weitergehen soll.»
    «Ich verstehe», entgegnete Johann von Schleußig nach einer kurzen Pause, «nehmt Euch die Zeit, die Ihr braucht. Was werdet Ihr mit Regina und Priska machen? Ihr habt sie aus der Vorstadt geholt, weil Ihr beweisen wolltet, dass nicht die Herkunft, sondern das eigene Handeln den Menschen bestimmt. Und nun?» Eva wiegte den Kopf. «Priska hat die Gunst genutzt. Sie ist eine gute Handwerkerin, hat bei der Lechnerin Latein gelernt, kann schreiben, lesen, sich bei Tisch und in Gesellschaft manierlich betragen. Bei Regina dagegen war alles umsonst. Gelernt hat sie nur, wie man den Männern den Kopf verdreht, wie man sich schmückt und die Lippen färbt, wie man den Busen reckt und den Hintern schwenkt. Sie ist noch immer von niedrigem Wesen. Vergebens jede Mühe, sie veredeln zu wollen.»
    «Ich hörte, sie geht mit einem Zimmermannsgesellen.»
    Eva zuckte mit den Schultern. «Heute mit diesem, morgen mit jenem. Die Zwillinge sind 17   Jahre alt. Ich werde sie verheiraten müssen. Aber das braucht Zeit. Deshalb will ich die Werkstatt noch ein wenig führen. Nur noch einpaar Wochen so tun, als wäre ich eine ehrbar verheiratete Frau.»
    «Ihr dürft dabei Euren Bruder Adam nicht vergessen. Ihr wisst um seine Schwierigkeiten?»
    Jetzt war es heraus, war die Warnung endlich ausgesprochen.
    «Johann, was glaubt Ihr denn? Natürlich weiß ich, was die Leute reden. In den Augen der anderen ist er ein Verbrecher, der widernatürliche Unzucht treibt. Sodomit nennen ihn die Leute und würden ihn am liebsten auf dem Scheiterhaufen brennen lassen, wenn er sich denn doch einmal erwischen ließe. Aber vielleicht stimmt das gar nicht, vielleicht ist es ein Gerücht, das David in die Welt gesetzt hat. Schließlich wusste auch Adam, dass David ein Mörder ist.»
    «Es gibt Zeugen für Adams Tun.»
    Johann von Schleußig zog Eva neben sich auf den Stuhl, nahm ihre Hände fest in seine. «Bei der letzten Ratssitzung war ich. Es haben sich zwei Leipziger gemeldet, die mit eigenen Augen gesehen haben wollen, dass Adam einen Liebsten hat. Der Liebste sei ein Mönch, lebe bei den Barfüßern. Sie sollen sich kennen gelernt haben, als Adam sich für den botanischen Garten, den die Universität anlegen lassen will, interessiert hat. Auch der Barfüßer wollte mithelfen. Er hat das Arzneigärtchen der Barfüßer unter sich. Man sagt, er sei ein guter Apotheker. Sie waren zusammen vor den Toren der Stadt, hatten Leinenbeutel für die Kräuter dabei und einen Weidenkorb. Ein Fischer, der auf Krebsfang war, und eine Wäscherin, ein altes Tratschweib, haben gesehen, wie sie sich geküsst haben. Am helllichten Tage, Eva!»
    Eva schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht. Sie werden sich beide gebückt haben und zur gleichen Zeit, die Köpfe dicht aneinander, wieder nach oben gekommen sein. Die Leute lügen.»
    «Mag sein. Aber der Rat schenkt ihnen Glauben.»
    «David wird sie bezahlt haben für ihre lügnerischen Worte. Ihr wisst, dass mein Bruder David ein Dorn im Auge war. Adam wusste um seine Schandtaten. Er hätte ihn an den Galgen bringen können. Deshalb hat David die Leute für ihre Lügen bezahlt. Er wollte Adam auf den Scheiterhaufen bringen, um selbst unbehelligt zu bleiben.»
    «Ihr mögt Recht haben, aber wie wollt Ihr das beweisen? Bernhard von Regensburg, ein kluger Mann und Kirchenlehrer, sagte einst – und die Leute glauben ihm noch immer   –, dass die Sünde, deren Adam sich schuldig gemacht hat, so groß ist, dass weder Gott noch die Menschen, ja nicht einmal der Teufel ihr einen Namen zu geben gewagt hätten.»
    «Bernhard von Regensburg ist lange schon tot.»
    «Das stimmt, Eva. Aber die Leute glauben immer das, was ihnen am nächsten liegt. So war es, so wird es immer sein. Ihr seid nicht beliebt in der Stadt. David war zu hochfahrend. Ihr wisst es. Also werden die Leute dem Fischer und der Wäscherin glauben, weil sie ihnen glauben wollen. Davids Hochmut wird Adams Verhängnis sein.»
    «Kann das sein,

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