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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Christen besaßen ja unten in Italien den Kleinstaat Vatikan, warum sollte nicht auch Lauris und Kalles Religion eine Heimstatt bekommen?
    Der hilfsbereite Fabrikdirektor, der mit seinen Leuten dem neuen Glauben zu dienen bereit war, erklärte, dass seine großen Lagerhallen als riesige Kirchen dienen könnten – und er war sich sicher, dass mindestens fünf Millionen Tschechen den neuen Glauben unterstützen würden.
    Bier und Sekt flossen in Strömen. Lauri und Kalle dachten über das großzügige Angebot des Direktors nach, gingen dann aber doch nicht darauf ein. Kalle fand, dass ihr selbst gemachter Vatikan vernünftigerweise in Rom untergebracht werden sollte, Lauri dachte eher an Paris. Damit fand er die Unterstützung der Frauen, religiöse Nächte in Paris schienen sie zu reizen.
    Sowohl Lauris als auch Kalles Handy klingelte, dann brach das Netz zusammen. Der Telefonverkehr war zu lebhaft. Allein für Kalle gingen innerhalb von fünfzehn Minuten mehr als 760  Anrufe ein, Lauri bekam immerhin 207 . Das Zentralregister hatte in der Welt Aufmerksamkeit gefunden.
    Wenn man nun die große Schar der Gläubigen statt nach Rom oder Paris auf das Eis des Ladogasees zu einem gemeinsamen Treffen einladen würde? Dort hätten ohne Weiteres einige Millionen Menschen Platz. Aber wie würden die Russen auf diese bunte Schar von Leuten reagieren, wenn die nicht einmal ordnungsgemäße Visa aufzuweisen hätten? Der bloße Gedanke allein schien abwegig.
    Auch der Baikalsee kam somit nicht infrage, obwohl er als größtes Süßwasserbassin der Welt galt. Kalle schlug vor, das Treffen auf dem finnischen Saimaa zu veranstalten, aber Lauri fand, dass es dort allzu viele störende Inseln, Landzungen und Sommerhäuser gab, da wären selbst die Åland-Inseln geeigneter, trotz des vorhandenen Sprachproblems. Schließlich sprach man dort ja nicht Finnisch, aber immerhin auch nicht Russisch.
    Welcher See sollte es sein? Der Päijänne? Der Näsijärvi? Der Kallavesi? Der Inarijärvi? Lauri erinnerte sich, dass mal jemand ausgerechnet hatte, dass auf dem Eis des Inarisees die gesamte Menschheit stehend Platz fände.
    »Sechs Milliarden Menschen?«, fragte Kalle verblüfft.
    »Ja, mindestens«, erwiderte Lauri.
    »Fahren wir zum Inarisee«, entschied die Gebetsmühle.

29
    In Prag verbrachten die beiden Ehepaare zwei Tage fröhlichen, ausgelassenen Urlaub und genossen es, wieder mal zusammen unterwegs zu sein. Sie hätten es in der schönen Stadt an der Moldau auch noch länger ausgehalten, mindestens eine Woche oder auch zwei, aber es war noch nicht alles erledigt. Der Eisenbahnroman wartete immer noch auf seinen Verleger, und gerade jetzt wurde in Havlìčkův Brod eine große dreitägige Buchmesse eröffnet.
    Die Gegend von Brod lag unglaublich idyllisch in einer ländlichen Gegend, in der verstreut freundliche kleine Dörfer und Städte lagen. Das Korn wogte auf den Feldern, kleine Bäche und große Flüsse sowie kleinere und große Seen verliehen der Landschaft ihren eigenen Reiz. Da die Lonkonens und Homanens nicht so sehr aufs Geld zu achten brauchten, nahmen sie sich ein Taxi und beschlossen, direkt nach Havlìčkův zur Buchmesse zu fahren. Die Frauen bezweifelten zwar, dass der Besuch auf der Messe Sinn ergab, da niemand von ihnen auch nur ein Wort Tschechisch sprach, aber Lauri und Kalle sahen darin kein Problem. Sie würden sich mit Deutsch helfen – alle Mitteleuropäer der älteren Generation sprachen fließend Deutsch, eine Folge ihrer bitteren Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg und der Besatzung durch die Deutschen. Die jüngeren Leute wiederum konnten gut Englisch, denn auch in Tschechien hatte man in die Schulbildung und somit auch in den Sprachunterricht investiert. Daran sollte es also nicht scheitern, die beiden Schriftsteller waren bereit, den Verlegern ein Angebot zu machen, das diese kaum würden ablehnen können.
    In Havlìčkův Brod mieteten sich die Finnen in einem kleinen Hotel ein, das am Rand des zentralen Marktplatzes stand. Große Gebäude gab es überhaupt nicht, obwohl die Stadt das Verwaltungszentrum der Gegend war. Auch Industrie war unmittelbar im Zentrum nicht vorhanden, sodass der Ort wirklich hübsch und sauber war. Das Hotel jedoch gab nicht gerade Anlass zur Begeisterung, die Zimmer waren eng und fast mittelalterlich, Lauri stieß mehrmals mit dem Kopf gegen den Türrahmen. Aber das Essen war köstlich und der Service gut. Es gab also nichts zu beklagen.
    Finnische Verleger oder ihre

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