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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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und ich bin auch noch nicht hundertprozentig einsatzfähig.« Er fasste sich wieder an den dicken Verband um seinen Kopf. »Wir müssen Verstärkung rufen.«
    »Otto, Bender liegt im Spital – du kannst natürlich die Kollegen in Innsbruck anrufen«, sagte Capelli und fuhr so schnell in eine Kurve, dass ihr Wagen auf der vereisten Straße ins Schleudern kam, »aber ich werde nicht so lange warten, bis die da sind.«
    Morell schloss die Augen. »Wenn du jetzt einen Unfall baust, sind wir noch viel später da oder kommen erst gar nicht an.«
    Capelli ignorierte ihn und trat noch stärker aufs Gaspedal.
    »Versprich mir, dass du meinen Anweisungen folgst und nichts Eigenmächtiges unternimmst.« Morell hielt die Augen immer noch geschlossen. »Es könnte gefährlich werden. Du tust nur das, was ich dir sage.«
    Vor ihnen war das kleine, rote Backsteingebäude aufgetaucht, in dem sich die Bibliothek befand.
    »Schalt das Licht aus und bleib hier stehen«, sagte Morell. »Wir gehen die letzten paar Meter zu Fuß. Der Saukerl soll nicht wissen, dass er Besuch bekommt.«
    Capelli parkte und holte eine kleine Taschenlampe aus dem Handschuhfach. »Ich bin bereit«, sagte sie.
    »Kruzifix!«, fluchte Morell.
    »Was ist denn?«
    »Ich habe keine Waffe dabei. Du bist so schnell weggerannt, dass ich ganz vergessen habe, meine Pistole mitzunehmen.«
    »Wir haben keine Zeit, zurückzufahren«, flüsterte Capelli. »Wir müssen uns irgendwie anders bewaffnen.« Sie rannte um das Auto herum und öffnete den Kofferraum. »Hier«, sie hielt Morell einen schweren Schraubenschlüssel hin und steckte sich selbst einen Schraubenzieher in die Jackentasche.
    Morell griff sich wieder an den Verband. »Hoffentlich kommen wir da lebend wieder raus.«
    »Keine Sorge, ich habe Medizin studiert. Ich weiß, wo man hinschlagen muss, um jemanden außer Gefecht zu setzen.«
    »Hinter dem Haus ist ein kleiner Garten, da stehen ein paar Bäume. Ich glaube, dass die uns genügend Deckung geben können, um unbemerkt an das Gebäude ranzukommen.«
    Sie schlichen um die Bibliothek herum.
    »Da!« Capelli zeigte nach oben.
    »Psssst«, zischte Morell und schaute, wohin sie gezeigt hatte. »Was ist da? Ich kann nichts Außergewöhnliches sehen.«
    »Hat dein Sehnerv etwa auch was abbekommen? Da! Im ersten Stock. Das dritte Fenster von links.«
    Morell sah noch einmal hoch. Tatsächlich konnte er in besagtem Fenster einen kleinen Lichtschimmer ausmachen. Irgendwo weiter drinnen musste also Licht brennen.
    Die beiden huschten im Schutz der Dunkelheit durch den kleinen Garten und pressten sich an die Fassade. Dann schlichen sie geduckt so lange an der Hausmauer entlang, bis sie zur Hintertür kamen.
    »Weißt du, wie man so was aufkriegt?«, fragte Capelli und zeigte auf das Türschloss.
    »Nein, das nicht, aber ich kenne die Bibliothekarin.« Morell griff den Rahmen über der Tür ab. Dann bückte er sich.
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass manche Menschen ihre alten Gewohnheiten niemals ablegen.« Er hielt Capelli einen Schlüssel vor die Nase. »Ersatzschlüssel«, sagte er. »Im Blumentopf.« Er sperrte die Tür auf und öffnete sie einen Spalt.
    »Mach schon!« Capelli drückte sich von hinten gegen Morells breiten Rücken. »Geh rein, bevor uns jemand sieht.«
    »Langsam«, fauchte der Chefinspektor. »Du hast versprochen, dich an meine Regeln zu halten. Gib mir die Taschenlampe.«
    Die Gerichtsmedizinerin drückte sie ihm in die Hand. »Beeil dich!«
    Morell ignorierte ihr Drängeln und leuchtete in den Raum, der vor ihm lag. »Gut, niemand zu sehen«, flüsterte er und ging, dicht gefolgt von Capelli, hinein.
    »Wir müssen in den ersten Stock. Irgendwo muss hier eine Treppe sein, Otto. Ah, da drüben ist sie ja.« Capelli versuchte schon wieder, sich an ihm vorbeizudrängeln.
    »Wenn du nicht augenblicklich aufhörst, hier herumzunerven, dann schick ich dich zurück. Hast du verstanden?«
    Capelli schwieg.
    »Hast du mich verstanden?«, wiederholte Morell und leuchtete Capelli ins Gesicht. Sie nickte.
    »Gut, dann reiß dich jetzt zusammen und vergiss nicht, dass ich mich, im Gegensatz zu dir, hier auskenne. Ich bin schließlich in Landau aufgewachsen, und ob du es glaubst oder nicht, ich war schon einige Male in der Bibliothek. Ich ...«
    Er wurde von einem Geräusch unterbrochen. Da waren Schritte auf der Treppe, die nur wenige Meter von ihnen entfernt in die oberen Stockwerke führte. Sie waren also wirklich nicht alleine hier. Er

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