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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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ihr. »Hast du vielleicht Fremde hier in der Gegend gesehen? Irgendwelche unbekannten Fahrzeuge oder Buggys?«
    Anna schüttelt den Kopf. »Ich hab nichts gesehen. In dieser Jahreszeit wird es so früh dunkel.«
    Das stimmt. Im Nordosten Ohios ist der Januar ein kalter und dunkler Monat.
    »Kannst du deine Kinder fragen?«
    »Natürlich.«
    »Glauben Sie, einer von uns hat diese Sünde begangen?« Ein abwehrender Unterton schwingt in Isaacs Stimme mit.
    Er meint damit die Amisch-Gemeinde, deren Mitglieder in der Regel Pazifisten sind. Hart arbeitend und religiös. Und familienorientiert. Doch ich weiß, dass es auch Ausnahmen von der Regel gibt. Ich selbst bin so eine.
    »Ich weiß es nicht.« Ich nicke T. J. kurz zu und stehe auf. »Danke für das Gespräch. Wir finden selbst hinaus.«
    Isaac folgt uns und hält die Tür auf. Als ich auf die Veranda trete, flüstert er: »Ist er zurück, Katie?«
    Die Frage erschreckt mich, doch ich werde sie in den nächsten Tagen sicher noch öfter hören. Ich will nicht darüber nachdenken. Isaac erinnert sich an das, was vor sechzehn Jahren passiert ist. Damals war ich erst vierzehn Jahre alt, erinnere mich aber gut. »Ich weiß es nicht.«
    Doch das ist gelogen. Ich weiß, dass der Mörder dieses Mädchens nicht derselbe Mann sein kann, der vor sechzehn Jahren vier junge Frauen vergewaltigt und ermordet hat.
    Ich weiß es, weil ich ihn getötet habe.
    · · ·
    Im Osten türmen sich purpurrote Kumuluswolken am Horizont. Ich parke den Explorer hinter T. J.s Streifenwagen. Das gelbe Absperrband an Bäumen, Zaunpfählen und Stacheldraht passt nicht in diese Landschaft. Der Krankenwagen ist weg, ebenso Doc Coblentz’ Escalade. Glock steht am Zaun und blickt auf das Feld hinaus, als berge der Schnee, der über die aufgeworfenen Erdhäufchen geblasen wird, die Antwort, die wir alle suchen.
    »Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie eine Runde«, sage ich zu T. J. Seine Schicht hatte um Mitternacht begonnen. Nach diesem Mord wird keiner von uns in nächster Zeit viel Schlaf bekommen.
    Ich stelle den Motor aus. Ohne das Rauschen des Heizungsgebläses ist es plötzlich ganz still im Wagen. T. J. legt die Hand auf den Griff der Tür, öffnet sie aber nicht. »Chief?«
    Ich sehe ihn an. Er schaut bekümmert drein, wie ein kleiner Bruder. »Ich will den Kerl kriegen.«
    »Ich auch«, erwidere ich und stoße meine Tür auf. »Ich rufe Sie in ein paar Stunden an.«
    Er nickt, und wir steigen beide aus. Ich mache mich auf zu Glock, doch in Gedanken bin ich noch bei T. J. Hoffentlich kommt er mit der Sache klar. Ich habe das schlimme Gefühl, dass die Leiche, die wir heute Morgen gefunden haben, nicht die letzte sein wird.
    Hinter mir höre ich T. J. den Streifenwagen anlassen und wegfahren. Glock sieht in meine Richtung. Ihm scheint nicht einmal kalt zu sein.
    »Irgendwas?«, frage ich ohne große Vorrede.
    »Wenig. Ein Kaugummipapier, aber es sieht alt aus. Und ein paar lange Haare am Zaun, wahrscheinlich von ihr.«
    Glock ist ungefähr so alt wie ich, hat kurzgeschorenes Haar wie beim Militär und einen Körper, der mit seinen zwei Prozent Körperfett Arnold Schwarzenegger beschämen würde. Ich habe ihn vor zwei Jahren eingestellt, wodurch er die Ehre hatte, der erste afroamerikanische Polizist in Painters Mill zu sein. Als ehemaliger Militärpolizist der Marine ist er ein Meisterschütze und Inhaber des braunen Gürtels in Karate. Er lässt sich von niemandem etwas gefallen, auch von mir nicht.
    »Irgendwelche Abdrücke?«, frage ich. »Autospuren?«
    Er schüttelt den Kopf. »Hier wurde ziemlich viel rumgetrampelt. Ich will versuchen, ein paar Abdrücke zu nehmen, verspreche mir aber kaum was davon.«
    Schuh- oder Reifenabdrücke im Schnee zu nehmen ist kompliziert. Zuerst müssen mehrere Schichten eines Spezialwachses auf den Abdruck gespritzt werden, um ihn zu isolieren. Das soll den Verlust von Details verhindern, der sonst durch die exothermische Reaktion mit dem härtenden Abdruckmaterial eintritt.
    »Wissen Sie, wie das gemacht wird?«, frage ich.
    »Ich muss mir das notwendige Material aus dem Büro des Sheriffs besorgen.«
    »Machen Sie das gleich. Ich bleibe solange hier, bis Skid kommt.« Chuck »Skid« Skidmore ist der dritte Officer in unserem Revier.
    »Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er in McNarie’s Bar mit einer Blondine auf dem Pooltisch lag.« Glock lächelt. »Wahrscheinlich hat er ’nen Kater.«
    »Wahrscheinlich.« Skid schätzt billige

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