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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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Umrisse verschwammen. Manchmal, in Stunden, in denen die Sehnsucht zu stark wurde, wünschte er, dem Wahnsinn verfallen zu können. Endlich den Verstand verlieren und nie wieder jenes Begehren spüren und jene Leere, die die Trennung von Juliane hervorrief. Jetzt glaubte er sogar, ihre Stimme zu hören.
    Er öffnete die Augen.
    Abermals klopfte es und in der geöffneten Tür fand ein Gerangel statt.
    »Du kannst nicht herein«, rief Syrus entrüstet.
    Ein Prickeln breitete sich hinter Arans Stirn aus und wanderte seinen Rücken entlang hinunter zu den Zehen. Licht, durchdringend wie pures Silber schien den Raum zu erfüllen.
    »Ich habe gesagt, du sollst das Mädchen fortschicken!« Seine Stimme klang in seinen Ohren fremd und rau. Das Kribbeln in seinem Körper verstärkte sich. Aran unterdrückte einen überraschten Laut, als das silbrige Licht zu einer Schnur transformierte und in seinen Körper glitt wie Samt. Wärme und Energie erfüllten ihn vom Scheitel bis zur Sohle. Eine Empfindung, so überraschend, dass es ihm einen Höllenschreck einjagte.
    »Verzeiht, Herr, sie hat mich überrumpelt.«
    »Geh, lass uns allein.« Er hatte Mühe den Befehl mit sicherer Stimme hervorzubringen.
    Der Diener zog sich zurück. Aran hörte, wie er den Raum verließ.
    Er starrte auf den Burghof hinaus und machte keine Anstalten, sich umzudrehen. Die Verblüffung verflüchtigte sich. Er stützte sich auf der Fensterbank ab, verlangte seinen Lungen tiefe, gleichmäßige Atemzüge ab, während sein Herz raste und stolperte, als hinge sein Leben davon ab. Er konnte, wollte nicht glauben, was ihm die Silberschnur längst verkündet hatte. Juliane! Kein Traum, keine Vision. Sie war zu ihm zurückgekommen.
    »Dieses …« Sie räusperte sich. »Dieses Mädchen wird nicht gehen.«
    »Juliane.« Ihm fiel es schwer, Fassung zu bewahren. Konnte es wahr sein? Schienen die Götter ihm endlich gewogen?
    Langsam wandte er sich ihr zu.
    Aran schluckte trocken. Sicher träumte er. Nach all den Sommern, das war unmöglich? Wenn sie nur Einbildung war, verschwand sie vielleicht, und so starrte er sie an, wie er ihr Gemälde angesehen hatte, wenn die Einsamkeit zu groß geworden war. Aus dem einstigen Mädchen hatten die Sommer der Trennung eine betörende Frau geformt. Ihr Haar besaß die Farbe dunklen Honigs, umrahmte das zart geschnittene Gesicht und streifte ihre Schultern. In den hellblauen Augen konnte Aran lesen wie andere eine Landkarte.
    Er fühlte ihre Unsicherheit, wusste, dass auch sie all die Jahre von diesem Augenblick geträumt hatte. »Juliane«, flüsterte Aran noch einmal und brach damit den Bann.
    Sie stolperte auf ihn zu.
    Er streckte die Hände nach ihr aus und zog sie an sich. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und blickte ihn an, scheinbar zu ängstlich, sich zu rühren, als wäre Reglosigkeit das, was es wahr machte. Ihm erging es nicht anders.
    Juliane hob ihre Hand und strich über sein Gesicht. Die Berührung wirkte vertraut und gleichzeitig aufregend neu. Ein sehnsüchtiges Brennen erfüllte ihn. Sie reckte ihm ihr Gesicht im selben Moment entgegen, als er sich zu ihr beugte. Aran zitterte und fühlte sich wie ein unerfahrener Jüngling.
    Er streichelte ihren Mund mit seinen Lippen. Allein dieser sachte Kontakt entflammte seine Emotionen. Sie schmiegte sich enger an ihn und ihn überkam das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Ein ganzer Hornissenschwarm jagte durch seinen Körper. Es war Juliane, die den Kuss mit sanftem Druck erzwang. Sie hielt sein Gesicht zwischen ihren Händen und berührte seine Lippen mit den ihren.
    Die Erfahrung dieses Kusses überwältigte sowohl Aran als auch sie. Er hatte das Gefühl, als vermischten sich die Grenzen zwischen ihm und ihr, als verschmölzen sie zu einer Person, als verwebe die mystische Schnur ihrer beiden Seelen unverrückbar miteinander. Das jubilierende Vibrieren des Bandes über die Verschmelzung ihrer Seelen durchströmte ihn. Besser als jemals zuvor konnte er ihre Empfindungen und Gedanken wahrnehmen. Aran beendete den Kuss nach einer schieren Ewigkeit. »Du bist tatsächlich echt«, krächzte er.
    Juliane fuhr ihm durch sein Haar und blickte ihn aus großen Augen an. Sein schwarzes Haar schimmerte wie Rabenschwingen, wenn er sich bewegte. Die Länge war auf Schulterlänge gestutzt, vor sechs Jahren war sein Haar um etliche Zentimeter länger gewesen. Seine hohen Wangenknochen und die zimtfarbene Haut ließen ihn wie einen exotischen Dschungelgott wirken.
    Ob das bei jedem

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