Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
durch!« Selina, die Burgheilerin, bahnte sich resolut ihren Weg durch die Schaulustigen, die sich inzwischen versammelt hatten.
Sie besah sich Lykor kurz und nickte Paor und einem zweiten Soldaten zu.
»Bringt ihn in sein Quartier. Er braucht nur Ruhe und ausreichend zu trinken, bis sich sein Sandfieber-Anfall gelegt hat.«
Aran erhob sich. Er gab den Männern das Zeichen, sich wieder an ihre Arbeit zu begeben.
»Was ist passiert?«, drängte Juliane.
Arans Sorge verursachte eisiges Frösteln in ihr.
Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie in eine ruhige Ecke des Burghofes. »Gibt es einen bestimmten Grund für deine Rückkehr?«
Sie rieb über ihre Stirn. »Anscheinend nicht, um endlich wieder mit dir vereint zu sein.« Sie musterte ihn beunruhigt. Er schien besorgt, doch diesmal konnte Juliane seine Gedanken nicht lesen.
Er verschränkte seine Arme. »Seit einigen Monden häufen sich Berichte von Überfällen. Vor ein paar Sonnenläufen wurde Kalira die Nachricht überbracht, man hätte deswegen eine wichtige Botschaft für sie. Sowohl der Bote als auch der Gewährsmann waren vertrauenswürdig. Kalira, Ranon und Moira sind zum Treffpunkt aufgebrochen.«
Also war Moira nicht verantwortlich für ihre Ankunft in Goryydon? Sie würde die weise Zauberin selbst danach fragen müssen.
Die innere Kälte brachte Julianes Zehen zum Kribbeln. »Ist ihnen etwas zugestoßen?«
»Noch nicht.« Seine Augen verdunkelten sich vor Beunruhigung.
»Hattest du eine Vision?«
Träume .
Diesmal hatten ihr seine Gedanken die Antwort verraten.
Eine vollbusige Blondine kam über den Burghof auf Aran zugelaufen.
»Aran!« Sie strahlte ihn an, ohne Juliane zu beachten. »Meine Zofe Anshie erzählte mir, dass Lykor von Trollen überfallen wurde.« Die Frau reichte Aran beide Hände. Ihre Miene drückte Sorge und Zuneigung aus.
Juliane hasste sie vom ersten Blick an.
»Ist er schwer verletzt?« Die Stimme der Blonden klang süß.
Wie Sirup, der selbst im gesündesten Zahn Karies verursachte, befand Juliane gehässig.
»Nein, nur erschöpft.« Aran ließ sie los und drehte sie zu Juliane. »Caryll, das ist Juliane. Juliane, darf ich dir Dame Caryll, Landadlige aus der Provinz Kashyyk vorstellen?«
Caryll schenkte ihr ein gestelltes Lächeln, bis Arans Worte ihr Gehirn erreichten. Sie riss die Augen erschrocken auf, lächelte aber Momente später, als sei nichts geschehen. »Juliane? Die Juliane? Die Drachentochter?«
»Genau die«, entgegnete sie trocken.
Caryll verstellte sich gut, doch nicht gut genug, um ihre Gefühle vor ihr zu verbergen. Es gab kaum etwas, über das Carylls Freude geringer sein würde, als über Julianes Rückkehr.
Dame Caryll wandte sich an Aran. »Es freut mich so für dich.« Sie nickte Juliane zu. »Ich muss wieder zurück.« Damit lief sie eilig davon, sodass es wie eine Flucht wirkte.
Juliane beobachtete sie, bis sie im Hauptgebäude verschwand. Aran hegte Zuneigung für Caryll. Das hätte sie auch erkannt, wenn sie sich nur auf ihre Augen hätte verlassen können.
»Wer ist sie?«
Er schien verdutzt. »Caryll? Sie ist die Witwe einer meiner Soldaten.«
»Und was bedeutet sie dir?« Sie unterdrückte ein frustriertes Schnauben. Ob Männer in der einen oder der anderen Welt, eine gewisse Begriffsstutzigkeit durfte offenbar in ihren Bauplänen nicht fehlen.
»Sie ist eine Freundin. Nur eine gute Freundin«, erklärte er.
Eine Spur zu unbekümmert, argwöhnte Juliane.
»Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«
»Ich doch nicht.« Das fehlte, kaum in Goryydon angekommen und mit Aran vereint, ein Eifersuchtsdrama anzuzetteln.
Er legte seine Hände auf ihre Taille und zog sie an sich. »Dafür hast du keinen Grund.«
In diesem Moment wollte sie ihm glauben, doch sie erinnerte sich an Carylls flirtendes Benehmen. Sie behielt die liebeshungrige Blondine besser im Auge.
Juliane zog es vor, das Thema auf die Vorgänge in Goryydon zu lenken. »Du sagtest, Kalira, Ranon und Moira wäre noch nichts passiert. Wird ihnen etwas zustoßen?«
»Ich weiß es nicht.« Er drückte sie so fest an sich, dass ihr fast die Luft wegblieb. Die Schwärze seiner Besorgnis hüllte sie ein. »Wir sollten einen Abstecher nach Mykele machen. Der Überfall fand letzte Nacht statt, vielleicht finden wir etwas.«
Einen Moment lang genoss sie seine Nähe, spendete ihm auf dem nur ihnen zugänglichen Weg Trost und sog seine zärtliche Erwiderung auf. Erleichtert, dass sie es schaffte, zu ihm vorzudringen,
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