Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
schmiegte sie sich enger an ihn und bedauerte, sich wieder aus seiner Umarmung lösen zu müssen. »Dann los«, sagte sie und verfiel in düstere Stimmung. »Genau diesen Teil meines Aufenthalts in Goryydon habe ich vermisst.«
»Du solltest dir andere Kleider anziehen«, schlug er vor. Seine Hand berührte sacht ihren Unterarm. »Diese Röcke taugen nicht zum Reiten und Kämpfen.«
Schulterzuckend folgte sie. Arans Anwesenheit dämpfte ihr Unbehagen. Sie wollte sich nicht von Panik übermannen lassen. Überfälle gab es immer und überall. Kein Grund für sie, sofort das Schlimmste zu vermuten. Juliane fasste nach seiner Hand und sie kehrten Hand in Hand in Arans Gemach zurück. Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, als er seinen Griff löste.
»Ich war lange nicht mehr hier. Ist es üblich unter Liebenden, Händchen zu halten?«
Seine braunen Augen leuchteten. »Nicht unter Adligen.« Sein Mundwinkel hob sich. Seine persönliche Art eines Lächelns. »Aber wie du dich vielleicht erinnerst, bin ich nur ein Bauernjunge.«
»Du bist so viel mehr als nur ein Bauernjunge«, sagte Juliane.
Feixend wandte er sich ab und zog aus einer Kommodenschublade eine Lederhose.
»Hier, fang!«
Sie war nicht schnell genug und die Hose traf sie im Gesicht.
»Deine Reflexe haben gelitten.«
»Ich wurde noch nie von einer Hose angefallen. Noch mal wird mir das nicht passieren. Wem gehört diese Hose? Du sammelst doch nicht etwa Frauenkleider?«
»Ich habe sie für dich anfertigen lassen.« Er wirkte verlegen. »Damit du hier vernünftige Kleider hast.«
Juliane erlaubte sich ein leichtes Lächeln. Er hatte all die Jahre die Hoffnung gehabt, dass sie zurückkehrte. Mehr noch, auch wenn er es nie zugeben würde: Er bewahrte den Glauben an ihre Rückkehr.
Sie wandte sich der Schnürung ihres Rockes zu und Aran drehte sich taktvoll um. Ihre Jeans versteckte sie unter dem Rock, den sie auf die Kommode legte. Sie schob sich das Top, das sie unter dem Mieder trug, über die Hüften nach unten, stieg heraus und steckte es ebenfalls unter die Kleider, ehe sie in die Hose schlüpfte.
»Fertig, jetzt noch eine Waffe und wir können los«, erklärte sie. »Hast du Schwert oder Dolch für mich? Zur Not komme ich auch mit dem Speer zurecht.«
Aran zog eine Kiste unter dem Bett hervor.
Sie ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder und er öffnete daraufhin den Kasten.
»Meine Güte«, hauchte sie und strich zärtlich über die Klinge des darin befindlichen Schwertes und den Brustharnisch. »Du hast Zadieyeks Rüstung und ihr Schwert aufbewahrt.«
Sie holte den Gürtel mit der Schwertscheide heraus, band ihn sich um und ergriff das Schwert.
»Kannst du noch damit umgehen?«
Mit einem Grinsen ging Juliane in die Mitte des Raums und schwang das Schwert. Zischend zerteilte die Klinge die Luft, attackierte einen unsichtbaren Gegner. Sie wirbelte herum und hielt inne. »Und? Nimmst du mich mit?« Sie steckte die Waffe in das Futteral.
Aran öffnete wortlos die Tür und ließ ihr galant den Vortritt.
Der Stallbursche hatte zwei Pferde gesattelt, als sie die Ställe erreichten. Ein Rapphengst mit glänzendem Fell, der ungeduldig tänzelte und ein grau gesprenkelter Schimmel, der freudig wieherte, als er sie erkannte.
»Das gibt’s nicht.« Juliane warf Aran einen überraschten Blick zu. »Staubwolke!«
Sie stürzte zu dem Hengst und vergrub glücklich ihr Gesicht in seinen Hals. Ein Tag voller Überraschungen. Sie streichelte dem Pferd die Nüstern und kraulte sein Fell.
Ein Bauernpaar hatte ihr Staubwolke geschenkt, als sie vor den Todesreitern in die Blauen Berge geflohen war. Das Pferd hatte sie treu begleitet, als sie mit Kalira und Ranon ins Morvannental geritten war, um die Zauberin Moira aus dem Bannfluch des bösen Magiers Kloob zu befreien. Auf Staubwolkes Rücken hatte sie die Königsburg erreicht, um dort an der Seite der wahren Herrscherfamilie und ihrer Verbündeten die Festung zurückzuerobern.
Die Pferde galoppierten über die Wiesen. Der Wind peitschte durch Julianes Haar. Lachend blickte sie zurück. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so glücklich gewesen war. Endlich zurück in Goryydon und vereint mit Aran, ihrem Seelengefährten.
Wie würden ihre Waffengefährten Kalira und Ranon staunen, wenn sie erkannten, dass sie zurückgekehrt war. Sie konnte es kaum erwarten, sie endlich zu treffen.
Moira wusste bestimmt, dass sie da war. Die weise Zauberin überraschte nichts und
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