Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
und was nicht. Juliane seufzte. Sie liebte ihren Macho abgöttisch und für gewöhnlich erfüllte sie ihm jeden Wunsch. Solange sie mit den ihren übereinstimmten.
»Wenn du meinst. Auf jeden Fall wird Aran sicherlich wütend darüber sein, dass wir allein aufgebrochen sind.«
Juliane zuckte mit den Schultern und stöhnte.
»Alles in Ordnung?« Besorgt beugte Kalira sich vor.
»Das Baby hat mich getreten.« Ihr dicker Bauch und die damit verbundene Unbeweglichkeit hatten sie nicht davon abhalten können, erneut die Umgebung nach Ku’guar zu durchstreifen. Vor allem, nachdem ihr Geschichten von einem riesigen, aber friedlichen Raubtier zu Ohren gekommen waren.
»Meinst du nicht, dass Ku’guar von selbst zur Burg käme?«, gab Kalira zu bedenken.
Juliane fühlte sich schlagartig gereizt. »Es schadet doch nicht, nach ihm zu suchen.«
Staubwolke schnaubte unruhig. Sie zog die Zügel an und versuchte ihn zu beruhigen. »Was hast du denn?« Sie klopfte ihn beschwichtigend den Hals.
Aus den Bäumen drang ein Heulen.
»Wölfe«, fluchte Kalira und warf Juliane einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wunderbar, genau das hatte ich mir gewünscht.« Sie beugte sich vor und griff sich ihre Armbrust.
Ein zweiter Wolf antwortete dem ersten. Juliane zog ihr Schwert.
Kalira und Juliane zwangen ihre Pferde zur Ruhe, als drei Wölfe angerannt kamen. Kaliras Pferd stieg in die Luft. Nur mit Mühe hielt sich Juliane im Sattel.
Die Wölfe knurrten drohend und umkreisten die Pferde.
Als Staubwolke den Kreis durchbrechen wollte, schnappte der Leitwolf, ein prächtiges Tier mit schwarzem Fell, nach dem Pferd.
»Was machen wir jetzt?«, schrie Kalira. Angst schwang in ihren Worten mit.
Plötzlich schoss ein riesiges sandfarbenes Fellbündel aus dem Dickicht und sprang den Leitwolf an. Knurrend und fauchend wälzten sich die Tiere auf dem Boden.
Der Silberlöwe verjagte die Wölfe. Diese stoben über die schneebedeckte Ebene davon, schwarz-graue Flecken, die sich eilig entfernten.
»Was für ein schöner Puma«, flüsterte Kalira.
Juliane grinste. »Kein Puma.«
Der Silberlöwe drehte sich um und neigte seinen Kopf. »Schön, dich wiederzusehen, Juliane«, grüßte er.
Sie stieg ungelenk vom Pferd. »Sei gegrüßt, Ku’guar. Willst du nicht menschliche Gestalt annehmen?«, bat sie ihn.
»Würde ich, aber ich besitze keine Kleider, und es ist kalt.« Es schien, als schmunzelte er in sich hinein.
Juliane ging an ihre Satteltasche, schnallte sie ab und reichte sie ihm. »Daran habe ich gedacht«, entgegnete sie.
Ku’guar nahm die Tasche und trabte mit der majestätischen Hochmut einer Raubkatze ins Gebüsch.
Kalira kletterte umständlich von ihrem Pferd.
»Warum bist du nicht zur Burg gekommen?« Juliane streckte ihren Kopf, um zu sehen, wie und ob sich Ku’guar zurückverwandelt hatte.
»Ich wusste nicht, ob ich noch willkommen bin.«
»Wie man mir berichtet hat, ist es dir zu verdanken, dass ich noch lebe«, warf Kalira ein. »Du bist jederzeit auf der Burg und an jedem anderen Ort in Goryydon willkommen.«
Ku’guar erhob sich und trat aus dem Gebüsch. Er schien Kalira erst jetzt seine Aufmerksamkeit zu schenken. »Ich danke Euch, Eure Majestät.« Seine Miene nahm einen verträumten Ausdruck an.
Juliane wandte sich Kalira zu. Auf deren Gesicht zeichneten sich eine Vielzahl Emotionen ab.
Kalira schluckte und wollte ihren Blick offenbar nicht mehr von Ku’guar abwenden. »Mein Name ist Kalira. Ich würde mich freuen, wenn du auf Förmlichkeiten verzichten würdest, Ku’guar.«
Juliane drehte sich um und musste sich ein Grinsen verkneifen. Auch ohne ihre Gabe, die durch die Schwangerschaft ein bisschen verwirrt war, erkannte sie, dass sich Kalira und Ku’guar sympathisch fanden.
Ende?
In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.
Miguel de Unamuno y Yugo
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