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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geben würden. Und jetzt, wo sie verlobt war und alt genug, um mit Männern zu tanzen, mit denen sie nicht verwandt war, konnte sie seine Gesellschaft suchen. Wenn er Carlina mit einem anderen Mann antraf, würde er ihn Glied für Glied zerreißen! Und Carlina? Würde er ihr etwas tun können? Nein, er würde einfach von ihr verlangen, daß sie ihm das gab, was sie dem anderen gegeben hatte, und sie so ganz und gar zu der Seinen machen, daß sie nie mehr an einen anderen Mann auch nur dachte. Eifersüchtig durchforschte er die Reihen der Leibwächter, aber Carlina schien keinem von ihnen mehr Aufmerksamkeit zu zollen als den übrigen. Höflich folgte sie jedem, der sie aufforderte, gewährte aber niemandem einen zweiten Tanz.
Doch nein! Sie tanzte wieder mit Geremy Hastur, etwas näher an ihm, als sie allen anderen gekommen war. Sie lachte mit ihm, und sein Kopf beugte sich über ihr dunkles Haar. Vertrauten sie sich Geheimnisse an? Erzählte sie Geremy, daß sie Bard nicht heiraten wolle? War es vielleicht Geremy, den sie sich zum Manne wünschte? Schließlich gehörte Geremy zur Hastur-Sippe, die von den legendären Söhnen und Töchtern Cassildas, Robardins Tochter, abstammte … von den Göttern selbst, das behaupteten sie jedenfalls. Verdammt seien alle Hasturs! Die di Asturiens waren ebenfalls eine alte und edle Familie. Warum sollte sie Geremy vorziehen? Wut und Eifersucht tobten in ihm. Er ging über die Tanzfläche auf sie zu. Soweit vergaß er seine guten Manieren nicht, daß er ihren Tanz unterbrach. Aber als die Musik aussetzte und sie lachend einen Schritt auseinandertraten, näherte er sich ihnen so entschlossen, daß er ein anderes Paar zur Seite schob, ohne sich zu entschuldigen.
»Es ist an der Zeit, daß Ihr wieder mit Eurem versprochenen Gatten tanzt, meine Dame«, sagte er.
Geremy lachte leise. »Wie ungeduldig du bist, Bard, wo ihr doch euer ganzes Leben zusammen verbringen werdet.« Freundschaftlich legte er eine Hand auf Bards Ellenbogen. »Wenigstens beweist dir das, Carlie, daß dein versprochener Gatte nach dir brennt!«
Bard spürte den Anflug von Bosheit in dem Scherz und sagte zornig: »Meine versprochene Gattin … « - er betonte die Worte mit Nachdruck -»… ist für dich Lady Carlina und nicht Carlie!« Geremy sah ihn an, unsicher, ob das nicht doch nur ein Spaß sein sollte. »Es ist Sache meiner Pflegeschwester, mir zu sagen, daß ich den Namen nicht mehr benutzen darf, mit dem ich sie schon anredete, als ihr Haar noch zu kurz war, um eingeflochten zu werden, erklärte er heiter. »Was ist über dich gekommen, Bard’?«
»Lady Carlina hat sich mir angelobt«, erwiderte Bard steif. »Du wirst dich ihr gegenüber betragen, wie es sich bei einer verheirateten Frau schickt.«
Carlina in ihrer Bestürzung öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Dann sagte sie mit bemühter Geduld: »Bard, wenn wir wirklich Mann und Frau und nicht nur Verlobte sind, werde ich dir vielleicht erlauben, mir vorzuschreiben, wie ich mich gegen meine Pflegebrüder zu benehmen habe, vielleicht aber auch nicht. Im Augenblick werde ich in dieser Beziehung tun, was mir paßt. Entschuldige dich bei Geremy oder laß dich heute abend nicht mehr vor mir blicken!« Bard starrte sie zornig und sprachlos an. Verlangte sie von ihm, daß er vor diesem Sandalenträger, diesem Laranzu-Zauberer kroch? Wollte sie ihren versprochenen Gatten Geremy Hasturs wegen öffentlich beleidigen? War es also doch Geremy, für den sie sich interessierte? Auch Geremy konnte kaum glauben, was er hörte. Aber König Ardrin sah in ihre Richtung, und - das spürte er - es gab heute abend in diesem Haushalt schon genug Schwierigkeiten, so daß ein Streit nicht ratsam war. Außerdem wollte er nicht mit seinem Freund und Pflegebruder streiten. Bard war hier allein, kein Vater stand an seiner Seite, und zweifellos war er gereizt, weil seine nächste Verwandschaft sich nicht die Mühe gemacht hatte, einen Halbtagesritt zu unternehmen, um ihn als Kämpfer des Königs und als Verlobten der Tochter des Königs zu sehen. So entschloß Geremy sich, leicht darüber hinwegzugehen.
»Ich brauche keine Entschuldigung von Bard, Pflegeschwester«, sagte er. »Statt dessen will ich ihn gern um Verzeihung bitten, wenn ich ihn beleidigt habe. Und da wartet Ginevra schon auf mich. Bard, mein guter Freund, sei der erste, der uns Glück wünscht. Ich habe sie um die Erlaubnis gebeten, meinem Vater zu schreiben, damit er unsere Verlobung in die Wege leitet, und sie

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