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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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treiben, wo man aus ihnen konformistische Nullen machte. Das war alles, was man in dieser idiotischen Welt wünschte. Marionetten. Tröpfe ohne Mumm. Und bis zum letzten Ende konnte er sehen, daß der Richter und alle seine juristischen Ratgeber hofften, er werde zusammenbrechen und um Gnade betteln - um eine Chance zur Rehab, damit sie ihn mit Drogen und Umerziehung und Gehirnwäsche in einen Niemand verwandeln konnten, der mit allen anderen im Gleichschritt durch das marschierte, was sie Leben nannten. Danke, das ist nichts für mich. Ich tue bei ihrem verdammten Spiel nicht mit. Als ich meinen Lauf beendet hatte, war ich bereit zu gehen, und ich ging.
Und so lange es dauerte, war es ein gutes Leben gewesen, dachte er. Er hatte Haschee aus ihren blöden Gesetzen gemacht, weil sich jahrelang niemand auch nur vorzustellen vermochte, jemand könne ein Gesetz anders als durch einen Zufall oder Unwissenheit brechen. Er hatte alte Frauen gehabt, die er wollte, und alle sonstigen Genüsse. Frauen vor allem. Er ging nicht auf die blödsinnigen Spiele ein, zu denen die Frauen die Männer zwingen wollten. Er war ein Mann, und wenn sie einen Mann statt eines Schafes wollten, entdeckten sie auf der Stelle, daß sich Paul Harrell nicht nach ihren konformistischen Schwächlingsregeln richtete.
Dies verdammte Weib, das mir die Polizei auf den Hals gehetzt hat! Wahrscheinlich hatte sie von ihrer Mutter gelernt, daß es eine Vergewaltigung sei und ein Mädchen Zeter und Mordio schreien müsse, wenn der Mann nicht vor ihr auf die Knie fiel und sich wie ein Kapaun benahm, wie ein Jammerlappen, der sich von einer Frau an der Nase herumführen ließ und sie niemals berührte, bis sie den Wunsch dazu äußerte! Teufel, er wußte es besser. In Wirklichkeit liebten die Frauen es, wenn einer ranging und ein Nein nicht als Antwort gelten ließ. Nun, sie hatte herausgefunden, daß er sich keine Vorschriften machen ließ, selbst wenn die Stasi-Zelle ihm drohte. Sie hatte wohl gedacht, er werde um eine Chance zur Rehab winseln, und dann würde man aus ihm ein Lämmchen machen, das sie spazierenführen konnte.
Zum Teufel mit ihr! Bis an ihr Lebensende würde sie jetzt nachts aufwachen und daran denken, daß sie ein einziges Mal einen wirklichen Mann gehabt hatte .
Als er in seinen Erinnerungen so weit gekommen war, setzte Paul Harrell sich hoch und riß die Augen auf. Er war nicht in der StasisZelle, und er war auch an keinem anderen Ort, den er kannte. War dann alles nur ein Alptraum gewesen, das Mädchen, die Rebellion, die Schießerei mit den Polizisten, der Richter, der Prozeß, die Stasis-Zelle … ?
War er jemals dort gewesen, war irgend etwas davon wirklich geschehen?
Und wenn ja, wie war er hinausgelangt?
Er lag auf einer weichen Matratze, bezogen mit einem sauberen, groben Leintuch. Zugedeckt war er mit Woll- und Steppdecken und einem Fell. Rings um ihn war ein sehr schwaches, trübes, rötliches Licht. Er streckte die Hand aus und stellte fest, daß das Licht durch schwere Bettvorhänge fiel. Er lag in einem Himmelbett, wie er es einmal irgendwo in einem Museum gesehen hatte, und die Vorhänge um das Bett schlossen das Licht aus. Es waren rote Vorhänge. Er zog sie beiseite. Das Zimmer hatte er noch nie gesehen. Und er hatte nicht nur dies Zimmer noch nie gesehen, ihm war auch noch nie in seinem Leben etwas Ähnliches untergekommen.
Etwas war verdammt sicher. Er war nicht in der Stasis-Zelle, es sei denn, eine Serie bizarrer Träume gehörte mit zu der Bestrafung. Auch war er nirgends im Rehab-Zentrum. Er war nicht einmal auf Alpha, dachte er, als er durch das hohe Bogenfenster eine riesige rote Sonne erspähte, und auch nicht auf Terra oder einem anderen Planeten der Konföderierten Welten, die er schon einmal besucht hatte.
Vielleicht war das hier Walhalla oder so etwas Ähnliches. Es gab alte Sagen über einen idealen Ort für Krieger, die den Heldentod gestorben waren. Und er war gewiß kämpfend untergegangen. Beim Prozeß hatte es geheißen, er habe acht Polizisten getötet und einen weiteren fürs Leben verkrüppelt. Er war gefallen wie ein Mann, nicht wie ein Konformist, an dem eine Gehirnwäsche vollzogen worden war. Er hatte nicht um eine Chance gebettelt und gefleht, noch eine Weile länger auf den Knien in einer Welt herumrutschen zu dürfen, die keine Achtung vor einem Mann hatte, der lieber auf seinen Füßen starb! Jedenfalls war er aus der Zelle heraus, das war schon mal ein guter Anfang. Aber er war nackt, wie man

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