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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bist?«
»Ich hätte gern die Wahl, das zu tun, wenn ich es vorzöge«, antwortete Carlina. »Oder vielleicht den, der mein Mann werden soll, selbst zu bestimmen. Aber lieber möchte ich gar nicht heiraten. Ich möchte als Leronis in einen Turm gehen und meine Jungfräulichkeit für das Gesicht bewahren, wie es einige der Mädchen meiner Mutter getan haben, oder auch unter den Priesterinnen Avarras auf der heiligen Insel leben und nur der Göttin gehören. Kommt dir das seltsam vor?« »Ja«, erklärte Bard. »Ich habe immer gehört, daß der größte Wunsch jeder Frau sei, so bald wie möglich zu heiraten.«
»So ist es auch bei vielen Frauen. Aber warum soll die eine Frau von der anderen nicht ebenso unterschiedlich sein wie du von Geremy? Du hast dich entschieden, Soldat zu werden, und er sich, Laranzu zu werden. Würdest du von jedem Mann verlangen, daß er Soldat werden solle?«
»Bei Männern ist das anders«, behauptete Bard. »Frauen verstehen diese Dinge nicht, Carlie. Du brauchst ein Heim und Kinder und einen, der dich liebt.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.
In Carlina stieg plötzlich Zorn auf, in den sich etwas wie Mitleid mischte.
Ihr war danach zumute, ihm eine heftige Antwort zu geben, aber er sah sie so sanft und so hoffnungsvoll an, daß sie sich untersagte, das auszusprechen, was sie dachte.
Ihm war kein Vorwurf zu machen. Wenn sie jemandem einen Vorwurf machen konnte, dann war es ihr Vater, der sie Bard gegeben hatte, als sei sie die rote Schnur, die er als Belohnung für seine Tapferkeit in der Schlacht um seinen Kriegerzopf trug. Warum sollte sie ihn für die Sitten des Landes verantwortlich machen, nach denen eine Frau nur ein Stück Vieh und sie selbst nur eine Schachfigur für den politischen Ehrgeiz ihres Vaters war?
Diesen Gedanken konnte er teilweise folgen. Mit gefurchter Stirn saß er da und hielt ihre Hand. »Möchtest du mich überhaupt nicht heiraten, Carlie?«
»0 Bard … « - und er hörte den Schmerz aus ihrer Stimme heraus »… ich habe nichts gegen dich. Wirklich, mein Pflegebruder und versprochener Gatte, wenn ich nun einmal heiraten muß, ist da kein anderer Mann, den ich lieber hätte. Vielleicht kommen wir eines Tages dahin - wenn ich älter bin, wenn wir beide älter sind und wenn die Götter sich uns freundlich erweisen -, daß wir uns lieben, wie es sich für ein verheiratetes Paar schickt.« Sie faßte seine große Hand mit ihren beiden kleinen. »Mögen die Göttergeben, daß es wahr wird.« Und dann kam wieder einer, um Carlina zum Tanz zu holen, und wieder blickte Bard finster. Aber sie sagte: »Bard, ich muß. Zu den Pflichten einer Braut gehört es, mit allen zu tanzen, die sie auffordern, das weißt du selbst. Und jedes Mädchen hier, das noch in diesem Jahr heiraten möchte, hält es für glückbringend, mit dem Bräutigam zu tanzen. Später können wir miteinander reden, mein Lieber.« Bard gab widerstrebend nach, und an seine Pflichten erinnert, ging er in der Halle umher und tanzte mit dreien oder vieren von Königin Ariels Frauen, wie man es von einem Mann erwartete, der zum Haushalt des Königs gehörte und sein Bannerträger war. Aber wieder und wieder suchten seine Augen Carlina mit ihrem perlenbestickten blauen Kleid und ihrem dunklen Haar.
Carlina. Carlina gehörte ihm, und er wurde sich bewußt, daß es ihm heftig zuwider war, wenn ein anderer Mann sie berührte. Wie konnten sie es wagen? Was hatte sie vor, daß sie flirtete und den Blick zu jedem Mann hob, der kam, um mit ihr zu tanzen, als sei sie eine schamlose Troßdirne? Warum ermutigte sie sie? Warum konnte sie nicht schüchtern und bescheiden sein und es abschlagen, mit einem anderen als ihrem versprochenen Gatten zu tanzen? Er wußte, das war unvernünftig, aber es kam ihm so vor, als lege sie es darauf an, die Anerkennung und das Lächeln eines jeden Mannes zu gewinnen, der sie berührte. Er hielt seinen Zorn zurück, als sie mit Beltran und mit ihrem Vater tanzte und mit dem ergrauten Veteran, dessen Enkelin ihre Pflegeschwester gewesen war. Aber jedes Mal, wenn ein junger Soldat oder ein Leibwächter aus dem Haushalt des Königs sie aufforderte, bildete er sich ein, Königin Ariel blicke triumphierend zu ihm hinüber.
Was sie da erzählt hatte, sie wolle überhaupt nicht heiraten- das war natürlich mädchenhafter Unsinn, und er glaubte kein Wort davon! Zweifellos schwärmte sie für irgendeinen Mann, einen, der ihrer nicht wirklich würdig war, dem ihre Eltern sie niemals

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