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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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getroffen. Bard erklärte steif: »Ich bin jung, Sir, aber im Feldzug nicht unerprobt. Meine Zeit habe ich zum größten Teil mit dem Schwert verbracht, und ich weiß nicht viel über die höflichen Umgangsformen mit Zauberern. Wissen muß ich, wo die Haftfeuer -Karawane nach Süden reitet, damit wir einen Überraschungsangriff machen können und es ihnen nicht gelingt, ihre Ware zu vernichten.«
    Meister Gareth verzog den Mund. »So, Haftfeuer ist es? Ich wäre froh, wenn all das Zeug im Meer versenkt würde. Dann wird es dies Jahr wenigstens nicht benutzt werden, Asturias zu belagern. – Melora!« rief er, und die ältere Leronis kam zu ihm. Bard hatte sie nach ihrem dicken Körper für eine ältere Frau gehalten. Jetzt sah er, daß sie dessen ungeachtet jung war. Ihr Gesicht war rund und mondförmig mit hellen, verträumten Augen. Ihr Haar, von einem leuchtenden Feuerrot, war zu einem unordentlichen Knoten geschlungen.
    »Bring mir den Vogel …«
    Fasziniert sah Bard zu – der Anblick war ihm nicht neu, aber es faszinierte ihn jedesmal in gleicher Stärke –, wie die Frau dem großen Vogel, der auf ihrem Sattelknopf saß, die Kappe abnahm. Gelegentlich war auch Bard schon mit einem Kundschaftervogel umgegangen. Im Vergleich damit waren auch die wildesten Jagdfalken zahm wie die Käfigvögel eines Kindes. Der lange, schlangenähnliche Hals drehte sich, und der Vogel kreischte Bard mit einem hohen, krächzenden Schrei an. Aber als Melora ihm das Gefieder streichelte, beruhigte er sich und gab ein Zirpen von sich, das beinahe wie eine Bitte um weitere Liebkosungen klang. Gareth nahm den Vogel, und Bard ließ sich äußerlich nichts von dem Schrecken anmerken, den die Nähe dieser grimmigen, unbeschnittenen Klauen vor seinen Augen ihm verursachte. Meister Gareth jedoch ging mit dem Vogel um, wie Carlina eins ihrer Singvögelchen gehalten hätte.
    »So, so, mein Schöner …«, sagte er und streichelte den Vogel liebevoll. »Geh und sieh, was sie tun …«
    Er warf den Vogel in die Luft. Der Vogel flog mit seinen langen, starken Schwingen davon, kreiste über ihnen und verschwand in den Wolken. Melora sank in ihrem Sattel zusammen, ihre verträumten Augen schlossen sich, und Gareth bemerkte leise: »Es ist nicht notwendig, daß Ihr hierbleibt, Sir. Ich werde den Rapport mit ihr aufrechterhalten und alles sehen, was sie durch die Augen des Vogels sieht. Ich werde Euch melden, wann wir weiterreiten können.«
    »Wie lange wird es dauern?«
    »Wie soll ich das wissen, Sir?«
    Wieder hörte Bard einen Vorwurf aus den Worten des Alten heraus. Hatte König Ardrin ihm diesen Befehl gegeben, damit er all die kleinen Dinge lernte, die er außer dem Kämpfen wissen mußte … einschließlich der Höflichkeit, die man einem erfahrenen Laranzu schuldig ist? Nun, er würde es lernen.
    Meister Gareth erläuterte: »Wenn der Vogel alles gesehen hat, was zu sehen nötig ist, und sich auf dem Rückweg zu uns befindet, dann können wir weiterreiten. Er wird uns finden, wo wir auch sind, aber Melora kann nicht reiten und dabei in Rapport mit ihrem Vogel bleiben. Sie würde von ihrem Esel fallen, und auch unter günstigsten Umständen ist sie keine gute Reiterin.«
    Bard runzelte die Stirn. Warum hatte man den Soldaten eine Frau beigesellt, die kaum auf einem Esel, ganz zu schweigen auf einem Pferd, sitzen konnte!
    Meister Gareth sagte: »Weil, Sir, sie von allen Leroni in Asturias die beste im Rapport mit einem Kundschaftervogel ist. Das ist eine weibliche Kunst, und ich selbst bin darin nicht so geschickt. Ich kann den Rapport mit diesen Tieren so weit herstellen, daß ich mit ihnen umzugehen vermag, ohne zu Tode gehackt zu werden. Aber Melora kann mit ihnen fliegen und alles sehen, was sie sehen, und es mir ausdeuten. Und jetzt, Sir, wenn Ihr entschuldigen wollt, darf ich nicht mehr sprechen, ich muß Melora folgen.« Sein Gesicht verschloß sich, seine Augen rollten nach oben, und Bard, der nur noch das Weiße sah, erschauerte. Der Mann war nicht hier . Irgendein wesentlicher Teil seiner selbst war mit Melora und dem Kundschaftervogel fort …
    Plötzlich war er froh, daß Geremy nicht mit ihnen gekommen war. Es war schlimm genug, diesen Fremden in ein unheimliches Reich verschwinden zu sehen, in das er ihm nicht folgen konnte. Das bei seinem Freund und Pflegebruder zu erleben, wäre unerträglich gewesen.
    Die dritte der Leroni hatte ihren grauen Reitmantel geöffnet und die Kapuze zurückgeworfen. Bard entdeckte, daß sie ein

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