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Die Zeit der hundert Königreiche

Die Zeit der hundert Königreiche

Titel: Die Zeit der hundert Königreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sage ich es Euch«, entgegnete der alte Mann freundlich. »Denn Mirella war zu schüchtern, es selbst zu tun. Sie ist nicht an Menschen gewöhnt, die ihre Gedanken nicht lesen können.«
    Bard warf einen verdrießlichen Blick zu dem Zelt hinüber. Er dachte, sie hätten besser die fette und häßliche Melora für das Gesicht bestimmen sollen, denn welcher Mann hätte Lust, ihr die Jungfräulichkeit zu rauben? Da mußte er ihr Gesicht zuerst mit einem Futterbeutel zudecken! Warum war es die hübsche Mirella? Meister Gareth lächelte immer noch liebenswürdig, aber Bard überkam plötzlich das unheimliche Gefühl, daß der alte Mann seine Gedanken las.
    »Kommt, kommt, Sir«, meinte Meister Gareth gutmütig, »Ihr seid mit Prinzessin Carlina verlobt. Es ist Euer nicht würdig, nach einer einfachen Leronis zu sehen. Liegt heute nacht allein, und vielleicht werdet Ihr von der hochgeborenen Frau träumen, die zu Hause auf Euch wartet. Schließlich könnt Ihr nicht jede Frau haben, auf die Euer lüsterner Blick fällt. Zeigt nicht solch häßliche Laune!«
    Bard stieß einen Fluch aus und ging. Er war nicht so dumm, daß er einen Laranzu verärgert hätte, von dem der Ausgang des Feldzugs abhängen mochte, aber die Art des alten Mannes, als spreche er zu dem grünsten aller Jungen, brachte ihn in Wut. Was ging das Meister Gareth an?
    Der Mann, der zur Bedienung der Offiziere mitgeritten war, hatte für sie, abgetrennt von den anderen, ein kleines drittes Lager aufgeschlagen. Bard ging, um das für die Männer gekochte Essen zu probieren – er hatte gelernt, nie seine eigene Mahlzeit zu sich zu nehmen, bis Pferde und Männer für die Nacht versorgt waren – und um den Pferch für die Pferde zu inspizieren. Als er zurückkam, wartete Beltran schon auf ihn. »Du siehst aus, als hättest du schlechte Laune, Bard. Was ist los mit dir?«
    »Verdammter alter Raubvogel«, knurrte Bard. »Hatte Angst, ich könnte seine kostbare jungfräuliche Leronis berühren, obwohl ich nichts weiter tat, als der Kleinen mein Feuerzeug anzubieten!«
    Beltran lachte vor sich hin. »Das ist doch ein Kompliment, Bard! Er weiß, daß du mit Frauen umzugehen verstehst. Dein Ruf ist dir vorausgeeilt, das ist alles. Er fürchtet, kein Mädchen könne dir widerstehen und ihre Jungfräulichkeit in deiner Anwesenheit bewahren!«
    Diese Auslegung gab Bard ein bißchen von seiner Selbstachtung zurück. Er kam sich jetzt nicht mehr ganz so wie ein gescholtener Schuljunge vor.
    »Meiner Meinung nach«, sprach Beltran weiter, »ist es verkehrt, Frauen mit auf einen Feldzug zu nehmen – das heißt, anständige Frauen. Vermutlich muß jede Armee Troßdirnen haben, obwohl ich selbst keinen Geschmack an ihnen finde. Wenn ich schon Frauen um mich haben muß, ziehe ich die Art vor, die nicht so aussieht, als würden sie nur gewaschen, wenn der Herbstregen sie im Freien überrascht. Aber anständige Frauen auf einem Feldzug sind eine Versuchung für den Unkeuschen und ein Ärgernis für den Keuschen, der seine Gedanken auf den Kampf konzentriert.«
    Bard nickte. Was Beltran sagte, war richtig. Er antwortete:
    »Und was mehr ist, wenn sie erreichbar sind, werden die Männer sich um sie schlagen, und wenn sie nicht erreichbar sind, werden sie ihretwegen wie Schlafwandler herumstolpern.«
    Beltran erklärte: »Sollte der Tag kommen, an dem ich meines Vaters Armee befehlige, werde ich es verbieten, daß eine Leronis mitreitet. Es gibt genug Laranzu’in , und ich persönlich finde, Männer sind für diese Kunst sowieso besser geeignet. Frauen sind zu zimperlich und haben bei der Truppe ebenso wenig etwas verloren wie Carlina oder einer unserer kleinen Brüder! Wie alt ist dein kleiner Bruder jetzt?«
    »Er muß acht sein«, antwortet Bard. »Neun zu Mittwinter. Ob er mich wohl vergessen hat? Ich bin nicht wieder zu Hause gewesen, seit mein Vater mich an den Hof schickte.«
    Beltran klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter. »Du kannst aber doch sicher Urlaub bekommen, um vor Mittwinter nach Hause zu reisen.«
    »Wenn der Kampf in Hammerfell vorbei ist, ehe der Schnee die Straßen unpassierbar macht«, sagte Bard, »dann will ich es tun. Meine Pflegemutter liebt mich nicht, aber sie kann mich nicht von meinem Vaterhaus fernhalten. Ich möchte zu gern sehen, ob Alaric mich immer noch gern hat.« Bei sich dachte er, daß er vielleicht seinen Vater bitten könnte, zu seiner Hochzeit zu kommen. Nicht jeder von Ardrins Pflegesöhnen wurde von dem König selbst di

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