Die Zeit der hundert Königreiche
des Krieges, nehme ich an, beziehungsweise die des Schlachtfeldes.«
»Nein«, widersprach Beltran, »ich bin kein geborener Krieger, ich habe nicht deine Begabung dafür. Alles, was ich fertigbringe, um mit Ehren aus der Sache hervorzugehen und meine Haut in einem Stück zu halten, ist, daß ich jeden töte, der sie mir ritzen will.«
Bard lachte. »Glaub mir, Beltran, mehr tue ich auch nicht.«
Aber Beltran schüttelte düster den Kopf. »Manche Männer sind zum Krieger geboren, andere werden zum Krieger gemacht. Ich bin keins von beiden.«
Geremy versuchte, einen leichteren Ton ins Gespräch zu bringen. »Aber du brauchst kein großer Krieger zu sein, Beltran. Du mußt dich darauf vorbereiten, eines Tages Asturias zu regieren. Dann kannst du so viele Krieger haben, wie du möchtest, und wenn sie dir gut dienen, spielt es gar keine Rolle, ob du weißt, an welchem Ende man ein Schwert halten muß. Du wirst der eine sein, der alle Krieger befehligt, und auch alle Zauberer … Willst du mich, wenn dieser Tag kommt, als deinen Laranzu haben?« Er benutzte das alte Wort für Zauberer, und Beltran grinste und schlug ihm auf die Schulter.
»Ich werde einen Zauberer und einen Krieger als Pflegebrüder haben, und wir drei zusammen werden Asturias mit dem Schwert und mit Zauberei gegen alle seine Feinde schützen. Aber die Götter mögen uns gnädig sein und diese Tage noch weit in der Zukunft liegen. Geremy, schick deinen Pagen noch einmal in den Hof, ob Bards Vater zur Verlobung seines Sohnes gekommen ist.«
Geremy wollte dem Jungen schon winken, der für Botengänge bereitstand, aber Bard schüttelte den Kopf.
»Erspare dem Kind die Mühe.« Sein Kinn schob sich vor. »Er wird nicht kommen, und es ist nicht notwendig, so zu tun, als käme er, Geremy.«
»Er will nicht einmal sehen, wie du mit des Königs eigener Tochter verheiratet wirst?«
»Vielleicht kommt er zur Hochzeit, wenn der König es klarmacht, daß er sein Fernbleiben als Beleidigung auffaßt«, sagte Bard. »Für eine bloße Verlobung kommt er nicht.«
»Aber die Verlobung ist die eigentliche Bindung«, wandte Beltran ein. »Vom Augenblick der Verlobung an bist du Carlinas gesetzmäßiger Gatte, und sie kann keinen anderen nehmen, solange du lebst. Es ist nur, daß meine Mutter meint, sie sei noch zu jung für das Ehebett, so daß dieser Teil der Zeremonie um ein Jahr verschoben wird. Aber Carlina ist deine Frau, und du, Bard, bist mein Bruder.«
Das sagte er mit einem scheuen Lächeln, und Bard war ungeachtet seiner gleichmütigen Fassade gerührt. Er sagte: »Das ist wahrscheinlich das Beste daran.«
Geremy bemerkte: »Wundern tut es mich doch, daß Dom Rafael nicht zu deiner Verlobung kommt. Bestimmt ist ihm die Nachricht zugesandt worden, daß du für Tapferkeit auf dem Schlachtfeld ausgezeichnet wurdest, daß du Bannerträger des Königs bist, daß du Dom Ruyven und seinen Friedensmann mit einem Streich getötet hast – wenn mein Vater so etwas von mir hörte, wäre er außer sich vor Stolz und Freude!«
»Oh, ich zweifle nicht daran, daß Vater stolz auf mich ist.« Bards Gesicht zeigte eine Bitterkeit, die bei einem so jungen Menschen merkwürdig berührte. »Aber er hört in allen Dingen auf Lady Jerana, seine gesetzmäßige Frau. Und sie hat nie vergessen, daß er es anderswo versuchte, als sie zwölf Jahre nach ihrer Heirat immer noch kinderlos war, und ebenso hat sie meiner Mutter nie verziehen, daß sie ihm einen Sohn gebar. Und sie war zornig darüber, daß mein Vater mich in seinem eigenen Haus großzog und mich im Waffenhandwerk und in höfischen Sitten unterrichten ließ, statt mich irgendwo in Pflege zu geben, wo ich hätte lernen können, wie man hinter dem Pflug geht oder den Boden aufkratzt, um Pilze anzubauen!«
Beltran sagte: »Sie hätte froh sein sollen, daß eine andere ihrem Mann einen Sohn schenkte, wo doch sie es nicht konnte.«
Bard zuckte die Schultern. »Das ist nicht Lady Jeranas Art. Statt dessen umgab sie sich mit Leroni und Zauberinnen – die Hälfte ihrer Hofdamen hat rotes Haar und ist zur Hexe ausgebildet –, damit früher oder später irgendein Zaubermittel ihre Unfruchtbarkeit heilte. Dann gebar sie meinen kleinen Bruder Alaric. Und dann, als mein Vater ihr nichts verweigern konnte, weil sie ihm einen legitimen Sohn und Erben geschenkt hatte, machte sie sich daran, mich loszuwerden. Oh, Jerana konnte mir nicht genug Freundlichkeit erweisen, bevor sie ihren eigenen Sohn bekam. Sie tat, als sei sie mir
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